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Giuseppe Maria Crespi: Die büßende Magdalena
#1
Josef Riga
Die Büßende

Was muss sie da lesen, die Frau aus Magdala?
Zur Hure haben sie sie gemacht. In ihrer Schrift.
Die Petrusse und Paulusse. Wo waren sie, als ihr Geliebter starb.
Wo waren sie, als es galt, den Leichnam zu salben, umzubetten,
Aus seinem provisorischen Grab?
Sie war die erste, die ihn wieder sah, die ihn wieder erkennen durfte,
Weil sie die erste war, die ihn erkannt hatte, weil sie
Seine Frau gewesen war.
Keine von seinen weiblichen Groupies aus Galiläa, kein
Besorgtes und besorgendes Muttchen oder Schwesterlein, sondern
Die Frau an seiner Seite. Wie jeder Rabbi,
So hatte natürlich auch er eine Ehefrau, wie es sich geziemte nach
Der Überlieferung seines Volkes.
Und nun diese Infamie. Diese Bodenlose. Ihre Hand wird rot
Als sie die Seiten umblättert.
Drückt sie nicht das Kreuz mit den Dornen,
Von dem ein Balken ihr an der Schulter lehnt,
Noch mehr als alle Anderen? Ihre Hand, die das Holz hält,
Tickt sie wie fremd in den Nacken. Als wenn es sein Mittelfinger wäre,
Der sie zärtlich berührt.
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