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knallgrün
#1
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knallgrün



Das lichte Schamgezweig der Bäume deckt
obszönes Grünzeug nicht an drallen Hängen;
sofern die Federviecher leiser klängen
wär niemand heut durch meinen Schlag verreckt.

Die letzten Flockenwehenrümpfe krängen
vor frühen Buschwindmösen weg im Dreck.
Getaut bleibt blonder Schaum und feucht ein Fleck,
den krude Triebe allseits spitz bedrängen.

Ich reiss Violen aus und reiche Pan
die volle blaue Faust ans kecke Kinn -
damit ich heute endlich kühler bin,
soll er im Erdreich stecken, Horn voran

und tiefe Spalten seiner geilen Hufe
gen Himmel recken, bis der Kuckuck rufe!

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#2
Hallo Alcedo,

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass du den Frühling nicht magst. Nun gut, ich nehme es mal als Verballhornung so vieler allzu süßlicher Frühlingsgedichte.
Gleich zu Beginn schreibst du vom Schamgezweig; ein sehr ambivalenter Begriff. zwar bedeckt das frische Grün die sonst "nackten" Zweige, insofern passt es, aber wenn ich erotische Assoziationen suche fallen mir als erstes "frische Triebe" ein.
Klar der Begriff ist ziemlich ausgelutscht, und so kaum mehr zu verwenden, aber er dürfte auch bei anderen Lesern im Hinterkopf vorhanden sein und damit steckt man interpretatorisch im Zwiespalt ob das Frische Grün nun erotisch oder schamhaft ist. Das nimmt deinem Text etwas die Kraft.

Überhaupt it bei dir der Wille erkennbar, möglichst unverbrauchte Bilder und Worte zu verwenden. Eigentlich immer erstrebenswert, aber bei "Flockenwehenrümpfe" frage ioch mich was das eigentlich sein soll. Das sind, um mit Göethe zu sprechen, dann doch sehr grobe Klötze zusammengeleimt.

Die Terzinen überzeugen dann mehr, und überhaupt ein Kompliment für die Form. Die Vierfachreime in den Quartetten kriege ich selten hin, bzw. opfere ich oft um dem Gemeinten näher zu kommen. Aber was ich oben kritisiert habe, hat ja zumindest auf den ersten Blick, nichts mit der Reimfindung zu tun.

Jedenfalls macht das Sonett Lust auf mehr, auch wenn ich mich hier und da reibe.

Liebe Grüße
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
hallo ZaunköniG

danke für dein Feedback. dachte gar nicht dass das Schamgezweig so ambivalent sein könnte. die noch nackten Bäume sollten eigentlich nur entblösster weiblicher Schambehaarung entsprechen. das Grün der Hänge entspräche mir somit den hindurchscheinenden Schamlippen. „Triebe“ wollte ich ganz gewiss keine explizit genannt haben.

bei „sehr grobe Klötze“ musste ich schmunzeln. nunja, es sind letzte Schneereste gemeint. und der Neologismus ist ganz klar dem Verb geschuldet: krängen. da bin ich wegen dem Rumpf, dem maritimen Kontext (der Venus wie der, der Schiffe), gelandet. ich werds aber wohl belassen in der Hoffnung dass es nicht allzu abgedreht klingt.

die Form hatte sich zufällig ergeben. habs nicht bewusst so gestaltet. insgesamt habe ich nur drei Sonette bisher anzubieten, glaube ich, wenn ich gut durchgezählt habe. mehr nicht.
vielleicht inspiriert mich ja das schöne Forum hier zu mehr.

Gruß
Alcedo
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#4
Hallo Alcedo,

Ok, wenn mit dem Grünzeug nicht das frische Blattgrün der Zweige gemeint ist, dann passt das Bild, wie du es erläutert hast. Ich war in meiner Frühlingsvorstellung wohl schon ein paar Wochen weiter. Die Frage ist nun, ob ich allein auf dem Schlauch stand, oder ob man das Bild doch noch deutlicher machen muss.

"krängen" ist bei Schiffen die Neigung zur Seite. Im Gegensatz zu "Neigung" die auch im Übertragenen Sinn als Zuneigung verstanden werden kann, kenne ich krängen nur als die konkrete Bewegung, die ich aber mit einem Schneerest nicht in Verbindung bringe. Vermutlich würde der Schneerest selbst bei stärkerer Neigung des Hanges nicht einmal abrutschen, da er durch wiederholtes Antauen und Gefrieren fest mit dem Untergrund verbunden ist. Aber ich bin Flachländer, so genau habe ich nicht alle Sonderfälle vor Augen.

LG
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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