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Charles Baudelaire: Recueillement
#1
Frankreich 
Recueillement
Sois sage, ô ma Douleur, et tiens-toi plus tranquille.
Tu réclamais le Soir; il descend; le voici:
Une atmosphère obscure enveloppe la ville,
Aux uns portant la paix, aux autres le souci.
Pendant que des mortels la multitude vile,
Sous le fouet du Plaisir, ce bourreau sans merci,
Va cueillir des remords dans la fête servile,
Ma Douleur, donne-moi la main; viens par ici,
Loin d'eux. Vois se pencher les défuntes Années,
Sur les balcons du ciel, en robes surannées;
Surgir du fond des eaux le Regret souriant;
Le soleil moribond s'endormir sous une arche,
Et, comme un long linceul traînant à l'Orient,
Entends, ma chère, entends la douce Nuit qui marche.

Andacht

Sei weise, Sorge, lass dich nicht erregen
du wolltest Abend, er bricht an, ist da.
Wenn dunkle Schleier sich auf Dächer legen
ist einem Frieden, andren Sorge nah.
Wenn sich die viehisch grobe Menschenmenge
vom Henkersknecht Genuss gepeitscht zum Fest
hin drängt, nur Reue erntet, Narrenzwänge,
gib, Kummer mir die Hand, geh mit nach West
weit weg von hier. Sieh, wie die toten Jahre
im alten Kleid am Himmelssöller hängen,
Bedauern lächelnd aus der See aufsteigt.
Die Sonne stirbt, liegt unter Bogengängen
und hör nur wie als Tuch der Totenbahre
von Ost nach West die tiefe Nacht sich neigt.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#2
Hallo Sneaky,

insgesammt hat du es gut getroffen, aber manches Detail ist doch untergegangen, z.B die Anrede "Geliebter", in der Schlußzeile, die sich wohl auf die 'Douleuer' am Anfang bezieht. Ich würde dort auch 'Schmerz' stimmiger finden. Im Grunde hast du ja in jeder Zeile zwei Silben verschenkt, da ließe sich also noch manches unterbringen.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo, Ihr beiden,
mir gefällt deine Version sehr gut, Sneaky. Aber Zaunkönig hat schon Recht, dass insbesondere diese Betonung der personifizierten Sorge etwas fehlt. Das 'ma chère' in der Schlusszeile ist aber nicht so stark wie "Geliebter", sondern bedeutet eher "meine Liebe", wie gesagt die Anrede an seine Sorge, die ja immer bei ihm ist. Da 'la douleur' aber weiblich ist, wäre es schon wünschenswert, im Deutschen auch ein weibliches Substantiv zu haben, wenn irgend möglich. "Pein" ist das einzige andere, was mir dazu einfallen würde, zumal du das Wort Sorge ja in Zeile 4 auch noch mal hast, wo es nicht dieselbe Sorge ist.
Und 'sois sage' heißt eigentlich nur 'sei brav', wie man es zu einem Kind sagen würde, was hier ja ganz gut passen würde.

"Viehisch grob" in Zeile 5 finde ich zu stark, es ist einfach das 'gemeine Volk'.

Aber diese Kleinigkeiten sollen durchaus nicht von dem bereits sehr guten Gesamteindruck ablenken.
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#4
Ui,

mein Komm ist untergegangen. Hab wohl nicht auf Text absenden geklickt.

Mit dem "Sei brav" hab ich eine Silbe frei, da geht dann also Sei brav, mein Schmerz. Pein ist ein Schreckwort so wie Herz und Seele, um so große Worte mach ich so gut es geht einen Bogen.

Viehisch grob vs gemeines Volk leuchtet mir ein. Die Stelle überarbeite ich nochmal.

Zeile 13 dann so

Hör, Liebes wie als Totentuch der Bahre
......

ich hatte in einem anderen Board eine Diskussion wie das "un long linceul traînant à l'Orient" denn zu verstehen sei. Ich habe an der Stelle mehr geraten als übersetzt, das lange Totentuch, das am Orient streift, oder ist das noch was anderes. ICh habs als MEtapher auf die Nacht gesehen, die aus Osten kommt, aber was genau meint ihr, ist das?

Danke und Gruß

Sneaky
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#5
Hallo Sneaky,
mit deinem 'mein Schmerz' stimmt nun aber die Betonung nicht mehr, außer du fügst noch ein 'und' ein. Wie wär's mit 'Kummer', den du ja später auch schon hast, auch wenn er wieder männlich ist, also eher ein Kumpel als eine treue Freundin.

Die letzte Zeile ist im Original nun sehr stark betont, mit dem doppelten 'entends', der Anrede 'ma chère und dazu ist sie auch optisch länger. Da könntest du schon auch etwas länger werden. Die Sache mit dem Totentuch hast du meiner Ansicht nach richtig interpretiert.

Mir fiel auch auf, dass in deiner Version der Westen zweimal vorkommt, im Original dagegen überhaupt nicht. Auch da könntest du in der letzten Zeile noch ein paar Silben freimachen.

Gruss
Silja
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#6
Entgegen meinem üblichen Vorgehen versuche ich auch mal einen Wurf.
'Andacht' steht zwar auch in meinem Dix als einziger Übersetzungsvorschlag, aber für diesen Text klingt es mir doch eine Spur zu feierlich. Ich nenne es mal:


Gedankenschwer

Bedenke, meine Schwermut, und beruhige dich:
Du wünschtest dir den Abend. Siehe: Er bricht an,
als trüber Schleier, der sich in die Städte schlich,
der diesem Schlaf schenkt, jenen nur bekümmern kann.

Dort sich der Hauf gemeiner Sterblicher bedrängt,
von Lüsten angetrieben, roh und ungeschlacht,
Ein Kelch des Ekels wird an jene ausgeschenkt;
Komm mit mir, meine Schwermut in die stille Nacht.

Nur fort von hier - Die Reihe der vergangnen Jahre
gemessen vom Balkon des hohen Himmels sieht.
Aus dunklen Wassern steigt Bedauern mild empor,

Die Sonne siecht, schaut müde durch die alten Tore.
Nun schau die Nacht, wie sie als Tuch der Totenbahre,
geliebte Schwermut, sacht von Ost das Land bezieht.


[Bild: 01f6d3bbc7518eabfcfc5b72b24ba0]
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#7
Hallo zaunkönig,

der Alexandriner tut dem Thema gut.

Normalerweise bin ich kein Freund von "und" um die Zeilen zu beginnen, aber im Fall von V1Z4 würde ich dafür empfehlen. Es ersetzt ein "der", das ansonsten kurz vorher schon da war und entspricht als Aufzählung auch dem natürlichen LEsen.

Als Vorschlag für V2

Wo sich der Hauf gemeiner Sterblicher bedrängt,
von Lüsten angetrieben, roh und ungeschlacht,
wird letzlich nur ein Kelch des Ekels ausgeschenkt;
Komm mit mir, meine Schwermut in die stille Nacht.

Ansonsten hab ich nur zu sagen sehr schön gemacht, mir gefällts.

Gruß

Sneaky
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#8
Hallo Zaunkönig,
deine Version ist wirklich sehr schön geworden. Die Schwermut ist eine wunderbare Lösung und der sanfte, melancholische Ton des Ganzen kommt ganz prima heraus.

Bravo!
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#9
Hallo ihr beiden,

Danke für die so positiven Rückmeldungen; sneakys Änderungen werde ich gern übernehmen, die Verse laufen doch noch etwas flüssiger.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#10
Hier meine einge-englischte Version

Be easy, pain, and settle softly down,
you called for dusk, it lowers and is here,
a veil of darkness settles on the town,
offering peace to some, to others fear.

And while the common masses held in thrall
under the whip of pitiless pleasure sway
and reap remorse at any festival
give me your hand and let us go away

and far from here. In dusty robes you see
the dead years hang from heaven´s balcony,
and watch regret stir smiling in the deep.

A withering sun lies slouched beneath an arch.
And listen, darling, like a shroud that sweeps
across the east, deep night is on the march.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#11
Hallo Sneaky,
alle Achtung! Das hast du ja sehr gut hinbekommen.
Etwas zu hart finde ich in der Eingangszeile das attributlose 'pain', zumal es ja nicht gerade ein Kosename ist.

"Deeps" in Zeile 11 stört mich, weil es grammatisch falsch ist und 'depths' heißen müsste, wobei dir dann aber der Reim flöten ginge. Singular 'deep' wäre da vielleicht besser.
Und 'slouched' in Zeile 12 ist mir zu salopp, zumal du das moribond mit 'wither' ja etwas verwässert hast, so dass da noch etwas inhaltlicher Freiraum ist.

Da würde ich noch ein wenig nachpolieren. Es würde sich bestimmt lohnen.

Gruss
Silja
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#12
Hallo silja,

das mit dem "deeps" ist ja schon peinlich, aber stimmt, deeps ist gedeutschelt. (And now I become a schnitzel). slouched weiß ich noch nicht recht wie. Das "s" von deeps habe ich aber gleich mal gekappt.

Danke fürs Hingucken

Sneaky
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#13
Hallo Sneaky,
da fällt mir nun auf, dass 'deep' in der letzten Zeile ja gleich noch mal vorkommt. Dort könntest du das z. B. in 'sweet' abändern, was dann ja auch noch näher an 'douce' wäre.

Gruss
Silja
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