Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
A. Oksanen: Suomalainen sonetti
#1
Finnland 
A. Oksanen
August Engelbrekt Ahlqvist

1826–1889 Finnland


Suomalainen sonetti

Ei tainnut vanha Väinämöinen luulla,
ett' oisi kenkään laulajoista meillä
soveltuva sonettien siteillä
runon tekoon Kalevalaisten kuulla.

Ei istukaan käkömme mandelpuulla,
ei Laurat meitä kohtaa kirkkoteillä; —
ei ihme siis, jos Pohjolan rämeillä
ei soi sonetti Arnolaisen suulla.

Suloinen kuulla kuitenkin tuo oisi,
ja siitä Suomalainen toivojensa
tulelle uutta kiihoitusta toisi,

jos kautta näiden laulukahlettensa
sen kieli, halvaksi havaittu, voisi
siteistä muista päästä irrallensa.



Finnisches Sonett

Selbst Väinämöinen hat wohl nie geahnt,
daß einer aus der unsren Bardenkreise
Sonette knüpfen kann auf solche Weise,
dem schon die Kalevala war bekannt.

Nicht Mandelzweigen wird man Verse bringen,
und Laura lebte nicht in unsrem Dorf;
Nicht wunderts also, wenn im Nordlandtorf
Sonette anders als am Arno klingen.

Doch würde ich es heute gerne sehen,
könnt' Finnlands Hoffnung glanzvoll neu erstehen,
mit feurig neuen Gluten eingeflößt,

wenn man nun solchen Fesseln den Gesang,
die Sprache, lang verachtet, solchem Zwang
aussetzt, - und so doch andre Banden löst.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#2
Hallo Zaunkönig,

das hört sich nicht überl an, wobei beim Durchlesen das zweite Quartett deutlich flüssiger daherkommt. Mir ist nicht ganz klar, wie das erste Quartett laufen soll. V... ist ein sagenhafter Held und die Kalevala das finnische Nationalepos, daher ist das "schon bekannt..." irgendwie eigenartig, es sei denn, da ist gemeint, wenn man die Kalevala kennt, dann kann man nichts anderes mehr wollen?

Wie dem auch sei, das zweite Quartett klingt mir am besten, wobei ich des Satzbaus wegen für "Wen wunderts also, wenn im Nordlandtorf" plädiere.

Die Terzinen sind auch kompliziert geschlungen, da hats ein paarmal drüberlesen gebraucht, um einigermaßen hinterherzukommen.



Gruß

Sneaky

(flößt anstatt flöst)
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
Zitieren
#3
Hallo Sneaky,

Mit deiner Interpretation des ersten Quartetts liegst du ganz richtig. Das Finnische würde erst sehr spät in eine Schriftsprache gegossen. Die Gelehrten schrieben lieber auf Schwedisch oder in einer anderen "Kultursprache", ähnlich wie man in Deutschland lange Zeit Latein oder Französisch bevorzugte, bevor man die Möglichkeiten der eigenen Sprache entdeckte.
In diesem Kontext sehe ich auch die Schlußterzine, daß die strengen Regeln des Sonetts zeigen können, daß die finnische Sprache durchaus tauglich ist, auch andere Inhalte, als nur die traditionelle Überlieferung aufzunehmen, und sie so aus der Hegemonie anderer Völker befreit.

"Wen wunderts": Die Originalzeilen beginnen stets mit Verneinungen, daher war das "nicht" einfach naheliegend. Dein Vorschlag ist aber besser, das übernehme ich gerne.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#4
Die Zeile 7...

Pohjolan ist der Eigenname einer Gegend in Finnland. Ich hatte ihn übersetzt, weil es ein sprechender Name ist, der etwas über den Charakter der Landschaft aussagt, aber befriedigend war die Lösung noch nicht.
Aber wenn ich den Torf als Beschreibung der Landschaft erhalte, geht es wohl auch mit dem Eigennamen:



Finnisches Sonett

Selbst Väinämöinen hat wohl nie geahnt,
daß einer aus der unsren Bardenkreise
Sonette knüpfen kann auf solche Weise,
dem schon das Kalevala war bekannt.

Nicht Mandelzweigen wird man Verse bringen,
und Laura lebte nicht in unsrem Dorf;
Wen wundert es wenn in Pohjolas Torf
Sonette anders als am Arno klingen?

Doch würde ich es heute gerne sehen,
könnt' Finnlands Hoffnung glanzvoll neu erstehen,
mit feurig neuen Gluten eingeflößt,

wenn man nun solchen Fesseln den Gesang,
die Sprache, lang verachtet, solchem Zwang
aussetzt, - und so doch andre Banden löst.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#5
Zweite Korrektur:

Wie Francesco anmerkte ist "Pohjolan" bereits Genitiv.
Es muß also "Pohjolas Torf" heißen.

Des weiteren DAS Kalevala.

Danke
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#6
Hallo ZaunköniG,

darf ich noch einmal auf S.2 V.3 zurückkommen, speziell auf „Pohjola“ und deine Übersetzungen? Nach meinem Empfinden hast du den Sinn mit deiner ersten Übersetzung

Nicht wunderts also, wenn im Nordlandtorf

doch richtig wiedergegeben. In deiner zweiten Übersetzung

Wen wundert es, wenn in Pohjolas Torf

gibt es ein metrisches Problem: Pohjola wird auf der ersten Silbe betont (Póhjola).
Pohjola (ursprünglich: Ort, an dem der Norden ist) wird im Finnischen auch oft im Sinne von Nordland schlechthin (z.B. Finnland) verstanden, z.B. hier im Kontext als Gegensatz zu Südland (Italien), auch wenn die Kalevala-Assoziation natürlich mitschwingt. Am nächsten am Original und außerdem metrisch befriedigend wäre nach meinem Empfinden etwa folgende Wiedergabe des finnischen Verses:

Kein Wunder also, wenn an Nordlands Sümpfen (bzw. Torf, aus reimtechnischen Gründen).

Bei Sümpfen und Torf erscheint mir die Präposition „in“ hier nicht so glücklich.
Das Ganze natürlich nur als Idee ...

LG Francesco
Zitieren
#7
Hallo Francesco,

Zitat:Pohjola (ursprünglich: Ort, an dem der Norden ist) wird im Finnischen auch oft im Sinne von Nordland schlechthin (z.B. Finnland) verstanden, z.B. hier im Kontext als Gegensatz zu Südland (Italien), auch wenn die Kalevala-Assoziation natürlich mitschwingt.

Eigenname aus dem Kalevala oder Generalbegriff für Nordland?
Was hier die Hauptbedeutung ist und was nur "mitschwingt" ist wohl schwer zu entscheiden, und Oksanen musste das ja auch nicht. Deine Ausführungen klingen plausibel, aber auch das Wort einer Muttersprachlerin hat hier Gewicht.
Glücklicherweise sind es keine widersprüchlichen Bedeutungen, aber die Metrik ist natürlich ein gewichtiges Argument.
Also alles zurück auf Anfang?

Bei der Präposition empfinde ich im Moor / in den Sümpfen als natürlichere Sprache. Vielleicht weil Sümpfe nicht so klar umrissen sind wie beispielsweise ein See. So würde ich eine Moorlandschaft auch verkürzt als Moor bezeichnen, was bei einer Seenlandschaft in der Form nicht funktioniert.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren
#8
Hallo ZaunköniG,

die Muttersprachlerin und der Dichter treffen zweifellos die richtige Entscheidung.

LG Francesco
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste
Forenfarbe auswählen: