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Sonette - in 12 Runden zu 14 Gedichten - 05 Der Künstler
#1
Der Künstler

Doppelschicksal


Wie kommt es, daß der Künstler, das Genie
Oft Ekel fühlt, Qual, Überdruß am Leben,
Der auf der Wonnen höchsten Höhn zu schweben
Doch sonst vermag, wie ein Gering’rer nie.

Ich deut’ es so: gewalt’ger Phantasie
Kann Großes Inhalt nur und Nahrung geben,
Und wo dies fehlt, dort bleibt sie elend eben,
Leer, ungestillt, öd, nicht sie selbst ist sie.

Den Kleinen füllt die nichtig kleinste Weile
Schon völlig aus, und nirgends fehlts dem Laffen,
Wo dem Genie nur leere Räume klaffen.

Dem Künstler taugt die große nur zum Heile;
In ihrem Äther schwillt er an zum Gotte,
Doch in der kleinen schrumpft er ein zur Motte.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Liebesphasen

Als ich ein Kind noch war mit runden Wangen,
Da liebt’ ich jeglich Schönes um mich her,
Ein jedes schöne Bild ward mein Begehr,
Ein jedes Blümchen, das ich konnt’ erlangen.

Doch in des Knabenalters reif’rem Prangen
Genügte Einzelschönes mir nicht mehr,
Und ich erheckt’ ein Mädchen rein und hehr,
Das alle Schönheit hielt’ vereint umfangen.

Dem Jüngling ist der Künstlertraum zerscheitert,
Als Luftgebild erkannt’ ich jene Schöne,
Mein Lieben hat zur Dichtung sich erweitert.

Die Welt der Griechen ist mir aufgegangen,
Und wieder liebt’ ich Blumen, Bilder, Töne,
Jedwede Schönheit haltend liebumfangen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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