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Horace Smith: Ozymandias
#2
Meine Version von 2016:

In Kemets Wüstenstille ragt im Sand
Ein riesengroßes, marmorkaltes Bein.
Den einz’gen Schatten wirft hier dieser Stein,
Von dem, den man den Großkönig genannt:
Ozymandias, dessen Hand allein
Die Wunder dieser Stadt schuf, die verschwand;
Ein Babylon, vergessen, nur das Bein
Erinnert noch an das verlorne Land.
Wir wundern uns. So mag’s den Jägern gehn,
Die wohl dereinst in unsern Wüsten stehn.
Wo London war treiben sie Wölfe fort
Und rätseln, wenn sie unsre Trümmer sehn:
Welch unbekannte Rasse lebte dort,
An diesem nunmehr ausgelöschten Ort?


Das Gegenstück zu Shelleys "Ozymandias". Keme(t) ist der alte ägyptische Original-Landesname, bedeutet so viel wie "das schwarze (Land)", gemeint ist die fruchtbare Nilebene, wenn sie überschwemmt ist. Die Erwähnung Babylons zeigt auch bei Smith, ähnlich wie bei Shelley, dass es nicht in erster Linie um den historischen Ramses geht, sondern um die Vergänglichkeit der menschlichen Kulturen schlechthin. Während bei Shelley der Akzent auf dem Individuum liegt, was einen bei diesem Autor nicht verwundert, ist es bei Smith eher der Abgesang auf eine ganze Epoche, was in der Vision des zerstörten London der Zukunft zum Ausdruck kommt. So wie wir jetzt vor den Trümmern "Babels" stehen, werden dereinst Jäger vor unseren Trümmern stehen! Das stützt meine Thesen zu der Verwendung der Namen "Ozymandias" und "King of Kings" in diesen beiden Gedichten. Auch Smiths' Eindrücke gehen auf die Ausstellungen im Britischen Museum zurück. (s. Shelley: Ozymandias)
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Nachrichten in diesem Thema
Horace Smith: Ozymandias - von Sneaky - 28.01.2007, 10:42
RE: Horace Smith: Ozymandias - von Josef Riga - 24.09.2016, 12:43

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