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Sonnets 005
#1
William Shakespeare
1564 – 1616 England


V.

Those hours, that with gentle work did frame
The lovely gaze where every eye doth dwell,
Will play the tyrants to the very same
And that unfair which fairly doth excel:
For never-resting time leads summer on
To hideous winter and confounds him there;
Sap check'd with frost and lusty leaves quite gone,
Beauty o'ersnow'd and bareness every where:
Then, were not summer's distillation left,
A liquid prisoner pent in walls of glass,
Beauty's effect with beauty were bereft,
Nor it nor no remembrance what it was:
But flowers distill'd though they with winter meet,
Leese but their show; their substance still lives sweet.


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#2
Übersetzung von

Terese Robinson
1873 – 1933


V.

Die Stunden, die ein herrlich Werk begannen,
Drauf jedes auge ruht, vom Schaun geblendet,
Sie werden ihres eignen Werks Tyrannen,
Und sie vernichten es, wenn es vollendet.
So treibt die hastige Zeit den Sommer fort
Greulichem Winter zu, daß er ihn töte;
Der Saft erstarrt, das lustige Blatt verdorrt,
Und weißer Schnee bedeckt des Lebens Röte.
Blieb uns dann nicht des Sommers rotes Blut,
Gefangner in des engen Glases Haft,
Wär’ mit der Schönheit uns der Schönheit Glut
Und jed’ Erinnern selbst an sie entrafft.

Doch Blumen, deren Saft uns blieb, vertreibt
Kein Winter, stirbt die Form, die Süße bleibt.


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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
In der Übersetzung von
Johann Gottlob Regis



V.

Dieselben Stunden, die mit sanftem Kreisen
Den süßen Blick geformt, wonach uns so verlangt,
Sie werden ihm tyrannisch sich erweisen
Und das entstellen, was so herrlich prangt.

Denn Zeit, nie rastend, führt den Sommer fort
Zum finstern Winter, und verdirbt ihn da.
Es stocken Säfte, Blatt auf Blatt verdorrt,
Verschneit liegt Schönheit, Wüste fern und nah.

Blieb dann nicht Sommers abgezogner Sinn,
Der flüssige Gefangn’ in Glases Mauern,
Wär mit dem Schönen Schönheitsfrucht dahin,
Nicht selbst, noch im Gedächtnis fortzudauern.

Doch abgezogne Blumen, ob auch Winter
Sie bleicht, ihr Wesen duftet drum nicht minder.


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#4
Übersetzung von
Max Josef Wolff



V

Die Stunde, die mit stillem Fleiß gewebt
Dein süßes Bild, dem jeder Blick sich neigt,
Sie ist es, die sich als Tyrann erhebt
Und einst entstellt, was heute unerreicht.

Vorüber muß der Sommer rastlos wallen,
Ersterbend in des Winters harter Zeit,
Die Säfte stocken, und die Blätter fallen,
Die Kahlheit herrscht, die Schönheit ist verschneit.

Blieb ausgegoren nicht des Sommers Saft,
Sein Duft gefangen in kristallnen Mauern,
Wär' jede Spur der Schönheit weggerafft,
Selbst ihr Gedächtnis würde nicht mehr dauern;

So hält im Winter noch die Blüte Stand,
Ihr Wesen bleibt, es welkt nur ihr Gewand.


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#5
In Übersetzung von
Emil Wagner
(eigentlich: Ludwig Reinhold Walesrode)


V.

Die Stunden, die mit holder Kunst das Bild
Gezaubert, das gern aller Augen seh’n,
Die werden, von Tyrannenhaß erfüllt,
Dem selbst die Schönheit rauben, was so schön.

Denn rastlos führt den Sommer fort die Zeit
Zum bösen Winter, und verdirbt ihn dort.
Frost hemmt den Saft, die Schönheit ist beschneit;
Nackt ist der Baum, die Blätter schwanden fort.

Drum bliebe nicht zurück des Sommers Kraft,
Ein flüss’ger Gefangener in Glas gebannt,
So wär’ der Schönheit Schönheit selbst entrafft,
Sie selbst blieb’ nicht und würde nie genannt.

Den Blumen doch, berührt vom Winter kalt,
Fehlt nur die Form, und fort lebt ihr Gehalt.


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#6
In Übersetzungen von
Otto Gildemeister



V.                 

Die Stunden, die mit leiser Kunst es woben,
Das Wunderbild, das jedes Aug entzückt,
Werden sich als Tyrannen dran erproben
Und das entschönen, was nun Schöne schmückt.

Denn rastlos schleppt die Zeit den Sommer weiter
Ins Wintergraun und bringt ihn da zu Fall;
Saft starr vor Frost, verschwunden Laub und Kräuter,
Schönheit verschneit und Kahlheit überall.

Dann, wenn Essenz des Sommers nicht bestände,
Flüss’ger Gefangner in kristallner Haft,
Die Frucht der Schönheit mit der Schönheit schwände,
Und kein Gedächtnis rühmte ihre Kraft.

Gepreßte Blumen aber, mag ihr Glanz
Verblühn im Winter, süß bleibt die Substanz.


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#7
In Übersetzung von
Karl Kraus

1874 – 1936


V

Das Werk der Zeit, das unsern Sinn entzückt,
den Augen Wonne, dem Verstand ein Wunder,
tyrannisch wird es von ihr selbst entrückt,
zerstückt, zerpflückt und abgetan zum Plunder.

Nicht ruht die Zeit und treibt das Sommerglück
in Winterelend, um es zu verderben.
Natur erstarrt in Frost, und Stück für Stück
muß unter Eis und Schnee die Schönheit sterben.

Und bliebe nicht des Sommers süßer Geist
im Glase als ein schmerzlich blasses Wähnen,
dann lebte nichts, was Schönheit uns beweist,
und kein Besinnen bliebe und kein Sehnen.

So aber wirkt, wenn Winter noch so wüte,
der Sommer fort in seines Wesens Blüte.


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#8
Übersetzung von
Alexander Neidhardt

1819-1908


V.

Die Stunde, die geformt mit holder Hand
Die Schönheit, die ein jeder Blick bewacht,
Wird selbst einst als Tyrann daran erkannt,
Wenn sie was jetzt so schön ist, hässlich macht.

Denn rastlos führt die Zeit den Sommertag
Hässlichem Winter zu, wo er verdirbt —
Es stockt der Saft, welk jedes Blatt im Hag,
Öd alles, bis erstarrt die Schönheit stirbt.

Drum — blieb' uns nicht des Sommers süßer Hauch
In der Phiole als Gefangner dann,
Entschwände mit ihm selbst die Schönheit auch
Und bliebe kaum Erinnerung uns daran.

Doch nur den Schein, ihr Wesen nicht, verliert
Die Blum' und trotzt dem Winter destilliert.


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#9
In Übersetzung von
Benno Tschischwitz
1828 – 1890



5.

Ach, jene Stunden, die in süßem Schaffen
Das Bild geformt, das aller Augen weidet,
Sie werden einst tyrannisch ihm entraffen
Die Schönheit selbst, die dich so herrlich kleidet.

Denn unermüdet treibt der Strom der Zeit,
Bis Sommerlust in Winters Bette sinkt,
Der Saft erstarrt und endlich weit und breit
Der nackte Schnee auf todten Blättern blinkt.

Ach, blieb’ vom Sommer kein lebendger Trieb
Gefangen übrig in krystallnen Mauern,
Wir müßten alles, was von Schönheit blieb,
Ja, die Erinnrung selbst daran bedauern.

Die Blume bleicht. Ihr Duft, durch Kunst behütet,
Bewahrt ihr Wesen, ob auch Winter wüthet.


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