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Sonette aus dem Orient ( von 1864 ) Rhodus (4)
#2
Rhodus


I. – Die Ritterstraße

Sag an, wo sind, die dir den Namen gaben?
Noch künden selbst vergeßne Wappenschilder,
Steindiademe, Stern- und Löwenbilder
Geschlechter, längst verschollen, längst begraben.

Den Gang entlang kein muthig Pferdetraben!
Kein Troß im Hof, kein Lärm, kein kampfeswilder,
Kein stilles Hospital, bedacht mit milder
Behendigkeit die Blutenden zu laben!

Die ganze Gasse – wie ruinenschaurig!
Verödet ist der Saal und stumm und traurig,
Drin Ritter einst beim Siegesmahl gesessen.

Doch Erker, einzig nicht zu Fall gebrachte!!
Gewiß, ihr habt nicht gänzlich schon vergessen
Des Häufleins, das den Islam zittern machte.

 
II. – Schutt und Leben

Ein halber Thurm... ob früh, ob spät es sei,
Verkünden auf dem Zifferblate keine
Belebten Zeiger ... ringsum Schutt und Steine,
Draus manche Säule ragt, doch längst entzwei!

Zuweilen schleicht vermummt ein Weib vorbei,
Im Schatten streckt der Hund von sich die Beine,
Indeß sich Langohr wärmt am Sonnenscheine,
Zuweilen dringt aus Kindermund ein schrei.

Doch horch dem Meer, dem alten Rauschegruß!
So hat es schon gelockt und so gegrollt,
Als noch der Gischt genetzt Aubusson’s Fuß.

Ob dort das Aug’ an Trümmern sich entsetze,
Hier werden neue Segel aufgerollt,
Und bald erblühen neue Stapelplätze!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Sonette aus dem Orient ( von 1873 ) Rhodus (2) - von ZaunköniG - 15.09.2023, 11:09

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