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Urlaub
#1
Von Urlaub träumen alle, die im Lohne,
vergessen sei der Arbeitsstelle Macht,
ihr steter Zwang, auch wenn er süß und sacht,
der Urlaub bleibt des Jahreszyklus` Krone.

Nur Einerlei, im Alltag grau geworden,
der müde Körper nach Erholung schreit,
ob Reise, Traumstrand, ist kein Ziel zu weit,
da fehlt es nicht an blumig leichten Worten.

Als sei die Welt nur darauf ausgerichtet,
die Freiheit, wenn auch zeitlich arg beschränkt,
genießend werden Zeit und Frust ertränkt,
mit Augenglanz der Urlauber berichtet.

Und jedes neue Jahr ist es soweit:
Der Mensch verändert sich im Urlaubskleid.
© Dieter Lunow
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#2
Das kann ich inhaltlich bestätigen.
Zwei Jahre habe ich in einem Büro gearbeitet und hatte den Eindruck, dass das halbe Leben (wenn nicht noch mehr) der kleinen Angestellten einzig und allein um den bevorstehenden Jahresurlaub kreiste. Es gab immer eine Zeit v o r dem Urlaub, in der auf diese Wochen hingefiebert wurde und eine Zeit n a c h dem Urlaub, in der mit absteigender Intensität von den "tollen" Erlebnissen berichtet wurde, bis sich das Thema erschöpft hatte und sich der Spannungsbogen wieder erhob, auf die nächste Auszeit hin.
Die tollen Erlebnisse bestanden m. E. hauptsächlich darin, sich im Urlaub für ein paar Wochen als "Chef" zu fühlen, also in einer Art Karneval die umgedrehte Position zu genießen, die man im Berufsalltag hatte und ausfüllen musste. Im Steuerbüro musste man dem Chef, dem Mandanten und dem Finanzamt dienen, man war an Recht und Gesetz, Termine und wirtschaftliche Sparsamkeit gebunden.
Im Urlaub aber kehrte sich das um: jetzt war man selbst der Chef und liess das Personal tanzen; Stewards, Kellnerinnen, Gastwirte, Kofferträger, alle waren erbötig, Dienste für kleine Münze zu verrichten und "all-inclusive". Das war der wirksamste Balsam auf die kleine geschundene Büroangestellten-Seele. So habe ich das immer erlebt. Das war der Reiz des Urlaubs. Nicht so sehr Entspannung und Exotik, sondern die nackte Macht-Erotik des Jetzt-bin-ich-am-Drücker.
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