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Jahreszeiten
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Jahreszeiten
Sonettenkranz
I.
Der Frühling naht! o wunderbares Walten.
Ein Jüngling, herrlich, kehrt der Lenz uns wieder,
Aus blauem Äther strahlt sein Blick hernieder,
Und alles muß sich hehr und neu entfalten.
In hohen Frühlingszaubers Allgewalten
Umwebt und trägt uns Majas Goldgefieder –
Am Bache tönen frohe Hirtenlieder
Und schweben holder Horen Luftgestalten.
Der Frühling naht! und tausend Hymnen schallen,
Die Blüten springen, Balsamdüfte wallen
Das Fest der Auferstehung zu bekunden.
Es weicht der Tod, des Winters Schrecken fliehet,
Ins Land hinein, ins Herz der Sieger ziehet:
Es grüßt der Lenz, von goldnem Glanz umwunden.
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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II.
Es grüßt der Lenz, von goldnem Glanz umwunden,
Von Nah und Fern tönt helles Festgeläute,
Und Alles preist die Auferstehung heute,
Und Alles hat der Ostern Heil empfunden.
Denn sieh’ des Todes Schrecken sind geschwunden,
Der grimme Winter ward des Siegers Beute,
Und wen des Frühlings Wonne sonst erfreute,
Dem schallen wieder frohe Lenzeskunden.
Und wo des Maien Majestät gewallet,
Da regt das All sich neubelebend wieder
Und Flur und Wald sind blütendicht umwunden;
Durch Berg und Thal der Schöpfung Preis erschallet,
Die Lerche jubelt Auferstehungslieder
Und Alles jauchzt, die Wunder zu bekunden.
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III.
Und alles jauchzt, die Wunder zu bekunden
Der sel’gen Frühlingszeit im sonn’gen Scheine –
Doch nimmer winkt uns mehr die Zeit, die Eine,
Die gold’ne Zeit, auf ewig hingeschwunden.
Die goldne Zeit, vom ew’gen Lenz umwunden,
Wo Götter walleten im heil’gen Haine,
Wo nimmer Zwietracht, nirgend Totenbeine
Das Feld besät in tausend blut’gen Wunden.
Dieweil die Sünde hat den Tod gefordert,
Drum ward das erste Menschenpaar vertrieben
Dem Paradies, dem heiligsten Entfalten. –
Doch weil der Sühne reuig Opfer lodert
Ist uns die kurze Frühlingszeit geblieben,
Die Wunder, die dem Blick vorüberwallten,
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IV.
Die Wunder, die dem Blick vorüberwallten,
Wie leben sie in immer neuem Leben –
Und was könnt’ mehr der Wunder Fülle geben
Als neue Liebe nach dem Schlaf, dem kalten.
O wie durchströmest du des Herzens Falten,
Du heil’ge Liebe in des Frühlings Weben,
Wie strahlest du in wonnevollem Streben
Ins trübe Herz in holden Lenzgestalten. –
Und wie der Frühling immer neu erblühet,
So uns der Liebe Fackel ewig glühet,
Schlug auch des Winters Grauen herbe Wunden.
Drum laßt den Lenz getrost vorüberschweben,
Sein Scheiden wird uns neue Wunder geben:
Denn sieh! schon nahn des Sommers sel’ge Stunden!
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V.
Denn sieh! schon nahn des Sommers sel’ge Stunden!
Wir sehn die reichste Fülle uns umfließen
Und berg und Thal und Au und Wald und Wiesen
Bedeckt mit Segen, hat das Aug’ gefunden.
Der Sommer kam, nachdem der Lenz geschwunden;
Der blüh’nde Jüngling mußt’ zum Mann ersprießen,
Und naht, den goldnen Frieden zu genießen,
Als Friedensfürst, von goldnem Schein umwunden.
Er naht als König, hoch auf goldnem Throne,
Das blüh’nde Scepter ruht in seiner Rechten
Und heil’ger Schein entstömt des Mantels Falten;
Es winden Grazien ihm die Fürstenkrone –
Den Blütenkranz ins goldne Haar zu flechten,
Es mußt’ der Rose Pracht sich neu entfalten.
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VI.
Es mußt der Rose Pracht sich neu entfalten,
Denn König Sommer zieht der Flur entgegen;
Auf blühn’dem Pfad, auf blumenreichen Wegen,
Nichts kann der Aehre glühend’ Schwellen halten.
Wie prangt die Flur in sonnig, wonn’gem Walten,
Wie preist das Feld des Himmels Erntesegen,
Wie labt den dürren Strauch der frische Regen,
Wie dankt die Welt dem großen Gott, dem alten.
Und Alles jauchzt in trauten Waldbezirken,
Auf duft’ger Flur, dem nimmerruhnden Wirken,
Und lobt und preist das wonnigste Entfalten. –
Und wo sich Zephir, Flora schelmisch necken,
Die Vöglein rufen süß aus den Verstecken:
O liebt euch innig, liebende Gestalten!
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VII.
O liebt euch innig, liebende Gestalten!
So klang der Vöglein Lied aus grünem Baume
Als du und ich im schatt’gen Waldesraume
In sel’ger Lust der Liebe Pfade wallten.
O heil’ge Stunden, die der Liebe galten,
O holde Wirklichkeit im frommen Traume,
Wo wir an jenes Berges grünem Saume
Der Liebe süßes Zwiegespräch gehalten.
O welche Seligkeit wir da empfunden. –
Wie blieb mein Mund an deinen Lippen hangen,
Da ward dein süßes Jawort mir zu eigen. –
Und wieder schallt es uns aus grünen Zweigen:
O liebe fort, wer so sich hold umfangen,
In Lieb’ und Treue inniglich verbunden!
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VIII.
In Lieb’ und Treue inniglich verbunden
Wir doch Ein Herz und eine Seele waren.
O, denkt ihr noch der Lust aus jenen Jahren?
O, denkt ihr Theuren, noch der sel’gen Stunden?
Wo wir der Freude schönsten Kranz gewunden,
Des Lebens Sommer tief und frisch erfahren,
Wo wir gestreift in frohen Jugendschaaren
Durch Wald und Feld so frei, so ungebunden.
Nun sind der Jugend Freuden längst geschwunden,
Verklungen ach, des Frühlings Jubelkunden,
Verwelkt die Rose auf des Sommers Wegen. –
Doch ob auch Lenz und Sommer ruh’los schwanden,
Hat tief mein Herz der Schöpfung Ruf verstanden:
Nach Sommers Freuden lacht des Herbstes Segen!
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IX.
Nach Sommers Freuden lacht des Herbstes Segen
Nicht wie auf Nacht der junge Morgen blühet
Und neuen Segen Eos Fackel sprühet
Aus fernem Osten leuchtend uns entgegen:
Nein! – wie nach heißen Tages Thun und Regen –
Wo wir von Sorg’ und Schaffen abgemühet –
Uns Hesperus mild lächelnd grüßt und glühet:
So strahlt des Herbstes Füll’ auf allen Wegen.
Und weit und breit, wohin die Blicke ragen,
Liegt uns der Schöpfung Psalter aufgeschlagen,
Muß die Natur ihr Segenshorn erschließen.
Und in der Abendsonne goldnem Strahle
Sehn wir ohn’ End’ vom Himmel her zu Thale
In hellen Strömen neue Wunder fließen.
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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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