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William Gilmore Simms: Objects which influence the ambitious nature - 1
#5
Hallo Josef,

Wenn man die Reime erhalten kann ohne zu viel vom Inhalt preiszugeben, klar, wäre es ein Sakrileg sie nicht zu verwenden. Das Gleiche gilt natürlich für Versmaß, und jedes andere Stilmittel. Dort wo man es nicht hinbekommt, - und es gibt schon ziemlich vertrackte Aufgaben für einen Übersetzer, muss man sich in jedem Fall neu entscheiden was wichtig und nötig ist, will man den Text nicht ganz verwerfen.

Mir fällt dazu eine Übersetzungsaufgabe aus einem anderen Forum ein
Die Ballade "El Viajero" von Antonio Machado.

Es wurden 3 Übersetzungen von Muttersprachlern eingestellt teils in Prosa, teils in Blankversen jedenfalls alle reimlos.
Als ich meine gereimte Fassung einstellte, war zwar Respekt zu spüren, wie ich alles in der Form untergebracht hatte, aber irgendwie kam die traurig-melancholische Stimmung des Originals nicht rüber. Meine reimlosen kollegen hatten dann auch schnell den Reim als Ursache ausgemacht und waren wohl der Meinung dass zu viel Formtreue die Seele des Gedichts zerstört. Wohl in etwa wie es dir mir Gelfert ging.

Dann habe ich aus den vierhebigen Quartinen aber sechshebige Terzinen gemacht und plötzlich hat der Text funktioniert. Die Muttersprachler gedenfalls waren begeistert - und wohl auch erstaunt was die Form leisten kann. Hier allerdings nicht 1:1 übertragen sondern abgewandelt um spachliche Eigenheiten auszugleichen. Hier die extreme Kurzsilbigkeit des Spanischen. Dies ist wohl ein Extrembeispiel, aber eine andere Sprache ist eine andere Sprache mit eigenen Qualitäten und Beschränkungen.
Es ist vielleicht ein guter Vergleich mit dem Bergsteigen. Natürlich wollen wir beide zum Gipfel - und wenn es gelingt fragt niemand mehr, welchen Weg wir genommen haben. Dort aber wo der Gipfel nicht erreichbar ist, stellt sich die Frage auf welchem Weg man am weitesten kommt. Wir nähern uns aus verschiedenen Richtungen. Und wenn am ersten Berg der Westhang am aussichtsreichsten ist, so ist er am nächsten vielleicht der schwierigste.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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RE: William Gilmore Simms: Objects which influence the ambitious nature - 1 - von ZaunköniG - 11.11.2014, 18:22

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