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Sonnets 015
#1
William Shakespeare
1564 – 1616 England



XV.

When I consider every thing that grows
Holds in perfection but a little moment,
That this huge stage presenteth nought but shows
Whereon the stars in secret influence comment;
When I perceive that men as plants increase,
Cheered and check'd even by the self-same sky,
Vaunt in their youthful sap, at height decrease,
And wear their brave state out of memory;
Then the conceit of this inconstant stay
Sets you most rich in youth before my sight,
Where wasteful Time debateth with Decay,
To change your day of youth to sullied night;
And all in war with Time for love of you,
As he takes from you, I engraft you new.


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#2
Übersetzung von

Terese Robinson
1873 – 1933


XV.

Seh’ ich, daß jedem Ding in der Natur
Die Götter eine kurze Frist nur schenken,
Daß diese Welt ein Riesenschauplatz nur
Für Spiele, die die Sterne heimlich lenken;
Seh’ Menschen ich wie Pflanzen blühn und steigen,
Von gleicher Luft getrieben und gehemmt,
In Jugend prangen, müd’ sich abwärts neigen,
Von der Vergessenheit hinweggeschwemmt;
Seh’ ich dies ewige Bilden und Zerstören,
Stehst du vor meinem Geist in Jugendpracht,
Ich fühle, wie sich Zeit und Tod verschwören,
Zu wandeln deinen hellen Tag in Nacht.

Mit Zeit und Tod kämpf’ ich dann um dein Leben,
Was sie dir rauben, will ich neu dir geben.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
In der Übersetzung von
Johann Gottlob Regis



XV.

Bedenk’ ich alles Wachsende beharrt
Nur im Vollkommen wenig Augenblicke,
Und daß des großen Balls Gestalten aller Art
Die Stern’ umwittern mit geheimer Tücke:

Seh’ ich den Menschen pflanzengleich genährt,
Wie ihn derselbe Himmel hegt und beuget,
Vollsaftig prangend, dann zurückgekehrt
Von höchster Höh’, in ihm das Mark vertreuchet:

Dann führt das Bild von seiner Flüchtigkeit
Im höchsten Jugendflor dich mir vor Augen,
Wo räuberisch die trümmerfrohe Zeit
Bemüht ist deinen Tag in Nacht zu tauchen.

Und stets im Kampfe mit der Zeit, dir treu,
Wie sie auch von dir nimmt, pflanz’ ich dich neu.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Übersetzung von
Max Josef Wolff




XV

Bedenke ich, wie alles hier im Leben
Nur kurze Weile im Zenite kreist,
Wie in der Sterne unerforschtem Weben
Nur Schatten diese große Bühne weist;

Seh' ich der Pflanze gleich den Mensch erstehn,
Genährt vom gleichen Himmel und zerstört,
Im Vollbesitz der Jugendkraft vergehn,
Bis alles der Vergessenheit gehört;

Dann bei der Ahnung der Vergänglichkeit
Erscheinst du mir in jugendlicher Pracht,
Mit dem Verfall seh' ich im Kampf die Zeit,
Die deinen Tag versenkt in düstre Nacht.

Doch biet' ich Trotz ihr, ganz in Liebe dein,
Was sie dir nimmt, will ich dir neu verleihn.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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