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Goethe: Abschied / Edgar Alfred Bowring: Departure
#1
Und nun wieder mal das Problem:

Wohin mit dem Text?

Eigentlich ist es eine Übersetzung, aber in der Logik der bisherigen Rubrikeinteilung wird nicht nach der unmittelbaren Quelle sortiert, sondern nach dem Urtext.

Der Urtext ist Deutsch....

Da es bei einer Rückübersetzung nicht um die Textvermittlung des Originals geht, sondern ein eher spielerischer Ansatz verfolgt wird, stelle ich es mal hier ein.

Die Aufgabe, zunächst ohne das Original zu kennen wurde im Blauen Salon gestellt,
hier stelle ich es mal voran:


Johann Wolfgang von Goethe
1749 - 1832 Deutschland


Abschied

War unersättlich nach viel tausend Küssen –
Und mußt mit einem Kuß am Ende scheiden.
Nach herber Trennung tief empfundnen Leiden
War mir das Ufer, dem ich mich entrissen,

Mit Wohnungen, mit Bergen, Hügeln, Flüssen,
Solang ichs deutlich sah, ein Schatz der Freuden;
Zuletzt im Blauen blieb ein Augenweiden
An fernentwichnen lichten Finsternissen.

Und endlich, als das Meer den Blick umgrenzte,
Fiel mir zurück ins Herz mein heiß Verlangen;
Ich suchte mein Verlornes gar verdrossen.

Da war es gleich, als ob der Himmel glänzte;
Mir schien als wäre nichts mir, nichts entgangen,
Als hätt ich alles, was ich je genossen.



Edgar Alfred Bowring
1826 - 1911 Großbritannien


DEPARTURE

WITH many a thousand kiss not yet content,
At length with One kiss I was forced to go;
After that bitter parting's depth of woe,
I deem'd the shore from which my steps I bent,

Its hills, streams, dwellings, mountains, as I went,
A pledge of joy, till daylight ceased to glow;
Then on my sight did blissful visions grow
In the dim-lighted, distant firmament,

And when at length the sea confined my gaze,
My ardent longing fill'd my heart once more;
What I had lost, unwillingly I sought.

Then Heaven appear'd to shed its kindly rays:
Methought that all I had possess'd of yore
Remain'd still mine--that I was reft of nought.



ZaunköniG
*1972 Deutschland


Abschied

Viel tausend Küsse ich noch nicht bekam,
bekam nur einen Kuss, bevor ich gehe.
Nun, nach des bittern Abschieds Ach und Wehe,
ich rückblickend den weiten Strand vernahm,
der sich vor Hügeln, Häusern, Bächen zieht;
Ein Glücksquell, bis das Tageslicht verschwunden.
Dort: Traumgebilde hat mein Blick gefunden
am sternenübersäten Nacht-Zenit.

Die Sehnsucht füllte heiß mein Herz erneut,
als meine Blicke selbst das Meer durchmessen,
hab ich gesucht, was ich verlorn geglaubt.

Dann hat der Himmel seinen Glanz gestreut:
Ich sah, dass alles was ich einst besessen,
noch immer mein war. - Nichts war mir geraubt.



.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Hallo Zaunkönig,

witzige Idee, ein Engländer übersetzt Goethe und wir übersetzen rück?

Noch unzufrieden nach sehr vielen Küssen,
bekam ich einen noch und ward vertrieben.
So ist mir nach dem Abschied nur geblieben
des Ufers Sicht, das ich hab lassen müssen.
Die Hügel, Flüsse, Auen, Berge schenkten
mir Freude auf dem Weg ins Dunkelnde,
doch fand mein Blick hinauf ins funkelnde
Sternzelt Visionen, meine Schritte lenkten

zum Meer mich, das den Horizont aufnahm.
Mein Herz neu weit in altvertrautem Brennen,
fand ich, was ich verlor, fast wie im Spiel
und fühlte wie erneut das Licht aufkam,
schien Langverlorenes neu "Meines" nennen
zu dürfen. Nichts fehlte, was mir je gefiel.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Ja, das wäre auch eine witzige Monatsaufgabe, aber das macht in der kleinen Runde wohl wenig Sinn.

Ach der arme Goethe. So eine schlechte Küsserin hat er sich erwählt, dass ihn nach so vielen Küssen der letzte doch vertreibt. Da war sie wohl nicht ganz bei der Sache. Wink

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
Autsch ja, da ging was daneben. Ist schon ausgebessert
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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