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Sonnets 010
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Themen: 28.443
Registriert seit: Jan 2007
13.08.2007, 01:10
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.02.2023, 13:54 von ZaunköniG.)
William Shakespeare
1564 – 1616 England
X.
For shame! deny that thou bear'st love to any,
Who for thyself art so unprovident.
Grant, if thou wilt, thou art beloved of many,
But that thou none lovest is most evident;
For thou art so possess'd with murderous hate
That 'gainst thyself thou stick'st not to conspire.
Seeking that beauteous roof to ruinate
Which to repair should be thy chief desire.
O, change thy thought, that I may change my mind!
Shall hate be fairer lodged than gentle love?
Be, as thy presence is, gracious and kind,
Or to thyself at least kind-hearted prove:
Make thee another self, for love of me,
That beauty still may live in thine or thee.
.
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Registriert seit: Jan 2007
Übersetzung von
Terese Robinson
1873 – 1933
X.
Ach, leugne nicht, daß kalt dein Herz und leer,
Da selbst für dich es jeder Sorge bar;
Gesteh, dich liebt so mancher, nimmermehr
Liebst einen du, das ward mir offenbar.
Du bist so ganz von Eigenhaß besessen,
Daß du dich selber gegen dich verschwörst,
Das herrliche Gebäude pflichtvergessen,
Statt es zu schützen, freventlich zerstörst.
Ach, ändre deinen Sinn und andre meinen!
Wohnt Haß in schönerm Haus als Liebe tut?
Sei sanft und hold wie deine Blicke scheinen,
Wenn nicht zu andern, sei dir selber gut:
Schaff dir ein andres Selbst, aus Lieb zu mir,
Daß Schönheit leben kann in ihm, in dir.
.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Registriert seit: Jan 2007
In der Übersetzung von
Johann Gottlob Regis
X.
O Schmach! vernein’ es irgendwen zu lieben,
Du, der du auf dich selbst so unbedacht!
Gib zu, du seist das Ziel von vieler Trieben,
Doch daß du niemand liebst, ist ausgemacht.
Denn dich beherrscht ein mörderischer Haß,
Daß du nicht zauderst, selbst dich zu bedräuen,
Das edle Haus zerrütten möchtest, das
Vor allen dir geziemte zu erneuen.
O ändre deinen Sinn, und meine Meinung!
Birgt Haß in holder Liebe Wohnung sich?
Sei mild wie deine liebliche Erscheinung:
Sei mindestens barmherzig gegen dich.
Erschaffe neu, aus Liebe dich zu mir,
Daß Schönheit leb’ im deinen oder dir.
.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Registriert seit: Jan 2007
Übersetzung von
Max Josef Wolff
X
O Schmach, daß du nicht liebst, gesteh es ein,
Der du an dir nicht einmal Mitleid übst!
Dir mögen viele ihre Liebe weihn,
Doch sonnenklar ist, daß du keinen liebst.
Denn mörderische Feindschaft seh' ich walten
In deiner Brust, die gegen dich sich kehrt,
Das schöne Haus bedroht, das zu erhalten
Wohl wäre deiner höchsten Wünsche wert.
Oh, ändre dich, so ändr' ich meinen Sinn!
Soll Haß denn besser als die Liebe wohnen?
Wie hold dein Aussehn ist, so gib dich hin,
Sei gnädig, um dich wenigstens zu schonen!
Dir schaff' ein andres Selbst zuliebe mir,
Daß Schönheit dauernd lebt in ihm und dir!
.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Registriert seit: Jan 2007
In Übersetzung von
Emil Wagner
(eigentlich: Ludwig Reinhold Walesrode)
X.
O leugne, daß du Liebe fühlst für Einen,
Da für dich selbst du ohne Sorgfalt bist;
Dich liebte Mancher, wollt’ es dir nur scheinen;
Doch daß du Keinen liebst, zu deutlich ist.
Denn so bist du von blut’gem Haß erfüllt,
Daß gegen dich Verschwörung du gehst ein,
Das schöne Haus zu stürzen, ach! gewillt,
Das du zuerst sollt’st wünschen zu erneu’n.
O ändre dich, daß ich mich ändern kann!
Soll besser wohnen Haß als Liebessinn?
Sei, wie dein Äuß’res, anmuthig fortan,
Und Milde gegen dich sei dein Gewinn:
Schaff’ dir ein andres Selbst aus Gunst zu mir,
Daß Schönheit leb’ in deinem oder dir.
.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Registriert seit: Jan 2007
In Übersetzungen von
Otto Gildemeister
X.
O Schmach! gesteh es nur, du liebest keinen;
Gleichgültig bist du ja dir selbst sogar;
Dich lieben viel’, ich will es nicht verneinen,
Doch daß du niemals liebst, ist sonnenklar.
So mörderischer Haß besitzt dich ganz,
Daß wider dich du dich verschwörst und rüstest
Und willst zerstören jenes Hauses Glanz,
Das zu erneun du innig trachten müßtest.
O wandle dich, daß auch mein Schmerz sich wandle!
Soll Liebe schlechter wohnen als der Haß?
Wie dein Gesicht ist, hold und freundlich, handle;
Sei freundlich mit dir selbst, wenn auch nur das!
Schaff dir ein andres Du, zuliebe mir,
Daß Schönheit leb im Dein’gen oder dir.
.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Registriert seit: Jan 2007
In Übersetzung von
Karl Kraus
1874 – 1936
X
Gesteh die Schmach: zu lieben nicht imstande
bist du, der lieblos mit sich selbst verfährt.
Du schlössest manches Herz in deine Bande,
doch dein ist eins, das keinem zugehört.
Mit dir verfeindet, bist von deinem Haß
getrieben du, dich selber zu vernichten,
den Bau der Schönheit ohne Unterlaß
zerstörend, anstatt neu ihn zu errichten.
Tu anders, anders dann will ich es meinen.
Soll Haß denn schöner als die Liebe wohnen?
Du solltest minder hold nicht sein als scheinen
und gütig dir mit deiner Gabe lohnen.
Gib mir zu Liebe dir ein andres Ich,
daß Schönheit lebt für dieses und für dich!
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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