Sonett-Forum

Normale Version: William Gilmore Simms: Objects which influence the ambitious nature - 1
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William Gilmore Simms
1806 - 1870 USA

Objects which influence the ambitious nature

I. Trophies. – How Planted.


The trophies which shine out for eager eyes,
In youth’s first hour of progress, and delude
With promise dearest to ambitious mood,
Lie not within life’s limits, but arise

Beyond the realm of sunset; - phantoms bright
Glowing above the tomb, having their roots
Even in the worshipper’s heart; - from whence their fruits,
And all that thence grows precious to man’s sight!

Thence, too, their power to lure from beaten ways
That Love hath set with flowers, and thence the spell,
‘Gainst which the blood denied may ne’er rebel,
That leads to sleepless nights, and toilsome days,

And sacrifice of all those human joys
That to the ambitious nature seem but toys.



Dinge, die die strebsame Natur beeinflussen

Wie gepflanzt



Die Preise, die vor zielstrebigen Augen glänzen,
schon seit der Jugend ersten Schritten, und verfrüht
die schöne Aussicht bieten strebendem Gemüt,
befinden sich nicht innerhalb des Lebens Grenzen.

Jenseits der Sonnenuntergänge schimmern Lichter
über den Gräbern; Lichter die sich Wurzeln schlagen
in jedes Beters Herz und reiche Früchte tragen,
die köstlich locken dicht vor unseren Gesichtern!

Daher die Kraft für uns, auch neuen Weg zu wagen.
Bestreut mit Blumen liegt der Weg im Liebes-Bann
und niemals streitet unser Blut dagegen an.
Es führt durch wache Nächte und beschwerte Tage

und opfert alles, was der Menschenfreude Ziel,
doch strebsamer Natur erscheint als eitles Spiel.
Hallo Zaunkönig,

warum gehst du vom regulären Sonettmaß zu einem sechshebigen Vers über? Natürlich kann man dann im Deutschen entspannter formulieren, was der argumentativen Gestaltung, die viele Sonette aufweisen - STICHWORT. GEDANKENGEDICHT - entgegenkommt. Ist das aber nicht zuviel der dichterischen Freiheit?

Gruß
Josef
Hallo Josef,

Der fünfhebige Jambus ist nicht in Stein gemeißelt. So gibt es unzählige Sonette in Alexandrinern. Aber du hast natürlich Recht: Hier habe ich mich von der Vorlage entfernt. Es ist gewissermassen eine Kapitulation vor der Gedankenfülle des Gedichts.
Was die dichterische Freiheit erlaubt, kann wohl nicht pauschal beantwortet werden, das hängt vom einzelnen Gedicht ab, aber natürlich auch vom Vermögen des Übersetzers.
Ein Wechsel des Versmaßes halte ich im vorliegenden Fall für nicht problematischer, als beispielsweise eine Umstellung der Reime.
Siehst Du einen gravierenden Nachteil des Sechshebers in diesem Text? Verändert er Tonfall und Stimmung zu sehr?

Ich sehe in deinen Übertragungen, dass du sehr viel strenger bist in der Form. In manchen Texten muss ich es geradezu bewundern, wie du es hinbekommst, in anderen ist die Formtreue teuer erkauft.

Liebe Grüße
ZaunköniG
Hallo Zaunkönig,

es stimmt, ich versuche mit der Zahl der betonten Silben auszukommen, die die Vorlage bietet, wobei einem das natürlich manchmal sauer wird, wenn man sieht, was man dann alles bei der Übertragung unter den Tisch fallen lassen muss. Ich bewundere z. B. den Übersetzer Hans-Dieter Gelfert dafür, wie er es immer wieder schafft, trotz aller Restriktion durch die Form fast sämtliche Aspekte des Textes zu "erwähnen" und doch der Form völlig treu zu bleiben. Der Nachteil bei Gelfert ist aber, es klingt alles irgendwie gleich; ob Keats oder Shelley oder Walt Whitman, es klingt alles sehr kultiviert - aber eben immer wie "Gelfert" und das kann es doch auch nicht sein. Mir fehlt dann dabei das Spezifische des Autors, wobei mir klar ist, in der Lyrikübersetzung ist das schwerer heraus zu arbeiten als bei einem langen Roman-Text.
Meine Theorie ist in etwa die, dass die Lyrik im wesentlichen eine musikalisch wirkende Literaturdisziplin ist,, wo es zwar auch auf den Inhalt ankommt - so wie es den Charakter eines Musikstücks verändert, ob ich es mit der Orgel oder einem Bläserchior spiele. Rhythmus und Länge der "Noten" liegen aber fest, und aus einem Walzer kann man keinen Tango machen (vielleicht aber einen Tango mit einem Takt mehr?). Ich verstehe die Reimfiguren als die wichtigsten Elemente dieser klanglichen Wirkungen, die auch wiederum inhaltliche Bezüge setzen. Das kann man sich sehr schön klar machen, wenn man sich einmal den Spaß macht, ein Gedicht, das man klanglich korrekt übertragen hat, seiner Reimworte zu entledigen und dafür gleichlange aber nicht reimende Begriffe einsetzt. Dann ist alles, aber auch alles "im Eimer"! Ich mach das hier mal für das schon im Forum stehende
A widow-bird sate mourning von Shelley:

Die Vogel-Witwe saß, beklagte viel
Ihren toten Freund.
Der kalte Wind blies um sie her,
Das Eis im Strome trieb.

Nicht eine Blume sah man dort im Tal,
Im Wald kein einz'ges Grün.
Und kein Geräusch gab es zur Stund',
Nur Klang vom Mühlenrad.

Tja, ist alles wie vorher, nur ohne Reim; so wie wenn jemand "Für Elise" spielen würde, aber bei jedem dritten oder vierten Ton daneben haut. (Und das hier benutzte Beispiel ist noch ziemlich harmlos, richtig schlimm wird es bei liedhaften Strophen etc. ) Wir erkennen am Rhythmus dann zwar noch das gemeinte Stück, aber glücklich werden wir wahrscheinlich nicht damit.
Ein Gedicht, bei dem ich wirklich lange mit meiner prinzipiellen Ablehnung von "Verlängerungen" gerungen habe ist: She walks in Beauty von Byron. Da werde ich an gegebener Stelle einmal zum Vergleich die (verworfene?) Lang- und die Kurzfassung einstellen. Um die erstere tut es mir heute noch leid, und so ganz kann ich mich auch noch nicht entscheiden. Es ist und bleibt ein schwieriges Problem.

Gruß
Josef
Hallo Josef,

Wenn man die Reime erhalten kann ohne zu viel vom Inhalt preiszugeben, klar, wäre es ein Sakrileg sie nicht zu verwenden. Das Gleiche gilt natürlich für Versmaß, und jedes andere Stilmittel. Dort wo man es nicht hinbekommt, - und es gibt schon ziemlich vertrackte Aufgaben für einen Übersetzer, muss man sich in jedem Fall neu entscheiden was wichtig und nötig ist, will man den Text nicht ganz verwerfen.

Mir fällt dazu eine Übersetzungsaufgabe aus einem anderen Forum ein
Die Ballade "El Viajero" von Antonio Machado.

Es wurden 3 Übersetzungen von Muttersprachlern eingestellt teils in Prosa, teils in Blankversen jedenfalls alle reimlos.
Als ich meine gereimte Fassung einstellte, war zwar Respekt zu spüren, wie ich alles in der Form untergebracht hatte, aber irgendwie kam die traurig-melancholische Stimmung des Originals nicht rüber. Meine reimlosen kollegen hatten dann auch schnell den Reim als Ursache ausgemacht und waren wohl der Meinung dass zu viel Formtreue die Seele des Gedichts zerstört. Wohl in etwa wie es dir mir Gelfert ging.

Dann habe ich aus den vierhebigen Quartinen aber sechshebige Terzinen gemacht und plötzlich hat der Text funktioniert. Die Muttersprachler gedenfalls waren begeistert - und wohl auch erstaunt was die Form leisten kann. Hier allerdings nicht 1:1 übertragen sondern abgewandelt um spachliche Eigenheiten auszugleichen. Hier die extreme Kurzsilbigkeit des Spanischen. Dies ist wohl ein Extrembeispiel, aber eine andere Sprache ist eine andere Sprache mit eigenen Qualitäten und Beschränkungen.
Es ist vielleicht ein guter Vergleich mit dem Bergsteigen. Natürlich wollen wir beide zum Gipfel - und wenn es gelingt fragt niemand mehr, welchen Weg wir genommen haben. Dort aber wo der Gipfel nicht erreichbar ist, stellt sich die Frage auf welchem Weg man am weitesten kommt. Wir nähern uns aus verschiedenen Richtungen. Und wenn am ersten Berg der Westhang am aussichtsreichsten ist, so ist er am nächsten vielleicht der schwierigste.

Gruß
ZaunköniG