1749 - 1832
...Daß die Redacteure Ihres Morgenblattes, die doch sonst verständige zu seyn scheinen, auch es in manchen Punkten ganz läßlich nehmen, in anderen, wie z. B. gegen das Sonett, eine so komische Aversion beweisen, ist mir unbegreiflich. Als wenn dem Genie und dem Talent nicht jede Form zu beleben freystünde. Ich habe ein halb Dutzend Sonette von verschiedenen Freunden, die mir sehr wohl gefallen, in andere Blätter gegeben, da ich sehe, daß auch in diesem Jahre jene wunderliche ausschließende Aversion bey ihnen fortdauert ...
... Werner ist nun von uns abgegangen. Eben von ihm rühren einige
Sonette her, die man wohl unter das beste wird zählen müssen, was in deutscher
Sprache gedichtet worden ...
Brief an Zelter
22.
Juni 1808
... Wenn Ihnen das Vossische Sonett
zuwider ist, so stimmen wir auch in diesem Puncte völlig überein. Wir haben
schon in Deutschland mehrmals den Fall gehabt, daß sehr schöne Talente sich
zuletzt in den Pedantismus verloren. Und diesem geht’s nun auch so. Für lauter
Prosodie ist ihm die Poesie ganz entschwunden.
Und was soll es nun gar heißen, eine einzelne rhythmische Form, das
Sonett z. B., mit Haß und Wuth zu verfolgen, da sie ja nur ein Gefäß ist, in
das jeder von Gehalt hineinlegen kann was er vermag. Wie lächerlich ist’s, mein
Sonett, in dem ich einigermaßen zu Ungunsten der Sonette gesprochen, immer
wiederkäuen, aus einer ästhetischen Sache eine Parteysache zu machen und mich
auch als Parteygesellen heranzuziehen, ohne zu bedenken, daß man recht gut über
eine Sache spaßen und spotten kann, ohne sie deswegen zu verachten und zu
verwerfen...