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Totenklage um Kaiser Friedrich
#1
Totenklage um Kaiser Friedrich

I.

Dem ersten Schmerz, dem heilig ernsten tiefen,
Soll nicht der Trost, - sei’s auch der Liebsten, - nah’n;
Ihn trösten wollen, - zudringlicher Wahn!
Wart’ ab, bis milder erst die Thränen triefen!

Wem je versunken ist in Deine Tiefen,
O Grabesgruft, ein Liebstes, - stummer Schwan,
Des echten Schmerzes Sinnbild, folg’ dem Kahn
Des Charon, dem doch nimmer Einhalt riefen

Die Klagelaute, die vom Ufer geller,
Die Arme, die sich zum Gebet erheben, -
Auf finstrem Strome, dessen trübe Quellen

Viel Thränen sammeln, wie der Menschheit Leben
Sie weint, wenn Schicksalsnot die Parzen weben;
- Folg’ schweigend ihm auf des Cocytos Wellen!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
II.

Verachtung nur gebührt den Dichterlingen,
Die an der Bahre schon die Totenklagen
Kunstvoll gefühllos anzustimmen wagen,
Daß sträubend fast der Leyer Saiten springen.

Es fehlen solchem Sang des Schwanes Schwingen,
Der nach dem Heimgeleit, empor getragen
Vom Thränenstrom zum Wlkenflor, mit Zagen
Des Schmerzes Schweigen endlich löst in Singen,

In Singen, - nicht, daß drunten man ihn höre,
In Singen, weil ein Gott es ihm verlieh,
Verzweiflung in Entsagung auszutönen,

Die Sehnsucht zu verklären, daß sie nie
Das Bild verliert, daß sich umflort verlöre,
Müßte der Thränen sie sich nicht entwöhnen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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