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1945 Hiroshima
#1
Hiroshima

"Errette deine Seele; sieh nicht hinter dich!"
Ihr noch die Stirn zu bieten wäre fehl am Platze,
enthüllt dir die Geschichte die Gorgonenfratze.
Schaust du in das Inferno, schaut es auch in dich
und lässt dich wie versteinert in der Welt zurück.

Ein Jahrestag.
---------------- Das Faszinosum des Monströsen,
die Steigerung der Bildgewalt, - Die Medien lösen
nichts auf. Es lagert sich noch Kruste Stück für Stück
und Schicht um Schicht darüber.
-------------------------------------- Mythisch überhöhte
Vergleiche schleifen nun den Spiegel blind genug,
dass nicht mehr irre wird, wer in das Grauen sieht
und das Inferno wird zur neuen Morgenröte,
sieht man nicht zu genau hin.
----------------------------------Manchmal scheint es klug,
nicht vollends zu begreifen wollen was geschieht.


.

.


http://sonett-archiv.com/forum/audio/hiroshima-2015.mp3
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,

das ist ein feines Stück, vor allem die Kombo Bibel/Nietzsche Zitat bringts. Aber auch die Sechsheber sind dem Inhalt gut angepasst. Die ABssatzbrüche finde ich nicht unbedingt erforderlich. Wenn ich etwas zu meckern hätte wärs am letzten Satz. DA hat mich das "zu begreifen wollen" ebbes ins Schleudern gebracht.

Sneaky
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

An Nietzsche hatte ich gar nicht gedacht. Wo siehst du ein Zitat oder geflügeltes Wort von ihm?
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein"

Dass du da "Inferno" gegen Abgrund getauscht hast, habe ich als -sehr passende -Absicht angesehen.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#5
Sneaky,

Gut aufgepasst! - Mir war gar nicht bewusst dass das von Nietzsche war. Ich hatte eher Rilke mit etwas ähnlichem im Hinterkopf, aber der hat vermutlich auch viel gelesen Wink
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
Hallo Zaunkönig,

am Bild von den blinden Spiegeln bin ich etwas hängen geblieben. Sind das die "Medien" durch die wir das Ereignis wahrnehmen? Wenn das so wäre, würden diese durch ihr "Blindreiben" ja die Forderung, nicht so genau in das Grauen zu sehen, um nicht selbst zu versteinern, in deinem Sinne erfüllen, oder?
Gruß
Josef
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#7
Nicht nur die Medien.

Um etwas zu verstehen, suchen wir Vergleiche. Bei Extremereignissen wie dem Atombombenabwurf oder auch dem Holocaust, wo es an historischen Vergleichen fehlt, bleibt fast nur die Mythologie. Mein Sonett beginnt dementsprechend mit zwei solchen Beispielen.
Die erste Zeile stammt aus dem Alten Testament: Die Vernichtung Sodoms und die Mahnung sich nicht umzublicken.
Und die Gorgo / Medusa sollte auch bekannt sein.

Solche Vergleiche drängen sich auf, aber wie jeder Vergleich bilden sie nur Teilaspekte ab.
Man kann sich aber ziemlich sicher sein, dass Hiroschima im zukünftigen Mythenschatz der Menschheit seinen Platz einnehmen wird mit all den Übertreibungen und Vereinfachungen, die mythen und Sagen so an sich haben.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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