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Erst Du und deine köstlichen Versprechen...
#1
Erst Du und deine köstlichen Versprechen...
erst deine wahrgewordene Gestalt,
die alles Flüstern schweigen macht in Wald
und Feld der allgewaltgen Erdenflächen,

erst deine Virtuosität zu sprechen,
die durch die Schluchten grünen Dickichts hallt,
und erst dein Küssen, das so lieb und kalt
zugleich vermag Versprochenes zu brechen,

will mir mit teurer Liebesfreuden Gunst
in klarer Form entstehend aus dem Dunst
der Ideale ein Begehren deuten.

Doch wende ich mich ab. Ich will es nicht!
Zu schwer drückt jene auferlegte Pflicht
den milden Umstand, dass wir uns auch freuten.
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#2
Hallo Terrapin,


Ich wollte gerade fragen, wann mit deinem Einstands-Sonett zu rechnen ist Smile

Der äußeren Form nach ist ist dein Sonett klassisch gebaut, sogar mit Vierfach-Reimen in den Quartetten und liest sich dabei recht flüssig, was dann doch einige Übung verrät. Ein Schlegelianer würde vielleicht bemängeln, dass der Inhaltliche Bruch (Versprochenes zu brechen) eine Zeile zu früh kommt. Aber du hast ja auch schon einige meiner Sonette gelesen: Ich halte es da, vor allem in meinen jüngeren Sonetten eher mit Millay (Ich will Chaos im Sonett).

Inhaltlich mutet es auch klassisch petrarkistisch an, mit einer zunächst idealisierten Liebe um dann die Unmöglichkeit zu erläutern.
Am Schluss scheint mir, dass dir eine Zeile fehlt um alles zu sagen, was zu sagen ist, denn worin die drückende Pflicht besteht, wird nicht so recht klar. Sind es die eigenen großen Versprechen? oder ihre Versprechen, von den du weißt, dass sie in der Form nicht einzulösen sind? Sind es die Selbstverpflichtungen die das eigene Rollenverständnis in der Beziehung ausmachen?

Dennoch eine insgesamt gute Vorstellung.
Gerne Gelesen

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Grüß dich, König...

Den inhaltlichen Bruch nach schleglischer Strenge würde ich so nicht unterschreiben, da es sich hier nur um einen unwesentlichen Nebensatz handelt, der ausziert und nichts zur wesentlichen, tragenden Aussage befördert. "Nur" Zierwerk - diesbezüglich.
Der eigentliche Bruch kommt erst mit dem zweiten Terztett - auch untypisch für ein Sonett, und somit hast du schon recht. Doch soll es nicht Sinn der Sache sein darauf zu reiten.
Das Sonett bietet ja so viel Raum der Möglichkeiten seine Ideen zu bereiten und mit solcher absoluten Strenge der Thesen habe ich es auch nicht. Viel mehr begreife ich es als lyrisches Gefäß mannigfacher Ausstrahlung. So sind sich die gewählten Worte in den vorgegebenen Formen ihrem Dreisatz zu entsprechen.
Selber befürworte ich kein Chaos in irgendeinem Gedicht. Ehr liegt mir eine klare Offenheit zu Grunde.

Und freilich hat du Recht. So einige schlaflose Nächte vorüberziehender Monde des Studiums der Poesie griffen mir ins Herz und schulten meinen Blick.
Denn hat man nur sein Auge in die Großen erst getränkt,
so sieht und fühlt, begreift und handelt man auch so.
Doch heißt es schwer so rein und gut, so wahr und voll zu sein.
Mir wird da immer noch verträumt und sinnend nach vergangnem...
Ob denn ein Vers dem Ende geschuldet ist kann ich nicht urteilen.
vielleicht ist dem damit geholfen so ich schreibe...

zu schwer drückt jede auferlegte Pflicht...

Danke für deinen Kommentar.

Gruß - Terrapin.
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#4
Hallo Terrapin,

Das totale Chaos will natürlich auch Millay nicht, sonst würde sie Formen wie das Sonett ganz meiden.
Aber zu streng gebaute Verse neigen dazu monoton zu wirken und so hat sie dem alten Leierkasten Sonett durch variierende Satzlängen, mit Enjambements, Zäsuren etc. eine neue Dynamik gegeben; Merkmale die man zum Teil auch bei älteren Dichtern findet, aber in der Regel als unsaubere Dichtung oder gar als Regelverstoß abgetan wurden.

Im Grunde kann ich beiden Positionen etwas abgewinnen und es obliegt dem Dichter selbst für sein Thema zu entscheiden welche Stilmittel, welche Freiheiten angezeigt sind.


Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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