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Sonnets 007
#1
William Shakespeare
1564 – 1616 England



VII.

Lo! in the orient when the gracious light
Lifts up his burning head, each under eye
Doth homage to his new-appearing sight,
Serving with looks his sacred majesty;
And having climb'd the steep-up heavenly hill,
Resembling strong youth in his middle age,
Yet mortal looks adore his beauty still,
Attending on his golden pilgrimage;
But when from highmost pitch, with weary car,
Like feeble age, he reeleth from the day,
The eyes, 'fore duteous, now converted are
From his low tract and look another way:
So thou, thyself out-going in thy noon,
Unlook'd on diest, unless thou get a son.

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#2
Übersetzung von

Terese Robinson
1873 – 1933


VII.

Schau, wenn im Ost das gnadenreiche Licht
Erhebt sein brennend Haupt und leuchtend geht,
Folgt ehrfurchtsvoll ihm jedes Angesicht
Und huldigt seiner heiligen Majestät.
Und wenn es seinen höchsten Flug vollendet,
Gleich einem Jüngling in der Mannheit Kraft,
Blickt unser Aug’ noch staunend und geblendet
Hinauf zu seiner goldnen Pilgerschaft.
Doch steigt es von der stolzen Höhe nieder,
Wegmüder Greis, der sucht die nächt’ge Ruh’,
Dann wandelt sich der Blick und wendet wieder
Vom niedern Pfad sich höhern Bahnen zu.

Und so empfängst auch du der Selbstsucht Lohn,
Wenn Abend wird, - erzeugst du keinen Sohn.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
In der Übersetzung von
Johann Gottlob Regis



VII.


Sieh! wenn von Osten her das Segenslicht
Sein Glanzhaupt zeigt, wie aller Augensphären
Ihm huldigen, dem kommenden Gesicht,
Mit Blicken seine heil’ge Hoheit ehren.

Und hat er auch den steilsten Himmelsplan,
Gleich rüst’ger Mitteljugend schon beschritten,
Noch beten Menschen seine Schönheit an,
Noch lauschen sie des Gottes goldnen Tritten.

Doch, wenn von höchster Höh’ ermüdet dann
Tagabwärts wankt des schwachen Greises Wagen,
Gleich kehrt von seinem niedrigen Gespann
Der Blick sich weg, erst zu ihm aufzuschlagen.

So du, um Mittag schon dir selbst entflohn,
Stirbst unbemerkt, zeugst du dir nicht den Sohn.


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#4
Übersetzung von
Max Josef Wolff



VII

Sieh, wenn im Ost sein Haupt im Strahlenkranz
Der holde Tag erhebt, anbetend kehren
Sich alle Blicke zu dem jungen Glanz,
Des Lichtes heil'ge Majestät zu ehren.

Und steigt er wie ein Jüngling kraftgeschwellt,
Den steilen Pfad zur Mittagshöhe auf,
Bewundert seine Schönheit noch die Welt
Und folgt in Demut seinem goldnen Lauf.

Doch wenn er vom Zenith mit müdem Wagen,
Ein schwacher Alter, taumelnd schwankt hinab,
Das Auge, das verehrend aufgeschlagen,
Es kehrt von seiner niedern Bahn sich ab;

So wirst auch du, ist Mittagsglanz entflohn,
Verachtet sterben, hast du keinen Sohn.


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#5
In Übersetzung von
Emil Wagner
(eigentlich: Ludwig Reinhold Walesrode)


VII.

Sieh’, wenn das Licht im Osten hebt so mild
Sein Flammenhaupt, gern niedre Augen weihn
Verehrung seinem neuen Zauberbild,
Mit Blicken dienend seinem heil’gen Schein.

Und wenn’s erstiegen hat des Himmels Höh’n,
Dem Jüngling gleich von kühner Heldenart,
Verehren doch noch augen es als schön,
Nachstaunend seiner goldnen Pilgerfahrt.

Doch wenn sein Wagen müde niederfährt,
Und flieht, dem schwachen Alter gleich, der Tag,
Sind früher fromme Augen abgekehrt: -
Das Ziel des Laufes Niemand schauen mag.

So du, dich selber überschreitend schon,
Stirbst unbeachtet, bleibt dir nicht ein Sohn.


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#6
In Übersetzungen von
Otto Gildemeister



VII.

Sieh, wann im Ost das gnadenreiche Licht
Sein Flammenhaupt erhebt, zu ihm sich kehrend
Grüßt jedes Auge dann sein Angesicht,
Die heil’ge Majestät mit Blicken ehrend.

Und wann es steil des Himmels Höh gewann,
Noch starker Jugend gleich in seiner Mitte,
So betet noch die Welt das Wunder an,
und Staunen folgt dem goldnen Pilgerschritte.

Doch wann ermattet sein Gespann sich senkt
Und westwärts schwankt wie schwache Greisenzeit,
dann wird der Blick der Ehrfurcht abgelenkt
Von solcher tiefen Bahn und schaut beiseit.

So du, wann deine Mittagsstund entflohn,
Stirbst unbestaunt, du zeugst denn einen Sohn.


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#7
In Übersetzung von
Karl Kraus

1874 – 1936


VII

Sieh, wenn die Sonne gnädig aufersteht
zum großen Gang auf ihrer Himmelsbahn,
wie bannt den Blick die goldne Majestät,
der alle Menschensinne untertan!

Zum Mittag dringt die kühne Kraft empor,
und staunend folgt, bis sie ihn übermannt,
der Blick, dem sich die Ehrfurcht nicht verlor,
erhabnem Sieg und Aufstieg unverwandt.

Doch weicht der Sieger, müde, immer müder,
will's Abend werden und zur Neige gehn,
dann schlägt die Menschheit ihre Augen nieder,
die sich vor kurzem noch nicht satt gesehn.

So sinkt auch deine Sonne ohne Lohn,
wenn dich die Welt nicht wiedersieht im Sohn.


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#8
Übersetzung von
Alexander Neidhardt

1819-1908


VII.

Sieh, wenn im Osten hebt das holde Licht
Sein glühend Haupt, wie dann emporgekehrt
Zu huldigen ihm ein jedes Angesicht,
Und jeder Blick das strahlende verehrt!

Und wenn erklimmt es hat den Himmel hoch
Gleich kräftiger Mannheit nun im Himmelsflug,
Hängt jedes Äug' an seiner Schönheit noch,
Ihm folgend auf dem goldnen Pilgerzug.

Doch wenn vom Gipfel dann es niederlenkt
Den müden Wagen schwachem Alter gleich,
Ist abgewandt ein jeder Blick, gesenkt,
Der erst gehuldigt, weil's nun matt und bleich.

So wird auch dich die Welt einst achtungslos
Wohl scheiden sehen, zeugst du keinen Spross.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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