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Delmira Agustini: Por tu musa - ZaunköniG - 20.03.2010 Delmira Agustini Por tu musa Cuando derrama en los hombros puros de tu musa la túnica de nieve, yo concentro mis pétalos oscuros y soy el lirio de alabastro leve. Para tu musa en rosa, me abro en rosa; mi corazón es miel, perfume y fuego, y vivo y muero de una sed gloriosa: tu sangre viva debe ser mi riego. Cuando velada con un tul de luna bebe calma y azur en la laguna, yo soy el cisne que soñando vuela; y si en luto magnífico la vistes para vagar por los senderos tristes, soy la luz o la sombra de una estela. An deine Muse Willst du die Schultern deiner Muse schmücken mit einer Robe ganz von reinem Schnee, werd ich die dunklen Blütenblätter pflücken und bin die Alabaster-Lilie. Für deine Rosen-Muse bin ich Rose; mein Herz ist Honigduft und Feuerglut. Ich lebe, sterbe, dürste glorios: Als Wasser netze mich dein Lebensblut. Wenn eingehüllt in einen Lichtflor Lunas das Blau sinkt in die ruhige Lagune, bin ich die träumerische Schwanenseele. Willst du sie in gemessne Trauer kleiden, die trüben Pfade mit ihr zu beschreiten, bin ich das Licht und Schatten einer Stele. RE: Delmira Agustini: Por tu musa - Marlen - 23.03.2017 Mich würde interessieren ob jemand eine Interpretation zu diesem Gedicht hat ? Welche Rolle spielt das Symbol des modernistischen Schwans ? Jemand eine Idee? Lieben Gruß Marlen RE: Delmira Agustini: Por tu musa - ZaunköniG - 24.03.2017 Hallo Marlen, wenn du Romanistik studierst, wie dein Profil verrät, hast vermutlich mehr Hintergrundwissen als ich, aber wenn ich schon gefragt werde, gebe ich gerne auch meine laienhaften Gedanken zum Besten. Da ist zunächst das generelle Vogelmotiv, das für Leichtigkeit und Sehnsucht steht (Zugvogel) als weißer Vogel auch für Reinheit und Unschuld, speziell der Schwan auch für Anmut. Aber das sind meine spontanen Assoziationen zum Schwan. Zur Unschuld des Schwans hat Charles Lamb ein schönes Sonett geschrieben: (28.01.2007, 11:14)ZaunköniG schrieb: Charles Lamb Diese Unschuld, die keine Keuschheit ist, sondern eher eine natürliche Ursprünglichkeit dürfte auch Delmiras Motiv sein. Wenn ich mir ihre übrige Lyrik ansehe dann sehe ich da eine schier überbordende Lebenslust, oft erotisch, aber nie frivol, bzw. eine Sehnsucht danach, die zu ihrer Zeit in einem katholischen Umfeld mit einem eifersüchtigen Ehemann wohl nur eingeschränkt gelebt werden konnte. Kulturgeschichtlich fällt mir natürlich noch Leda und der Schwan ein, was nun keine Geschichte von Unschuld ist, aber immerhin göttlich.... Liebe Grüße ZaunköniG |