17.03.2025, 10:21
Heinrich Joseph Ultsch
1775 – 1846
An meinen Freund
1.
Früh war ich, blutend von des Schicksals Schlägen,
In stillem Gram durch’s Leben hingegangen.
Umsonst begann ein glühendes Verlangen
Nach manchen Freuden sich in mir zu regen.
Der Sehnsucht quoll kein Fünkchen Trost entgegen.
Mein Himmel war von Schauern rings umhangen,
Die Aussicht trüb, so weit die Blicke drangen,
Und weinend irrt’ ich hin auf dürren Wegen.
Doch während einst die Tränen niederbebten,
Erblickt’ ich, wie von Göttern hingegossen
In goldne Blumenauen, eine Quelle,
In deren reiner, spiegelgleicher Helle
Von neuem sich des Frohsinns welke Sprossen
In meiner Brust empor zu heben streben!
2.
Gesegnet war von nun an mir die Stelle,
Wo ich der Freude Kleinod aufgefunden,
Und früh und spät vertraut’ ich meine Wunden
Zur milden Heilung der geliebten Quelle.
In Morgenrothes goldgeschmücter Helle
War bald des Herzens grause Nacht verschwunden,
Und Hoffnung trug in hochbeglückten Stunden
Auf weichem Arm mich zu des Himmels Schwelle.
Der Blümchen an der Quelle mich zu freuen,
Ich pflückte mir, durchglüht von heißem Danke,
Wohl viele aus den schwesterlichen Reihen
Und netzte sie, wenn sie zu bleichen drohten,
Besorglich mit dem wundersamen Tranke,
Den mir der Quelle sanfte Welle boten!
3.
Im Sturm der Zeit, in banger Ahnungsschwüle,
enn Kraft und Muth in wildem Kampf erlagen,
Da lehrte mich die Quelle duldend tragen,
Und stärkte mich mit labevoller Kühle.
In ihrem Rauschen, ihrem Wellenspiele
Ertrank mein Gram, verhallten meine Klagen,
Und jeder Sinn sog seliges Behagen
Und jede Nerve hohe Lustgefühle.
Und dieser Quell, dem ich so viel verdanke,
Bist du, mein Freund, du Leitstern meiner Jugend!
O könnt’ ich stets in deinem Licht mich spiegeln,
Und möchte mir, wenn ich im Guten schwanke,
Dein Vorbild auf der steilen Bahn der Tugend
Noch längerhin den regen Muth beflügeln!
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1775 – 1846
An meinen Freund
1.
Früh war ich, blutend von des Schicksals Schlägen,
In stillem Gram durch’s Leben hingegangen.
Umsonst begann ein glühendes Verlangen
Nach manchen Freuden sich in mir zu regen.
Der Sehnsucht quoll kein Fünkchen Trost entgegen.
Mein Himmel war von Schauern rings umhangen,
Die Aussicht trüb, so weit die Blicke drangen,
Und weinend irrt’ ich hin auf dürren Wegen.
Doch während einst die Tränen niederbebten,
Erblickt’ ich, wie von Göttern hingegossen
In goldne Blumenauen, eine Quelle,
In deren reiner, spiegelgleicher Helle
Von neuem sich des Frohsinns welke Sprossen
In meiner Brust empor zu heben streben!
2.
Gesegnet war von nun an mir die Stelle,
Wo ich der Freude Kleinod aufgefunden,
Und früh und spät vertraut’ ich meine Wunden
Zur milden Heilung der geliebten Quelle.
In Morgenrothes goldgeschmücter Helle
War bald des Herzens grause Nacht verschwunden,
Und Hoffnung trug in hochbeglückten Stunden
Auf weichem Arm mich zu des Himmels Schwelle.
Der Blümchen an der Quelle mich zu freuen,
Ich pflückte mir, durchglüht von heißem Danke,
Wohl viele aus den schwesterlichen Reihen
Und netzte sie, wenn sie zu bleichen drohten,
Besorglich mit dem wundersamen Tranke,
Den mir der Quelle sanfte Welle boten!
3.
Im Sturm der Zeit, in banger Ahnungsschwüle,
enn Kraft und Muth in wildem Kampf erlagen,
Da lehrte mich die Quelle duldend tragen,
Und stärkte mich mit labevoller Kühle.
In ihrem Rauschen, ihrem Wellenspiele
Ertrank mein Gram, verhallten meine Klagen,
Und jeder Sinn sog seliges Behagen
Und jede Nerve hohe Lustgefühle.
Und dieser Quell, dem ich so viel verdanke,
Bist du, mein Freund, du Leitstern meiner Jugend!
O könnt’ ich stets in deinem Licht mich spiegeln,
Und möchte mir, wenn ich im Guten schwanke,
Dein Vorbild auf der steilen Bahn der Tugend
Noch längerhin den regen Muth beflügeln!
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.