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Der Bänkelbarde
#1
Der Bänkelbarde


Verehrte Damen, werte Herren, sehen
Sie mild den mittellosen Dichter an!
Kommt! bleiben Sie für zwei Minuten stehen
und hör'n Sie, was ich für Sie machen kann.

Ach, schöne Reime habe ich zu Hauf,
Lass' für sie Jamben und Trochäen laufen. -
Mein Herr, ich seh' ihr Portemonnaie trägt auf,
Woll'n Sie vielleicht ein Knittelverschen kaufen?

Und Sie? Sie haben sicher ein paar Cent.
Ist denn der Tabak- und Kaffeegenuß,
das, was man heut' ein gutes Leben nennt?
Sehr preiswert ist bei mir der Musenkuss!

Mein Herr, Sie sehen kunstbeflissen aus,
und wenn ich das so sagen darf, nicht arm!
Wie wär ein Souvenier vom Opernhaus?
In Reimform hätte es ganz eignen Charme.

Ich akzeptiere gern auch fremde Währung.
Vielleicht ein Limerick? Ein Triolett?
Ob als Verriss, Ob vorzeitige Ehrung, -
Ihr Obolus macht meine Mühe wett!

Und Sie? Verärgert sie die Politik?
Für ein paar überzählige Euronen
verfasse ich Polemik und Kritik,
werd' nicht die Bonzen, nicht die Kirche schonen!

Kommt, kratzt zusammen eure letzten Groschen.
Auch er, der seinen Job verloren hat,
bekommt aus meiner ungewaschnen Goschen
sein Henkerslied und eine Moritat.

Und Du? Du schätzt doch auch die Phantasie!
Wir wissen, welche Blüten sie oft treibt.
Nun steh' ich hier und werb' um die Marie, -
Man muss ja schließlich zuseh'n, wo man bleibt.



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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