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Percy Bysshe Shelley: 'Music, when soft voices die'
#1
GB 
Percy Bysshe Shelley

'Music, when soft voices die'

Music, when soft voices die,
Vibrates in the memory –
Odours, when sweet violets sicken,
Live within the sense they quicken.

Rose leaves, when the rose is dead,
Are heaped for the belovèd’s bed;
And so thy thoughts, when thou art gone,
Love itself shall slumber on.

Percy Bysshe Shelley

Musik, die sanft und leise wird

Musik, die sanft und leise wird,
In Erinnerung vibriert –
Düfte, die aus Veilchen rinnen,
Leben in erfrischten Sinnen.

Rosenblätter, abgerissen,
Liegen auf des Liebchens Kissen;
So auch dein Klang, wenn du gegangen;
Liebe soll der Schlaf umfangen.


.
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#2
Hallo Josef,


Da hast du dir wieder was kniffliges ausgesucht.

Du hast ja schon an verschiedenen Stellen betont, wie wichtig dir ist, die Form möglichst 1:1 zu übertragen.
Zwar gibt es hier keine Mehrfachreime, aber die kurzen Zeilen machen es dennoch nicht einfach. Dennoch hast du die Form gut gelöst.
Leider auf Kosten inhaltlicher Treue.

In der ersten Zeile wird die Musik nicht einfach sanft und leise, sondern sie erstirbt!
Das ist wichtig, weil Shelley in den Schlusszeilen wieder auf das Sterbe-Motiv zurückkommt, was du allerdings abermals unterschlagen, bzw. verwässert hast.

"So wie deine Gedanken, wenn du (von uns) gegangen bist,
Soll auch die Liebe entschlafen."


Liebe Grüße
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo ZaunköniG,

da muss ich aber widersprechen. Erstens denke ich, dass das Sterben in der ersten Zeile nicht "wörtlich" verstanden werden kann sondern, wie im Deutschen im übertragenen Sinne als langsames Ersterben, also leiser werden. Die bekannte Liedzeile "killing me softly ..." ist auch keine Aufforderung, möglichst schonend umgebracht zu werden. Auch am Ende des Textes geht es m. E. nicht ums Sterben, sondern ganz im Gegenteil, ums Weiterexistieren des Gefühlseindrucks, ja um das Weiterleben der Liebe selbst. "slumber on" ist doch ein Ausdruck des sanften Weiterschlafens und nicht des "Ent-schlafens", was im Deutschen eine schönrednerische Formulierung für Todesanzeigen darstellt.
Du hast Recht, wenn du die Todessymbolik des Gedichtes ansprichst. Vor allem die zerstörte Rose steht dafür und natürlich steigert sich das Liebeserlebnis durch das Bewusstsein von seiner Vergänglichkeit und der Sterblichkeit überhaupt. Shelley spielt mit dem Doppelsinn des Begriffe "Sterben", "Hinsinken", "Wegdämmern", klar, das gehört zum romantischen Liebes-Todes-Geklapper. Vielleicht ist das Gedicht ein wenig zu positiv von mir interpretiert und zu eindeutig auf die "Sonnenseite des Lebens" gezogen worden. Vielleicht sind ein paar Prozent zuviel Goethesche Liebesbegeisterung und ein paar Prozent zu wenig Shelleysche Düsternis und Vorahnung darin. Aber zu dieser Aufhellung stehe ich. Der Junge hatte es schwer genug.

Liebe Grüße
Josef
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#4
Hallo Josef,


Wenn dir jemand das Herz bricht, ist dasauch tödlich, - wenn du es wörtlich nimmst. Nur ist das den Sprechern in der Regel nicht bewusst. Anders, wenn das Sterben noch wörtlich in der Redewendung auftaucht. Vor Sehnsucht sterben etc.
Auch bei "killing me softly" ist das Bild sehr präsent, nur fehlt für die Übersetzung eine passende deutsche Redewendung.
Wäre mal eine Herausforderung. - oder auch nicht: Starke Gefühle immer mit dem denkbar stärksten Bild zu umschreiben ist nicht gerade Ausdruck literarischer Virtuosität.

Mir ist das nicht so klar, dass Shelley es hier nicht wörtlich meint, - er bezieht es ja direkt nicht auf einen Menschen. Aber wenn er die Metapher ein paar Zeilen später wieder aufgreift, denke ich, dass es nicht nur so daher gesagt ist, sondern ein zentrales Motiv des Textes.
Ganz konkret gelesen, ist der Text für mich aber noch ein bisschen geschmeidiger:
Ein Sänger / eine Sängerin Stirbt, und der Autor wünscht ihr, dass die Musik ihn oder Sie auch im Jenseits begleitet, die Letzte Ruhe umfängt. Wenn die Musik, auch wenn der letzte Ton verklungen ist, in der Erinnerung weiterlebt, so kann sie auch die Toten begleiten, wenn die selbst nur noch Erinnerung sind.

Ganz konkrete Grüße
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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