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ich glaube - ZaunköniG - 18.03.2024 Ich glaube... 1 Ich glaub, ein Mensch jedwedlichen Geschlechtes Der, wenn man ihn denn lässt, ja manches tut Beherrscht von Feigheit eher, als von Mut Der psychischen Struktur gemeinen Knechtes Dass er ganz gern von sich meint, er sei gut. Doch was ihm auch gerät, ist oft nichts Rechtes Mit Herz getan, alleine das schon brächt’ es. Ganz unfreiwillig Tränen, Schweiß und Blut Sind die Begleiter seiner trüben Tage. Was ihm vom Spiegel da entgegen gafft Ist, glaub ich, doch ein selten dummes Tier Das nichts dazu lernt, leidet, lügt und rafft. Kann überhaupt, so stellt sich hier die Frage Der Mensch, die arme Sau denn was dafür? RE: ich glaube - ZaunköniG - 12.09.2024 Ich glaube nicht, dass Menschen blauen Blutes Bekleidet mittels feinst gewobenen Tuchs Hochmütig fern plebejischen Geruchs Und englisch elegant fast (dank des Hutes) Kaum je doch in Begleitung eines Buchs Besitzer gar manch namhaften Gestutes Zumindest hypothekenfreien Gutes Des Inzests nicht verdächtigt - nur des Fluchs Genaues weiß man nicht, drum unbescholten Chauffiert in den erlesensten Karossen Mit Kaviar genährt und Sekt-begossen Mit nie nur einer Schwiele an den Flossen Ich glaub nicht, dass - auch wenn sie’s gern wollten Wir uns mit denen sehen lassen sollten. RE: ich glaube - ZaunköniG - 18.09.2024 Ich glaube, dass ein Reicher, und das stimmt Sonst wäre er nicht reich, dass er gern nimmt Und dass die Freude, die er hat am Leben Es ist, mit viel Besitz sich zu umgeben. Nur, davon gibt es ganz beschränkte Mengen Weshalb sich viele Leute darum drängen Bis im Gerangel es der eine schafft Der dann den Löwenanteil sich errafft. Wir wollten auch, doch nun weit abgeschlagen Stehn wir verzagt und sehn mit Unbehagen Wie an das Zeug zu kommen er verstand. Die Ellenbogen erst, Mann, dann die Hand! Ich mein, s’wär mies, dem Kerl den Kies zu neiden Wir bleiben Mensch, arm, edel und bescheiden. RE: ich glaube - ZaunköniG - 20.09.2024 Ich glaube, dass ein Mensch, der sich gern rühmt Mit Lust erzählt von seinen Heldentaten (Nun, von den Taten, die ihm nicht missraten) Vergisst, dass sich das eigentlich nicht ziemt. Was in die Hose ging verschweigt er lieber Er gibt den einfach immer tollen Hecht Kommt ihm ein andrer, dünkt sich auch nicht schlecht Verhöhnt er s’scheinbar schwächere Kaliber. Für die, die straucheln, wenn sie vorwärts wollen Für den, der stets in trauter Herde trabt Glaub, Lob gibt’s keins für diese minder Tollen Die nicht verstehn um sich viel Wind zu machen Sie sind zwar liebenswert doch unbegabt Der Prahlhans oben aber ist zum Lachen . . RE: ich glaube - ZaunköniG - 17.11.2024 Ich glaube, spürt ein Mensch in sich den Drang Dem Wein, dem Weibe und dem Lied zu frönen Er nicht verdient, dass wir ihn drum verhöhnen Genieß er das Erfreuliche noch lang! Zu wünschen wär’s ihm. Doch Genuss des Schönen (Man denke an den Trunk und den Gesang) Oft wird zum Suff das eine – aus dem Klang Des Lieds ein böses Grölen. Oder Stöhnen Dort wo’s das Weib betrifft. Sie gibt sich gern (Ein Selbstschutz mehr, tut sie am Anfang schüchtern) Ich glaub, sie mag es, bleibt Mann ihr nicht fern (Gibt sich schon gern, nur gibt sie sich nicht allen) Dann - bleiben beide singend nicht ganz nüchtern Wird, was geschieht, wohl beiden auch gefallen. RE: ich glaube - ZaunköniG - 01.12.2024 Ich glaube dass ein Mensch und guter Christ Den alle vierzehn Heiligen protégieren Die Himmelfährigkeit aufzupolieren Nicht müde wird. Solch einer du doch bist?! Wir aber, die nach Fleisches Wollust gieren In Mammons Diensten und mit böser List Die traurige Welt durch unseren Heiden-Mist Verhöhnend der Verdammnis überführen Uns Sündigen, mein ich, gilt des Frommen Pflicht Dass gerne er an uns Vergebung übe (Gottlob kein Scheiterhaufen mehr für Strolche Auch blass die Furcht vorm himmlischen Gericht Am Jüngsten Tag ja erst.) Ach, Nächstenliebe! Ungläubig danken wir für eine solche. RE: ich glaube - ZaunköniG - 13.12.2024 Ich glaube, dass ein Mensch, d.h. ein Mann Ganz unfromm laut sich gerne spreizt und brüstet Den Charme anwirft und damit überlistet Die holde Weiblichkeit - soweit er kann. Kommt er dann gar bei einer mal zu Potte (Wenn nicht, gestünde das Malheur er kaum) Kriegt endlich seine Brunft den nötigen Raum Wähnt er sich, wenn auch kurz, gleich einem Gotte! Ich glaub, für Keuschheit ist kein Platz im Leben Drum sei der Drang dem Manne hier vergeben Will er den Geist nur auf das Eine lenken Als Knecht des Leibs veräußern seine Säfte! Tut er es nicht, (und das ist zu bedenken) Versiegen ihm auch alle anderen Kräfte. RE: ich glaube - ZaunköniG - 09.06.2025 Ich glaube, dass ein Mensch, wie man ihn nennt Zum Zwecke seines Unterhalts gern räubert Mit Sorgfalt nachts sich dann die Zähne säubert Die Fingernägel auch, bevor er pennt Wohl, wenn er lacht und raubt und klaut und lügt Nimmt billigend in Kauf er die Beschmutzung Doch wichtig ist ihm die ganz eigene Nutzung Der Güter (als auch, dass er immer siegt). Wir sehn ihn oft, er ist der Altbekannte Geschwister, Feind, fast wie das eigene Ich So schrecklich ähnlich, ist nur Variante Des einen Musters, ist der Anverwandte Des Wüsten, Bösen, man begegnet sich Im Mörderischen, das man scheinbar bannte . . RE: ich glaube - ZaunköniG - 07.07.2025 Ich glaube dass, will sich ein Mensch gern töten Er mehr braucht als er glaubt. Es sei von Nöten Meint er, zu einem Laden nur zu laufen Um dort sich einen Kälberstrick zu kaufen (Ich wüsste nicht, wo’s den zu kaufen gibt). Das Leben, das der Mensch da nicht mehr liebt Ist ja mitunter auch ganz schön beschissen Noch lang kein Grund, sich deshalb zu verpissen Und zu riskieren, dass per Gift, Pistole Wie obigen Stricks man gar den Tod sich hole Gewaltsam, quasi, viel zu früh entschliefe Bevor der Herr Gevatter sonst uns riefe Und so verpasst, wenn man hinweg sich nähme Das Schöne, das vielleicht danach noch käme . . RE: ich glaube - ZaunköniG - 15.07.2025 Ich glaub, verhindert einer seine Eier Zuweilen sich ganz zweckfrei zu vergeuden Da leidet er, - wird, - lässt er andere leiden Als Leib der sich nicht schenkt, zum Ungeheuer Im Zwang der andern Liebes-Drang zu neiden. Was Liebe soll bei einem geilen Freier Wird hier gefragt? Es ist die alte Leier Hier ein Versuch zur Antwort, ganz bescheiden: Wer nicht vermag sich körperlich zu geben Liebt wenig gut, versucht er’s nur beseelt Der Geist ist eins, Tribut jedoch dem Leben! Nur gürtel-aufwärts ist es halb gefehlt Ich glaub, wird keusch der Zeugung Saft verschwiegen Muss kränkelnd auch der Liebe Kraft versiegen. RE: ich glaube - ZaunköniG - 27.07.2025 Ich glaube dass ein Mensch, der gern viel trinkt Den Umstand seines Tuns sucht zu vergessen Ist trinkend vom Vergessen so besessen Bis er am Ziel des Wunsches niedersinkt. Ziemt dir es, den Charakter ihm zu messen? Vielleicht ist der rachitisch oder hinkt Hat schon ‚haut goût’ (bei uns sagt man, er stinkt) Soll dann der Kerl, dass er dir mehr beliebt Anstatt zu saufen, huren, dichten, fressen!? Ich glaub in keinem Fall braucht’s unsere Häme Und dass Gewissensnot er an sich übt Zwing doch den Sünder nicht, dass er sich schäme! Das Laster mehrt sich kaum, noch dass sich’s mindert Lässt Du dem Trinker seines ungehindert . . RE: ich glaube - ZaunköniG - 03.09.2025 Ich glaub, wenn er die Wahrheit leicht verbiegt - Der Mensch, der unergründliche, im Sehnen Nach Wirklichkeit nicht, sondern mehr dem Schönen Das Wort schenkt - sagt man sofort, dass er lügt. Jedoch am Leid der Welt und ihren Schwären (In Form von Kunst wird dieses zwar beweint Da Mitleid heuchelnd man sich ihm vereint) Vermag kaum unser einer sich zu nähren. Ich glaub, das Schlimme ist recht unverdaulich Und wer erkennt das wirklich Wahre schon? Im Grund hat’s jeder schön gern und beschaulich Wenn nicht grad kläffend, sind wir nette Leute Mit leichter Sucht zum Seichten wie zum Hohn Ich, du, wir - sind doch alles eine Meute . . |