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Edna St. Vincent Millay: Sonnets from an ungrafted tree 14
#1
USA 
Edna St. Vincent Millay
1892 - 1950 USA


Sonnets from an ungrafted tree

14



She had a horror he would die at night.
And somtimes when the light began to fade
She could not keep from noticing how white
The birches looked - and then she would be afraid,
Even with a lamp, to go about the house
And lock the windows; and as night wore on
Toward morning, if a dog howled, or a mouse
Squeaked in the floor, long after it was gone
Her flesh would sit awry on her. By day
She would forget somewhat, and it would seem
A silly thing to go with just this dream
And get a neighbor to come at night and stay.
But it would strike her sometimes, making the tea:
She had kept that kettle boiling all night long, for company.



14

Es grauste ihr, ob er heut Nacht noch stürbe
und als es dämmerte, da war ihr gleich,
als wär'n die Birken heut besonders bleich
und dieser Anblick macht sie bang und mürbe.

Sie schlich mit einer Lampe durch das Haus,
schloss alle Fenster, und als dann die Nacht
zum Morgen wurde, draußen eine Maus
schrill quiekte, saß sie auch noch auf Hab-Acht,

so schreckhaft übernächtigt. Nun, - bei Tag,
da würde manches sich vergessen lassen.
Sie sucht sich einen Nachbarn, nimmt zwei Tassen
in vager Hoffnung, dass er bleiben mag.

Doch selbst beim Tee aufsetzen kommt der Fluch.
Und nächtlich kocht sie Tee in Hoffnung auf Besuch.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,

das ist wieder ein gruseliges Stück aus dem Zyklus, ich häng mal meine Version mit dran.

Sie fürchtete, sein Tod sei in der Nacht.
Und manchmal, wenn das Licht schwand schien ihr
wie bleich die Birken seien vor der Tür,
wie sehr sie dieser Anblick fürchten macht,
durchs Haus zu gehen, selbst mit einem Licht
um Fenster zu verriegeln. Und wie schwer
ein Hundeheulen drückte und wie sehr
ein Mäusepfiff spätnachts gewann Gewicht.

Sie schien sich selber fremd dabei. Bei Tag
verdrängte sie’s und statt des Traums wärs leicht
die Nachbarin zu fragen ob sie bleiben mag.
zur Nacht bei ihr. Doch dann am Herd erreicht
sie der Gedanke, dass der Kessel kochte,
die Nacht durch, weil sie nicht allein sein mochte.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

Ich bin mit meiner Fassung noch nicht hundertprozentig zufrieden. Vor allem der Konjunktiv "stürbe" scheint mir keine natürliche Sprache zu sein.
Bei deinem Fable für morbide Themen und angesichts der Tatsache, dass du Edna vor mir entdeckt hast, hatte ich fast erwartet, dass du eine eigene Fassung dagegensetzt.

Aber was ist das?

In Zeile 2 liegt die Betonung auf "schien" statt auf "ihr", womit es kein Reim mehr, auch kein Schmutzreim auf Tür ist.


und der Schlusssatz:

Doch dann am Herd erreicht
sie der Gedanke, dass der Kessel kochte,
die Nacht durch, weil sie nicht allein sein mochte

Welche Situation beschreibt das?
Wenn sie schon am Herd steht, sieht sie doch ob der Kessel kocht, da braucht kein Gedanke mehr kommen. und ist das "kochte" nun Konjunktiv oder Vergangenheit? Da das erreicht im Präsens steht, mag beides nicht wirklich passen.

Ein Pluspunkt: Die Nachbarin.
Mir war nicht bewusst, dass neighbor geschlechtsneutral ist. Dass sie in der Situation lieber eine Freundin an ihrer Seite hat, scheint mir plausibel.
Obwohl: Der Nachbar ist ja kein Fremder, also geht vielleicht auch...
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Hallo Zaunkönig

in Zeile 2 ist schnell korrigiert, ein "es" zwischen schien und ihr und die Betonung passt.

DEr Schlusssatz ist nach meiner Lesart so, dass es tags leicht wäre, einen Neighbor zu bitten, dass er über Nacht bleibt. Aber das tut LI nicht. Und am Tag beim Teekochen kommt ihr der Gedanke, dass der Teekessel die ganze Nacht durchgekocht hatte, damit sie nicht so allein ist, will sagen das Blubbern und Pfeifen des Kessels war der Schild gegen das Alleinsein.

Könnte ich vielleicht so formuliern
.......kochte
die Nacht durch, dass die Stille nicht so pochte.



Gruß

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#5
Hallo Sneaky,


Ich denke, dass sie den Tee aus Gewohnheit aufsetzt. Früher hat sie abends mit ihrem Mann Tee getrunken und nun, wo er sterbenskrank im Bett liegt, wäre doch schön wenn mal jemand auf eine Tasse vorbeikommt. Vielleicht denkt sie an jemand bestimmtes, vielleicht will sie einfach nur nicht allein sein,

aber dass eine Hausfrau absichtlich den Herd anlässt, wenn sie sich schlafen legt.... - nee, das halte ich für unwahrscheinlich, zumal der kochende Kessel auch keine menschlichen Geräusche imitiert. Dann kann sie auch den Mäusen zuhören. oder den Wasserhahn tropfen lassen. Aber über Nacht den Herd anlassen ist einfach gefährlich, dass macht niemand mit Absicht, schon gar nicht um sich zu beruhigen.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Hallo Zaunkönig,

dem Wortlaut nach ist es das was das LI getan hat

She had kept that kettle boiling all night long

Sie hatte den Teekessel die ganze Nacht am Kochen gehalten. Wir würden wohl keine Herdplatte die ganze Nacht anlassen, aber zu Ednas Zeiten zumal im ländlichen Raum, wars nicht ungebräuchlich, Feuer im Küchenherd / Marvel-ofen usw über Nacht gehabt zu haben. Ich kann mich da noch gut dran erinnern, wir hatten noch als ich klein war, einen Kohle-Holz-Herd. Da wurde vor dem ins Bett gehen, zumindest im Winter, immer noch ein Brikett reingeworfen, das die Nacht über durchbrannte.


Sneaky
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#7
Jetzt, wo du es sagst.... Ich kenne solche Ofenherde auch.
Aber sollte es sie wirklich überraschen, dass der Kessel noch kocht, wenn er die ganze Nacht gepfiffen hat? Gut, das Feuer hätte über Nacht ausbrennen können, aber wer täglich mit so einem Ofen umgeht, weiß auch wie man ihn befeuert.
Ich denke nach wie vor dass sie wach geblieben ist , aber da gibt es wohl Interpretationsspielraum.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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