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ich glaube
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Ich glaube...
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Ich glaub, ein Mensch jedwedlichen Geschlechtes
Der, wenn man ihn denn lässt, ja manches tut
Beherrscht von Feigheit eher, als von Mut
Der psychischen Struktur gemeinen Knechtes
Dass er ganz gern von sich meint, er sei gut.
Doch was ihm auch gerät, ist oft nichts Rechtes
Mit Herz getan, alleine das schon brächt’ es.
Ganz unfreiwillig Tränen, Schweiß und Blut
Sind die Begleiter seiner trüben Tage.
Was ihm vom Spiegel da entgegen gafft
Ist, glaub ich, doch ein selten dummes Tier
Das nichts dazu lernt, leidet, lügt und rafft.
Kann überhaupt, so stellt sich hier die Frage
Der Mensch, die arme Sau denn was dafür?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Ich glaube nicht, dass Menschen blauen Blutes
Bekleidet mittels feinst gewobenen Tuchs
Hochmütig fern plebejischen Geruchs
Und englisch elegant fast (dank des Hutes)
Kaum je doch in Begleitung eines Buchs
Besitzer gar manch namhaften Gestutes
Zumindest hypothekenfreien Gutes
Des Inzests nicht verdächtigt - nur des Fluchs
Genaues weiß man nicht, drum unbescholten
Chauffiert in den erlesensten Karossen
Mit Kaviar genährt und Sekt-begossen
Mit nie nur einer Schwiele an den Flossen
Ich glaub nicht, dass - auch wenn sie’s gern wollten
Wir uns mit denen sehen lassen sollten.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Ich glaube, dass ein Reicher, und das stimmt
Sonst wäre er nicht reich, dass er gern nimmt
Und dass die Freude, die er hat am Leben
Es ist, mit viel Besitz sich zu umgeben.
Nur, davon gibt es ganz beschränkte Mengen
Weshalb sich viele Leute darum drängen
Bis im Gerangel es der eine schafft
Der dann den Löwenanteil sich errafft.
Wir wollten auch, doch nun weit abgeschlagen
Stehn wir verzagt und sehn mit Unbehagen
Wie an das Zeug zu kommen er verstand.
Die Ellenbogen erst, Mann, dann die Hand!
Ich mein, s’wär mies, dem Kerl den Kies zu neiden
Wir bleiben Mensch, arm, edel und bescheiden.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Ich glaube, dass ein Mensch, der sich gern rühmt
Mit Lust erzählt von seinen Heldentaten
(Nun, von den Taten, die ihm nicht missraten)
Vergisst, dass sich das eigentlich nicht ziemt.
Was in die Hose ging verschweigt er lieber
Er gibt den einfach immer tollen Hecht
Kommt ihm ein andrer, dünkt sich auch nicht schlecht
Verhöhnt er s’scheinbar schwächere Kaliber.
Für die, die straucheln, wenn sie vorwärts wollen
Für den, der stets in trauter Herde trabt
Glaub, Lob gibt’s keins für diese minder Tollen
Die nicht verstehn um sich viel Wind zu machen
Sie sind zwar liebenswert doch unbegabt
Der Prahlhans oben aber ist zum Lachen . .
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Ich glaube, spürt ein Mensch in sich den Drang
Dem Wein, dem Weibe und dem Lied zu frönen
Er nicht verdient, dass wir ihn drum verhöhnen
Genieß er das Erfreuliche noch lang!
Zu wünschen wär’s ihm. Doch Genuss des Schönen
(Man denke an den Trunk und den Gesang)
Oft wird zum Suff das eine – aus dem Klang
Des Lieds ein böses Grölen. Oder Stöhnen
Dort wo’s das Weib betrifft. Sie gibt sich gern
(Ein Selbstschutz mehr, tut sie am Anfang schüchtern)
Ich glaub, sie mag es, bleibt Mann ihr nicht fern
(Gibt sich schon gern, nur gibt sie sich nicht allen)
Dann - bleiben beide singend nicht ganz nüchtern
Wird, was geschieht, wohl beiden auch gefallen.
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Ich glaube dass ein Mensch und guter Christ
Den alle vierzehn Heiligen protégieren
Die Himmelfährigkeit aufzupolieren
Nicht müde wird. Solch einer du doch bist?!
Wir aber, die nach Fleisches Wollust gieren
In Mammons Diensten und mit böser List
Die traurige Welt durch unseren Heiden-Mist
Verhöhnend der Verdammnis überführen
Uns Sündigen, mein ich, gilt des Frommen Pflicht
Dass gerne er an uns Vergebung übe
(Gottlob kein Scheiterhaufen mehr für Strolche
Auch blass die Furcht vorm himmlischen Gericht
Am Jüngsten Tag ja erst.) Ach, Nächstenliebe!
Ungläubig danken wir für eine solche.
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Ich glaube, dass ein Mensch, d.h. ein Mann
Ganz unfromm laut sich gerne spreizt und brüstet
Den Charme anwirft und damit überlistet
Die holde Weiblichkeit - soweit er kann.
Kommt er dann gar bei einer mal zu Potte
(Wenn nicht, gestünde das Malheur er kaum)
Kriegt endlich seine Brunft den nötigen Raum
Wähnt er sich, wenn auch kurz, gleich einem Gotte!
Ich glaub, für Keuschheit ist kein Platz im Leben
Drum sei der Drang dem Manne hier vergeben
Will er den Geist nur auf das Eine lenken
Als Knecht des Leibs veräußern seine Säfte!
Tut er es nicht, (und das ist zu bedenken)
Versiegen ihm auch alle anderen Kräfte.
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Ich glaube, dass ein Mensch, wie man ihn nennt
Zum Zwecke seines Unterhalts gern räubert
Mit Sorgfalt nachts sich dann die Zähne säubert
Die Fingernägel auch, bevor er pennt
Wohl, wenn er lacht und raubt und klaut und lügt
Nimmt billigend in Kauf er die Beschmutzung
Doch wichtig ist ihm die ganz eigene Nutzung
Der Güter (als auch, dass er immer siegt).
Wir sehn ihn oft, er ist der Altbekannte
Geschwister, Feind, fast wie das eigene Ich
So schrecklich ähnlich, ist nur Variante
Des einen Musters, ist der Anverwandte
Des Wüsten, Bösen, man begegnet sich
Im Mörderischen, das man scheinbar bannte . .
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Ich glaube dass, will sich ein Mensch gern töten
Er mehr braucht als er glaubt. Es sei von Nöten
Meint er, zu einem Laden nur zu laufen
Um dort sich einen Kälberstrick zu kaufen
(Ich wüsste nicht, wo’s den zu kaufen gibt).
Das Leben, das der Mensch da nicht mehr liebt
Ist ja mitunter auch ganz schön beschissen
Noch lang kein Grund, sich deshalb zu verpissen
Und zu riskieren, dass per Gift, Pistole
Wie obigen Stricks man gar den Tod sich hole
Gewaltsam, quasi, viel zu früh entschliefe
Bevor der Herr Gevatter sonst uns riefe
Und so verpasst, wenn man hinweg sich nähme
Das Schöne, das vielleicht danach noch käme . .
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Ich glaub, verhindert einer seine Eier
Zuweilen sich ganz zweckfrei zu vergeuden
Da leidet er, - wird, - lässt er andere leiden
Als Leib der sich nicht schenkt, zum Ungeheuer
Im Zwang der andern Liebes-Drang zu neiden.
Was Liebe soll bei einem geilen Freier
Wird hier gefragt? Es ist die alte Leier
Hier ein Versuch zur Antwort, ganz bescheiden:
Wer nicht vermag sich körperlich zu geben
Liebt wenig gut, versucht er’s nur beseelt
Der Geist ist eins, Tribut jedoch dem Leben!
Nur gürtel-aufwärts ist es halb gefehlt
Ich glaub, wird keusch der Zeugung Saft verschwiegen
Muss kränkelnd auch der Liebe Kraft versiegen.
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Ich glaube dass ein Mensch, der gern viel trinkt
Den Umstand seines Tuns sucht zu vergessen
Ist trinkend vom Vergessen so besessen
Bis er am Ziel des Wunsches niedersinkt.
Ziemt dir es, den Charakter ihm zu messen?
Vielleicht ist der rachitisch oder hinkt
Hat schon ‚haut goût’ (bei uns sagt man, er stinkt)
Soll dann der Kerl, dass er dir mehr beliebt
Anstatt zu saufen, huren, dichten, fressen!?
Ich glaub in keinem Fall braucht’s unsere Häme
Und dass Gewissensnot er an sich übt
Zwing doch den Sünder nicht, dass er sich schäme!
Das Laster mehrt sich kaum, noch dass sich’s mindert
Lässt Du dem Trinker seines ungehindert . .
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Ich glaub, wenn er die Wahrheit leicht verbiegt -
Der Mensch, der unergründliche, im Sehnen
Nach Wirklichkeit nicht, sondern mehr dem Schönen
Das Wort schenkt - sagt man sofort, dass er lügt.
Jedoch am Leid der Welt und ihren Schwären
(In Form von Kunst wird dieses zwar beweint
Da Mitleid heuchelnd man sich ihm vereint)
Vermag kaum unser einer sich zu nähren.
Ich glaub, das Schlimme ist recht unverdaulich
Und wer erkennt das wirklich Wahre schon?
Im Grund hat’s jeder schön gern und beschaulich
Wenn nicht grad kläffend, sind wir nette Leute
Mit leichter Sucht zum Seichten wie zum Hohn
Ich, du, wir - sind doch alles eine Meute . .
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