24.03.2017, 11:06
Hallo Marlen,
wenn du Romanistik studierst, wie dein Profil verrät, hast vermutlich mehr Hintergrundwissen als ich, aber wenn ich schon gefragt werde, gebe ich gerne auch meine laienhaften Gedanken zum Besten.
Da ist zunächst das generelle Vogelmotiv, das für Leichtigkeit und Sehnsucht steht (Zugvogel) als weißer Vogel auch für Reinheit und Unschuld, speziell der Schwan auch für Anmut.
Aber das sind meine spontanen Assoziationen zum Schwan. Zur Unschuld des Schwans hat Charles Lamb ein schönes Sonett geschrieben:
Diese Unschuld, die keine Keuschheit ist, sondern eher eine natürliche Ursprünglichkeit dürfte auch Delmiras Motiv sein. Wenn ich mir ihre übrige Lyrik ansehe dann sehe ich da eine schier überbordende Lebenslust, oft erotisch, aber nie frivol, bzw. eine Sehnsucht danach, die zu ihrer Zeit in einem katholischen Umfeld mit einem eifersüchtigen Ehemann wohl nur eingeschränkt gelebt werden konnte.
Kulturgeschichtlich fällt mir natürlich noch Leda und der Schwan ein, was nun keine Geschichte von Unschuld ist, aber immerhin göttlich....
Liebe Grüße
ZaunköniG
wenn du Romanistik studierst, wie dein Profil verrät, hast vermutlich mehr Hintergrundwissen als ich, aber wenn ich schon gefragt werde, gebe ich gerne auch meine laienhaften Gedanken zum Besten.
Da ist zunächst das generelle Vogelmotiv, das für Leichtigkeit und Sehnsucht steht (Zugvogel) als weißer Vogel auch für Reinheit und Unschuld, speziell der Schwan auch für Anmut.
Aber das sind meine spontanen Assoziationen zum Schwan. Zur Unschuld des Schwans hat Charles Lamb ein schönes Sonett geschrieben:
(28.01.2007, 11:14)ZaunköniG schrieb: Charles Lamb
1775-1834
On the Sight of Swans in Kensington Garden
Queen-bird, that sittest on thy shining nest
And thy young cygnets without sorrow hatchest,
And thou, thou other royal bird, that watchest
Lest the white mother wandering feet molest:
Shrined are your offspring in a crystal cradle,
Brighter than Helen's ere she yet had burst
Her shelly prison. They shall be born at first
Strong, active, graceful, perfect, swan-like, able
To tread the land or waters with security,
Unlike poor human births, conceived in sin,
In grief brought forth, both outwardly and in
Confessing weakness, error, and impurity.
Did heavenly creatures own succession's line,
The births of heaven like to yours would shine.
Die Schwäne in Kensington Garden
Ü: ZaunköniG
Du Königin, die thront auf ihrem Nest,
umhegst ganz schmerzlos deine junge Brut;
Und du, ihr König, ständig auf der Hut
daß fremdes Volk dein Weib in Ruhe läßt:
Kristall die Wiege, die den Nachwuchs barg,
noch heller als die Helena's! - Sie birst.
Die Jungen sprengen ihr Gefängnis erst
ganz schwanenhaft: graziös, agil und stark,
bereit das Land und Wasser zu begehen.
Nicht wie ein Menschenkind, gezeugt in Sünde
und in Schmerzen ausgetragen, nur bestimmt
um für die alte Erbschuld einzustehen.
Ihr seid aus andrer Linie begründet,
die ihr auf Meer- und Himmelswellen schwimmt!
Diese Unschuld, die keine Keuschheit ist, sondern eher eine natürliche Ursprünglichkeit dürfte auch Delmiras Motiv sein. Wenn ich mir ihre übrige Lyrik ansehe dann sehe ich da eine schier überbordende Lebenslust, oft erotisch, aber nie frivol, bzw. eine Sehnsucht danach, die zu ihrer Zeit in einem katholischen Umfeld mit einem eifersüchtigen Ehemann wohl nur eingeschränkt gelebt werden konnte.
Kulturgeschichtlich fällt mir natürlich noch Leda und der Schwan ein, was nun keine Geschichte von Unschuld ist, aber immerhin göttlich....
Liebe Grüße
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.