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Sonnets 009
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Registriert seit: Jan 2007
13.08.2007, 01:10
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.02.2023, 13:53 von ZaunköniG.)
William Shakespeare
1564 – 1616 England
IX.
Is it for fear to wet a widow's eye
That thou consumest thyself in single life?
Ah! if thou issueless shalt hap to die.
The world will wail thee, like a makeless wife;
The world will be thy widow and still weep
That thou no form of thee hast left behind,
When every private widow well may keep
By children's eyes her husband's shape in mind.
Look, what an unthrift in the world doth spend
Shifts but his place, for still the world enjoys it;
But beauty's waste hath in the world an end,
And kept unused, the user so destroys it.
No love toward others in that bosom sits
That on himself such murderous shame commits.
.
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Registriert seit: Jan 2007
Übersetzung von
Terese Robinson
1873 – 1933
IX.
Ist’s Furcht, einst einer Witwe Blick zu trüben,
Daß du zur Einsamkeit verdammst den Leib?
Ach, wenn sie ohne Erben dich begrüben,
Beweinte dich die Welt, dein ehlos weib.
Die Welt ist deine Witwe, ihre Klage,
Daß ihr kein Abbild blieb von dir zureück,
Wenn andern Witwen durch die dunklen Tage
Des Gatten Bild strahlt aus der Kinder Blick.
Sieh, was ein Schlemmer auf der Welt verschwendet,
Das tauscht den Platz nur, weil’s der Welt gehört,
Jedoch, was Schönheit bieten kann, das endet,
Und wer es nicht genutzt, hat es zerstört.
Lieblos und einsam der im Leben steht,
Der an sich selbst so schnöde Tat begeht.
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Registriert seit: Jan 2007
In der Übersetzung von
Johann Gottlob Regis
IX.
Willst du dein Leben ehelos vergeuden,
Damit nicht eine Witwenträne fällt?
Ach! wenn du kinderlos dann müßtest scheiden,
Bangt um dich das verlaß’ne Weib: die Welt.
Die Welt wird deine Witwe sein, und weinen
Daß sie von dir kein Ebenbild behält,
Wenn jede Erdenwitw’ in ihren Kleinen
Des Gatten Gleichnis sich lebendig hält.
Sieh’ was ein Wüstling in der Welt verschwendet,
Vertauscht die Stätte nur, es bleibt im Brauch;
Doch in der Welt verpraßte Schönheit endet:
Und sie zerstört verbrauchend Nichtgebrauch.
Das Herz liebt andre nicht, das solche Schmach
Selbstmordend an sich selber üben mag.
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Registriert seit: Jan 2007
Übersetzung von
Max Josef Wolff
IX
Ist es die Furcht, die ledig dich erhält,
Daß einst dein Weib der Witwe Schmerz erfahre?
Ach, wenn du einsam stirbst, so wird die Welt,
Beraubt des Gatten, stehn an deiner Bahre.
Die ganze Welt als Witwe weint um dich,
Der nichts von dir blieb, ihren Schmerz zu lindern,
Wenn jede andre Witwe doch für sich
Des Gatten Bild bewahrt in ihren Kindern!
Sieh, was auf Erden Leichtsinn auch vertut,
Es wechselt den Besitz, doch bleibt der Welt;
Die Schönheit nur erschöpft hier all ihr Gut,
Die ungenützt mit ihrem Eigner fällt.
Der hat kein Herz, das andern Liebe trägt,
Der selber sich so schwere Wunden schlägt.
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Registriert seit: Jan 2007
In Übersetzung von
Emil Wagner
(eigentlich: Ludwig Reinhold Walesrode)
IX.
Ist’s Furcht, daß Wittwenaugen um dich leiden,
Wenn grausam dich die Einsamkeit behält? –
O solltest kinderlos du selber scheiden,
Beklagt dich, ein verwittwet Weib die Welt.
Sie wird als deine Wittwe stets beweinen,
Daß du nicht ließt ein Bild von dir zurück,
Indessen andern Wittwen wohl erscheinen
Des Gatten Formen in des Kindes Blick.
Sieh’, was Vergeudung in der Welt verschwendet,
Tauscht nur ein Ort, denn stets genießt’s die Welt;
Doch in der Welt zerstörte Schönheit endet,
Wenn ungebraucht der Braucher sie behält.
Die Liebe Andrer ist em nie genaht,
Der gegen sich wagt solche Mörderthat.
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Registriert seit: Jan 2007
In Übersetzungen von
Otto Gildemeister
IX.
Verzehrst du so dich selbst in led’gem Leben,
Weil dir vor künft’gen Witwentränen graut?
Ach, wenn du hinstirbst, ohne Frucht zu geben,
Dann härmt die Welt sich als verlaßne Braut.
Die Welt wird deine Witwe sein und weinen,
Weil du von dir kein Bild ihr hinterläßt,
Wo jede Witwe sonst in ihren Kleinen
Ein Bild des Gatten hat und hält es fest;
Sieh, was Vergeuder in der Welt verschwenden,
das bleibt der Welt und wechselt nur den Platz;
Doch Schönheit, wenn vergeudet, muß hier enden,
Und ungenutzt zerrinnt nutzlos ihr Schatz.
Der hat kein Herz, das andre Herzen liebt,
Wer an sich selbst so tödlich Schmach verübt.
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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Registriert seit: Jan 2007
In Übersetzung von
Karl Kraus
1874 – 1936
IX
Bangst du vielleicht vor einer Witwe Tränen,
daß du versagst dir der Verbindung Glück?
Ach, stirbst du einsam, bleibt, dich zu ersehnen,
die ganze Welt als Gattin dir zurück.
Die Welt, verwitwet, wird darüber klagen,
daß kein Verwaister dich mit ihr beweint,
da jeder Witwe doch in dunklen Tagen
verblichnes Bild im Ebenbild erscheint.
Was immer sonst der Leichtsinn auch verschwendet,
verläßt den Platz nur und verbleibt der Welt,
derweil ihr solch ein Gut, vom Geiz entwendet,
der Schatz der Schönheit, endet und zerlallt.
Wer so mit sich es bis zum Selbstmord triebe,
des Herz ist frei von jeder Nächstenliebe.
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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