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John Keats: On First Reading Chapman`s Homer
#1
GB 
Much have I travell'd in the realms of gold,
And many goodly states and kingdoms seen;
Round many western islands have I been
Which bards in fealty to Apollo hold.
Oft on one wide expanse had I been told
That deep-brow'd Homer ruled as his demesne;
Yet did I never breathe its pure serene
Till I heard Chapman speak out loud and bold:
Then felt I like some watcher of the skies
When a new planet swims into his ken;
Or like stout Cortez when with eagle eyes
He star'd at the Pacific - and all his men
Look'd at each other with a wild surmise -
Silent, upon a peak in Darien.

Beim ersten Lesen von Chapmans Homer

Ich habe manches Feenreich bereist,
sah Republiken wie auch Monarchien
ließ mich zu Inseln weit im Westen ziehen
wo Barden huldigen Apollos Geist.
Ich hörte viel, doch wußt nicht was das heißt,
im Reich zu sein ganz dem Homer gewiehen,
bis ich dann Chapmanns Wort Gehör geliehen,
das sich so laut wie kühn und klar erweist.
Gleich einem Astronomen fühlte ich,
dem sich ein neuer Erdtrabant entdeckt,
gleich Cortez, als sein Adlerblick gebannt
auf den Pazifik fiel- die Mannschaft sich
groß ansah, wie von einem Spuk erschreckt,
als sie verstummt auf Dariens Gipfeln stand.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#2
GB 
Much have I travell'd in the realms of gold,
And many goodly states and kingdoms seen;
Round many western islands have I been
Which bards in fealty to Apollo hold.
Oft of one wide expanse had I been told
That deep-brow'd Homer ruled at his demesne;
Yet did I never breathe its pure serene
Till I heard Chapman speak out loud and bold:
Then felt I like some watcher of the skies
When a new planet swims into his ken;
Or like stout Cortez when with eagle eyes
He star'd at the Pacific - and all his men
Look'd at each other with a wild surmise -
Silent, upon a peak in Darien.


John Keats
Beim ersten Lesen in Chapmans Homer
Ü: Josef Riga

Ich reiste oft schon in ein gold'nes Land,
Sah gute Städte, manches Königreich,
Antike Inseln auch, aus dem Bereich,
Wo zu Apoll noch treu der Sänger stand;
Schon oft hat man H o m e r mir dort genannt,
Als Name, tief, der von den Seinen gleich
Erkannt wird. Nie betrat ich diese Reich,
Bis ich's bei C h a p m a n ausgebreitet fand.
Da spürt ich's! Wie der Astronom am Rohr,
Dem ein Planet erstmals vors Auge zieht,
Wie der scharf blickende Konquistador,
Wenn er als erster den Pazifik sieht,
Von Männern wild umringt, die nun mehr vor
Das Neue treten, staunend, wie's geschieht.
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#3
(02.09.2014, 10:43)Josef Riga schrieb: ... Als Beispiel kann das berühmte Gedicht von John Keats dienen: On first looking into Chapman's Homer, wo Keats einen falschen historischen Namen einsetzt, CORTEZ statt NUNEZ DE BALBOA. Er hat es zwar vor Drucklegung noch bemerkt, aber selbst die Kurzform Balboa ist noch zu lang um sie einfach gegen den 2-silbigen Cortez einzuwechseln, also entschied er sich fürs Stehenlassen. Und wenn es nicht das gemeine Internet gäbe, wüsste ich auch bis heute nicht, " wer als erster den Pazifik sah"! Ich habe mich bei der Übersetzung anders aus der Affäre gezogen.

Hallo Josef,

Da es hier nicht primär um die Entdeckung des Pazifik geht, sondern um den neu entdeckten Homer, denke ich, dass eine solche Verallgemeinerung mindestens zulässig ist. Inhaltlich überzeugt die Zeile. Leider fällt sie aus dem jambischen Maß.

Der Anfang gefällt mir sehr gut. Ob sich Keats auf eigene Reisen bezieht oder den Chapman nur mit anderer Lektüre vergleicht, bleibt bei dir offen, wie auch im Original. Sneakys Feenreich dagegen verweist auch die folgenden Zeilen in die Fiktion. Wie Keats es gemeint hat, bleibt Spekulation, aber zumindest italien kannte er aus eigener Anschauung. ich lese es daher auch als Verrweis auf tatsächliche eigene Reisen. Um so stärker scheint auch der Eindruck dieser Homer-Übersetzung, wenn sie leisten kann, was eigene Anschauung nicht mehr kann.

Eine kleine Anmerkung noch zu den Schlusszeilen:

Wenn jemand aus dem Glied tritt, assoziiere ich eine geschlossene Formation, sei es beim Marsch, sei es beim Appell. Das passt für mein Gefühl nicht zum wilden Haufen, den ich in Zeile 12 sehe.


Liebe Grüße

ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Ein Nachtrag, betreffs inhaltlicher Korrekturen:


Humberto de Campos hat in seinem Sonett OS HIPERBÓREOS

Das mythische Land der Hyperboräer ausdrücklich im Norden Europas verortet, so wie es antike Quellen auch behaupten. Dennoch heulen bei ihm Kojoten, die es nur in Nordamerika gibt. Hier hielt ich es für legitim und geboten, die Kojoten durch Wölfe zu ersetzen.

Das ganze Sonett findest du bei den portugiesischen Sonetten.


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Hallo Zaunkönig,

ich muss dir recht geben, was die Jamben in der Konquistadorenzeile betrifft. Habe es abgeändert. Es ist sowieso oft eine verbale oder adverbiale Ausdrucksweise lebendiger als die vielen Substantive, zu denen wir gerne greifen. Außerdem ist der "Adlerblick" auch schon etwas abgegriffen. Also besser "scharf blickend" ...
Die Idee, am Ende die Meute der Männer aus dem Glied treten zu lassen entsprang meiner Interpretation des Gesamtgedichts. Keats lässt ja durch die Erlebnisse der Homer-Lektüre, der Entdeckung des Uranus und des Pazifiks mit den Menschen, die dies erleben, etwas besonderes geschehen. Ihr Horizont erweitert sich buchstäblich. Damit ist für alle und besonders für die Masse der Mitstreiter des Balboa/Cortez eine Verwandlung hin zu mehr Individualität und persönlicher Erfahrung verbunden. Zunächst ist da der wilde Taumel der Begeisterung ( endlich das Meer erreicht und die Strapazen belohnt ...): a wild surmise! Dann aber werden sie still und sind nun kein Haufen mehr, sondern werden zu Individuen - wie ihr Anführer, wie der Astronom, wie der Homer-Leser vor seinem Buch - sie treten bildlich gesprochen "einzeln aus dem Glied" vor ihren Anführer hin, besser gesagt, vor den Pazifik hin!, der diese Verwandlung bewirkt hat. Das war so, grob skizziert, die Idee hinter meiner Wortwahl von dem aus der Masse heraustreten.

Gruß
Josef Riga
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#6
Hallo Josef,


Zitat:Oder scharf blickend der Konquistador,

Der "Adlerblick" war tatsächlich etwas antiquiert. In der Hinsicht hast du die Zeile mit scharf tatsächlich entschärft. Rhythmisch läuft sie immer noch nicht ganz rund. Das liegt zum einen am Konquistador, aber auch am "Oder" am Zeilenbeginn. Der Konqustador ist an der Stelle nicht leicht zu ersetzen, aber am Zeilenanfang läßt sich was machen:

Wie der scharf blickende Konquistador,

Dann hast du zwar ein zweites "wie", aber in einer solchen Aufzählung, denke ich, ist das in Ordnung.

Zitat:Zunächst ist da der wilde Taumel der Begeisterung ( endlich das Meer erreicht und die Strapazen belohnt ...): a wild surmise! Dann aber werden sie still und sind nun kein Haufen mehr, sondern werden zu Individuen - wie ihr Anführer, wie der Astronom, wie der Homer-Leser vor seinem Buch - sie treten bildlich gesprochen "einzeln aus dem Glied" vor ihren Anführer hin, besser gesagt, vor den Pazifik hin!, der diese Verwandlung bewirkt hat. Das war so, grob skizziert, die Idee hinter meiner Wortwahl von dem aus der Masse heraustreten.

Das ist ein schönes und schlüssiges Bild, - aber ich kann es im Original so nicht wiederfinden.
ich sehe da seinen wilden Haufen, der stumm staunend um ihn herumsteht, weil sie von dem Anblick des Ozeans so überwältigt sind. Kein Vorher - Nachher.
So kann man eventuell die Situation interpretieren, aber geschrieben steht es in Keats' Text so nicht. Gestört habe ich mich allerdings mehr am Begriff des Gliedes, das in mir die Assoziation einer geordneten Truppe vermittelt und eben keines wilden Haufens.


Liebe Grüße

ZaunköniG
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#7
Hallo Zaunkönig,

ich nehme deinen Vorschlag gerne auf: "wie der scharf blickende Konquistador"...
Mit langen, vielsilbigen Fremdwörtern ist es ja so eine Sache, aber an der Stelle, wo es wirklich in "die Fremde" geht, ist es ganz gut, ein wenig historisch zu werden und sich die Sache sozusagen "spanisch" vorkommen zu lassen, denke ich.
Deswegen halte ich aber auch an dem etwas turbulenten Schlussbild mit meiner Interpretation fest, weil ich die Spannung zwischen wilder Begeisterung, Unordnung und dem dann - zugegeben, bei Keats nur knapp erwähnten - Umschwung in die andächtige Stille einer vollständigen Überwältigung durch das Erlebte zeigen möchte.
Durch den Anblick des Pazifiks wird nicht nur Balboa (Cortez) ein anderer Mensch, sondern auch die bisher namenlosen Mitglieder seiner Truppe. Sie werden individualisiert, was dadurch zum Ausdruck kommt, dass sie einzeln vom Expeditionsleiter nach vorne gerufen werden, eben " einzeln aus dem Glied". Ob das so passiert ist, weiß ich natürlich auch nicht und Keats beschreibt es nicht. Es ist mein Verständnis der Situation und dessen, was Keats sagen wollte; wenn du also willlst, reine Spekulation. Ohne diese aber bleibt der Vergleich mit der ersten Sichtung eines Planeten und eines Meeres mit dem Aha-Erlebnis der Homerübersetzung etwas blass und nichts sagend.
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#8
Hallo ZaunköniG,

ich habe die letzte Zeile geändert. Die Glied-Formation ist Vergangenheit.
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