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Der Pfau
#1
Der Pfau
Nach der Novelle von Sylvia Geist

Die Braut verzieht um seine Werbung keine Miene.
Sein Rad, sein Tanz, die immer gleichen Rituale;
Sie schweigt. Im Mittelpunkt der ewigen Spirale
steht unnahbar als Pfauenthron die Gasoline,

empfängt geduldig, stoisch, huldvoll seine Liebe.
Ihm war sie gleich als ewig-einzige bewußt;
Er schmiegt sich eng an ihre sommerheiße Brust,
bald zaghaft scheu, bald drängender durch Schnabelhiebe.

Der Liebende verschwendet prassend seine Kraft.
- Mit einem Lächeln widerscheinen ihre Kerben, -
und endlich spendet sie ihm ihr Petroleum.

Fur Perlimplin der Treibstoff seiner Leidenschaft;
benommen nippte der Glückselige dran, stumm. -
Noch einen Schluck aus ihrem Innern - und dann sterben!


[Bild: 095.jpg]

Der Pfau
Sylvia Geist
Luftschacht
ISBN-10: 390237330X
ISBN-13: 9783902373304
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo zaunkönig,

die Novelle kenn ich nicht, das Bild am Textende macht aber Lust aufs Lesen der Geschichte.

Die beiden ewig in Zeile 2 und 3 gefallen mir nicht so recht. Perlimplin ist wohl der Novelle entnommen?

Amüsant zu lesen auch ohne die Geschichte nähers zu kennen, das Bild leistet ja Aufklärungsarbeit.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

Ja, Perlimplin heißt der Pfau in der Geschichte.
Eigentlich geht es um die Irrfahrt einer Schaustellertruppe, durch Südfrankreich und Spanien, die auf dem Grundstück eines Tankstellenpächters strandet. Dort lebt auch Perlimplin, ein Pfau, der sich unsterblich in eine Zapfsäule verliebt hat.
Am Mittwoch war ich bei der Buchvorstellung in Hannover.
Sylvia kenne ich schon einige Jahre. Nach einem Gespräch mit ihr ist auch das Sonett "Kitsch" entstanden.

Ein "ewig" ist auch leicht durch "immer" ersetzt. Das ist ja das kleinste Problem.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Gefällt mir formal gut. Das erste Quartett ist überzeugend und sehr schön zu lesen.
Der Liebe/Hiebe Reim ist mir persönlich zu abgedroschen, was aber auch mit Erfahrungen diesbezüglich zu tun hat.
Die Vorletzte Zeile liest sich ziemlich komisch. Das daktyle "GlückSELIGE" ließ mich mehr als unbefriedigt zurück. Da kam ich mit dem Schwan nicht ins Reine. Die Vorstellung, dass eine Zapfsäule jene Empfindungen aufbringt, die du hier plastisch beschreibst, bereitet mir ebenfalls Schwierigkeiten, wenngleich es gut gemacht ist und wahrscheinlich auch auf dem besagten Buch basiert. Aber wäre es nicht besser gewesen, nur den Schwan zu vermenschlichen und eher spielerisch den Kontrast darzustellen, als der Zapfsäule auch noch innere Regungen einzuverleiben?
Das gefällt mir nicht.
Aber wie gesagt, es macht trotzdem Spaß, das zu lesen, weil du es verstehst, mit den Bildern zu spielen und sie zu erzählen.
Gruß, Fabian
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#5
Grüß dich, Fabian,

"empfängt geduldig, stoisch", dachte ich, wäre passiv genug für die Zapfsäule. Aber der Pfau könnte sich nicht in sie verlieben, wenn er ihr selbst nicht ein Empfinden zugestehen würde. Und dieses Empfindsame wollte ich auch wegen der Absurdität der Situation darstellen.
In der Novelle wird die Situation ziemlich nüchtern beschrieben um dann in Dialogen zweier Betrachter interpretiert zu werden. Auch um nicht die selben Formulierungen nehmen zu müssen, bin ich in meinem Bericht etwas näher an den Pfau herangerückt. Ich habe ja im Sonett auch nicht so viel "Zeit" um die Situation vorzubereiten.

Mit deiner formalen Kritik hast du natürlich recht, obwohl ich dachte, daß ich das "Glückseelige" einigermaßen versteckt hätte, wie Sneaky das ausdrücken würde.

Auch noch nicht lupenrein, aber doch etwas jambischer:
Zitat:benommen und glückselig nippte er dran, stumm

LG ZaunköniG
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#6
das Ende, also das unbetonte "dran" scheint dir am Herzen zu liegen und mir ist nicht klar, warum.

"berauscht, glückselig nippte er ... und nippte, stumm"

würde mir gut gefallen.
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#7
Nö, das "dran" liegt mir nicht so am Herzen, aber das "benommen", weil es schon etwas zum sterben hinleitet, wenn ihm die Sinne schwinden.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#8
betäubt, glückselig nippte er ... und nippte, stumm.
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#9
glückselig nippte er davon, benommen, stumm.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#10
auch gut.
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