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Wilhelm Trübner: Bootssteg auf der Herreninsel im Chiemsee
#1
Wilhelm Trübner
1851 - 1917


[Bild: Wd09737.jpg]

Wilhelm Trübner: Bootssteg auf der Herreninsel im Chiemsee

Verzogene und ausgetretne Bretter
auf Pfählen ruhend, weit ins Wasser ragend,
die Menschenschwere oft und mürrisch tragend,
jetzt leer im dämmerfrühen Wolkenwetter.

Am Steg drei Kähne, rohe, wohlverpichte;
ein vierter wurde irgendwann gestrichen,
dem Wasserblau und Schilfgrün angeglichen -
die Farbe wirkt verblaßt im Morgenlichte.

Im Osten eine Insel frommer Frauen.
Man kann von hier das Zwiebeltürmchen schauen
und, wenns der Wind erlaubt, die Glocken hören.

Noch kein Verkehr von Schiffern und von Schwimmern.
Ich hör im Schilf der Ralle erstes Wimmern
den kühlen See beim Hellerwerden stören.
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#2
Hallo Sonettista,

das ging ja ganz schön flott!
Hattest Du den Text noch in der Schublade?

Die Stimmung hast du gut eingefangen. Dennoch ein paar kleine Anmerkungen:

nach den Adverben "ruhend", "ragend", "tragend" vermisse ich noch ein echtes Verb oder Hilfsverb im ersten Quartett. Das ist kein vollständiger Satz.
Grundsätzlich gilt das auch für die Zeilen 5, 9 und 12 aber da stört es mich nicht. Wohl durch die kürze haben diese Passagen mehr den Charakter von Zwischenüberschriften.

In Zeile 8 wäre zu überlegen ob Du das altertümliche Lichte nicht kürzt.
Wenn es Dir um en sauberen Reim geht, ginge in Zeile 5 auch "roh und wohlverpicht". Oder willst Du als Pusistin nur weibliche Endungen?

Etwas Befremdlich finde ich das Vogelwimmern: Vogelgesang assouiiere ich mit Tagesanbruch. Warum sollten die Vögel hier stören? Wenn Du typische Nachtvögel meinst müßtest Du die auch benennen, finde ich.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo Zaunkönig,

der Text ist tatsächlich auf diese Aufgabe hin entstanden.
Hmm... ich möchte ihn wenigstens vorerst so lassen. Vielleicht ändere ich ja irgendwann noch mal.
Die unvollständigen Sätze sind beabsichtigt; ich möchte hier nicht erzählen (mit Verb) sondern nur beschreiben, und so knapp wie möglich.
Das Dativ-e mag ich. Und weibliche Endungen (gerade bei so einer ruhigen Stimmung) auch; mich würde eine betonte Endung hier stören.
Und à propos stören: Ich sehe da eine völlig stille Morgendämmerung, schaue über das Wasser, und plötzlich kommt aus dem Schilf das scharfe, laute, wimmernde Geräusch eines Watvogels - aus Erfahrung beim Wandern finde ich das durchaus "störend", es bricht endgültig mit der Ruhe.
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#4
Hallo Sonettista,

vielleicht kannst du die Vögel noch präzisieren, damit der Leser keine Amsel oder Nachtigall im Ohr hat.
Eine Dommel? Eine Schnepfe? Was hast du denn gehört?

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
@Zaunkönig: Guter Tip. Ich habe eine Ralle daraus gemacht; die klingen zuweilen wirklich kläglich.
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