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Leigh Hunt: The Nile
#1
GB 
The Nile

It flows through old hushed Egypt and its sands,
Like some grave mighty thought threading a dream,
And times and things, as in that vision, seem
Keeping along it their eternal stands,--
Caves, pillars, pyramids, the shepherd bands
That roamed through the young world, the glory extreme
Of high Sesostris, and that southern beam,
The laughing queen that caught the world's great hands.
Then comes a mightier silence, stern and strong,
As of a world left empty of its throng,
And the void weighs on us; and then we wake,
And hear the fruitful stream lapsing along
'Twixt villages, and think how we shall take
Our own calm journey on for human sake.



Der Nil

Er fließt geräuschlos durch Ägyptens Sand,
wie manch Gedanke einen Traum durchzieht
und Zeiten, Dinge als Visionen sieht
und sie beläßt im Ewigkeitsbestand.

Die Höhlen, Pyramiden, Weideland
für Schafnomaden, und die Sonne brennt
herab auf das sesostris-Monument.
Die Fürstin nahm die Welt in ihre Hand.

Dann kommt die mächtge Stille, ernst und streng,
entleert der Hektik und ganz weltvergessen.
Die Leere lastet schwer, bis wir erwachen

und hören die fruchtbaren Wellen längs
den Dörfern ziehn: Man denkt, wie soll man's machen,
wie reist man gut, nach menschlichem Ermessen.





Hier die Version von John Keats
Hier die Version von Percy Bysshe Shelley
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo zaunkönig,

an das Sonett habe ich mich nie getraut, weil ich nicht kapiert habe was Leigh Hunt mit dem "southern beam" und der "laughing queen" sagen wollte. Ob das eine Anspielung auf die Gemahlin von Sesostris sein soll?

Das geräuschlos auf den Fluss zu beziehen finde ich nicht passend. Hier soll doch die lange Zeit gemeint sein, die Ägypten schon durchlebt hat?

Der Rhythmus von Zeile 12 bricht aus, da du sonst den Jambus sauber durchgezogen hast, fällt das unangenehm auf.

Die letzte Zeile lese ich als eine Parabel auf die Vergänglichkeit, das "menschliche Ermessen" das du gewählt hast, ist mir zu nüchtern, um die träumerische Stimmung zu transportieren, die ich im Original finde.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

mit southern beam, denke ich, meint er ganz banal die südliche Sonne. Und mit der laughing queen muß er nicht unbedingt die Gemahlin des Sesostris gemeint haben, Sie ist hier einfach ein weiterer Punkt in seiner langen Aufzählung von Reiseeindrücken; vermutlich einer weiteren Statue. Ich hatte da gleich das Bild der Nofretete vor Augen, die ja als die MonaLisa der Antike gilt.

Im Original ist die Stile auf die Landschaft bezogen, da hast du recht, aber die würde kaum zur Geltung kommen, wenn der Fluß hier nicht auch selbst ruhig wäre. Es geht wohl um die Stille an sich, die das Gesehene noch eindrücklicher macht. Diese Abweichung halte ich für legitim.

In den Terzinen gebe ich dir vollkommen Recht. Sowohl mit dem Rythmus in Zeile 12, als auch mit dem menschlichen Ermessen. Er meinte wohl beides; die Reise die er gerade, beim betrachten der Nillandschaft tat, als auch die "Reise durchs Leben". Letzteres ist in meiner Version nicht mehr zu finden, An die Terzinen muß ich also noch mal ran.

Mal schauen, was sich da machen lässt...


LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo Zaunkönig,

ich hab mal die ganze Zeile in google eingegeben und einige Hits bekommen. Alle Einträge scheinen sich da einig zu sein, dass sich diese Zeile auf Kleopatra bezog/bezieht. Ich weiß nicht ob du das verwenden kannst oder willst. Falls ja, vielleicht ginge dann die Fürstin zu ersetzen oder eine Pharaonin aus ihr zu machen. Die Fürstin ist mir einen Tick zu europäisch.

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#5
Hallo Sneaky,

Die Fürstin ist ja, streng genommen, einfach die erste im Staat. Zwar denkt man sie durch den germanischen Wortstamm zunächst europäisch, auch fehlt ihr das göttliche Attribut eines Pharaos / einer Pharaonin, aber das gilt wohl für die Queen des Originals genauso.
Wörtlich übersetzt müßte es Königin heißen, aber schon die war mir zu vielsilbig...

dennoch einige kleine Änderungen:




Er fließt geräuschlos durch Ägyptens Sand,
wie manch Gedanke einen Traum durchzieht
und Zeiten, Dinge als Visionen sieht
und sie beläßt im Ewigkeitsbestand.

Die Höhlen, Pyramiden, Weideland
für Schafnomaden, und die Sonne brennt
herab auf das Sesostris-Monument.
Die Fürstin hielt die Welt in ihrer Hand.

Dann kommt die mächtge Stille, ernst und streng,
entleert der Hektik und ganz weltvergessen.
Beim Wachen waren wir der Leere voll

und hörten fruchtbar nun die Wellen längs
den Dörfern ziehn und suchten zu ermessen
wie man die eignen Wege nehmen soll.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Hallo Zaunkönig,

die Terzinen sind stärker geworden, der Schlusssatz trifft es gut. Stört dich "erwachend", dass du statt dessen "Im Wachen" gewählt hast?

Beim zweiten Quartett frage ich mich, ob du nicht - grammatikalisch gesehen - an das erste Quartett dichter anschließen solltest.

"Die Höhlen, Pyramiden, Weideland für Schafnomaden und die Sonne brennt." Das ist so kein sauberer Satz. Den Punkt am ersten Quartett zum Komma umwandeln und das zweite Quartett kleingeschrieben anfangen?

Das Gedicht soll Hunt im übrigen im Wettstreit mit Shelley und Keats geschrieben haben, stand in einigen der Links. Wäre interessant, dann konkurrierenden Texte dazustellen zu können, meinst du nicht?

Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#7
Die konkurierenden Texte wären sicherlich interessant. Sind es denn auch Sonette? Von Keats kenne ich keins das dem Thema entspricht. Und auch von Shelley kenne ich nur das hinreichend bekannte Ozymandias. Bei so einem Wettstreit kommt es ja auch immer drauf an, wie die Aufgabe formuliert war.

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#8
Ich google mal, ob ich mehr über den Wettstreit finde und melde mich dann. Bis dahin mal meine Version:

Der Nil

Er fließt durchs altverschwiegene Ägypten
gleich Silberfäden durch ein Traumgewebe,
und alles folgt, als ob  es ewig lebe
dem Fluss in dieser Vision: Die Krypten,

die Pyramiden, Höhlen, Beduinen
in einer jungen Welt, der Götterglanz
Sesostris`, Süden, Sommersonnentanz,
Kleopatra, der Herrscherhände dienen.

Dann folgt ein Schweigen, tiefer, streng und hehr
als hätte jeder Laut die Welt verlassen,
und diese Leere drückt uns; Wir erwachen,

hören den Strom den Feldern der Fellachen
bewässernd Leben bringen und erfassen
erneut den Sog des Flusses hin zum Meer.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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