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Percy Bysshe Shelley: Adonais 52 - 55
#1
GB 
from ‛Adonais’
(LII – LV)


LII

The One remains, the many change and pass;
Heaven’s light forever shines, Earth’s shadows fly;
Life, like a dome of many-coloured glass,
Stains the white radiance of Eternity,
Until Death tramples it to fragments. – Die,
If thou wouldst be with that which thou dost seek!
Follow where all is fled! – Rome’s azure sky,
Flowers, ruins, statues, music, words, are weak
The glory they transfuse with fitting truth to speak.


LIII

Why linger, why turn back, why shrink, my Heart?
Thy hopes are gone before: from all things here
They have departed; thou shouldst now depart!
A light is passed from the revolving year,
And man, and woman; and what still is dear
Attracts to crush, repels to make thee wither.
The soft sky smiles, – the low wind whispers near:
’Tis Adonais calls! oh, hasten thither,
No more let Life divide what Death can join together.


LIV

That Light whose smile kindles the Universe,
That Beauty in which all things work and move,
That Benediction which the eclipsing Curse
Of birth can quench not, that sustaining Love
Which through the web of being blindly wove
By man and beast and earth and air and sea,
Burns bright or dim, as each are mirrors of
The fire for which all thirst; now beams on me,
Consuming the last clouds of cold mortality.


LV

The breath whose might I have invoked in song
Descends on me; my spirit’s bark is driven,
Far from the shore, far from the trembling throng
Whose sails were never to the tempest given;
The massy earth and spherèd skies are riven!
I am borne darkly, fearfully, afar;
Whilst burning through the inmost veil of Heaven,
The soul of Adonais, like a star,
Beacons from the abode where the Eternal are.


aus ‛Adonais’
(LII – LV)


LII

Das Eine bleibt. Es wechselt die Gestalt.
Des Himmels Licht besteht, doch Schatten netzt
Des Erdenlebens farbige Vielfalt,
Die das ewige Unschuldsweiß verletzt,
Befleckt, bis es dann selbst vom Tod zersetzt.
Nachsterben sollst du dem, was du begehrt,
All dem Vergangnen nach – auch Rom zuletzt,
Wo Kunst, Natur, Musik so ausgezehrt
Sind, dass dir Wahrheit letztlich bleibt verwehrt.


LIII

Warum, mein Herz, willst schrumpfend dich verdrehn?
All deine Hoffnungen sind abgetan,
Verschwunden sind sie – auch du solltest gehn!
Das Licht im Jahreslauf verlöschen kann,
Und was dir lieb ist, etwa Weib und Mann,
Zerbricht so, dass es dich nicht schwächen wird.
Der Himmel lächelt sanft, ein Wind hebt an:
Es ruft Adonais! Sei nicht verwirrt,
Dass Leben trennt, was Tod zusammen führt.


LIV

Das Licht, das lächelnd unsre Welt erhellt;
Die Schönheit, in der alles lebt und webt;
Segnung, die sich dem Fluch entgegenstellt
Geborn zu sein; die Lieb’, die um uns legt
Ein blind Gewobenes, das uns erträgt,
Aus Mensch und Tier, Land, Luft und Meer gemacht:
Dunkel durchglühter Spiegel, der belegt,
Dass Alles sich zum Feuer sehnt. Entfacht
Davon, schmilzt hin die kalte Todesnacht.


LV

Der Odem, den ich im Gesang erfleht,
Neigt sich zu mir, mein Geistesschiff legt ab,
Weit von der Bucht, wo der Verzagte steht,
Der nie sein Segel in den Sturm hin gab –
Zerrissen Himmelsluft und Erdengrab!
Meine Geburt liegt angstverdunkelt fern,
Doch zeichnet sich durch Himmelsschleier ab
Die Seele des Adonais, wie ein Stern
Aus Sphären, die den Ewigen gehör’n.
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#2
Hallo Josef,

In LII

hast du leider die schöne Kirchenfenster-Metapher unterschlagen, bzw zur farbigen Vielfalt abgeschwächt.
Kirchenfenster, hier sogar eines Domes galten sicher als Inbegriff von Farbenpracht schlechthin. Aber selbst dieses schönste, was wir im Diesseits sehen ist nur ein Schatten des göttlichen Lichts.
Es ist eben etwas anderes als nur das irdische Jammertal zu verlassen. Auch wer hier glücklich ist, wird im Jenseits noch viel größere Wunder schauen.
Ich denke, an der Stelle kann man kaum dick genug auftragen um dem Text gerecht zu werden.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Hallo Zaunkönig,

Du hast völlig Recht. Es ist sogar noch schlimmer. Ich habe den Gedanken Shelleys, dass das ewige Licht durch das Leben gebrochen wird, bis der Tod die bunten Fenster unserer Exsistenz zerschlägt, und damit die Reinheit der Ewigkeit wieder herstellt, nicht wiedergegeben.
2. Versuch:

Es bleibt im Wechselnden Der eine Glanz,
Der durch der Dome bunte Gläser schwebt,
In unsres Erdenlebens Farben ganz
Aus seiner weißen Ewigkeit zerlegt,
Bis dass der Tod alles in Scherben schlägt.
Nachsterben sollst du dem, was du begehrt,
All dem Vergangnen nach – auch Rom zuletzt,
Wo Kunst, Natur, Musik so ausgezehrt
Sind, dass dir Wahrheit letztlich bleibt verwehrt.
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