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Muselmanns Liebe
#1
Muselmanns Liebe


1. Mahumet, Amurath’s Sohn.


Auf Konstantin’s gestürztem Kaiserthrone
Befahl der Großherr kühner Muselmannen,
Mahumet, der an seine Türkenfahnen
Mit Macht und Glück gebannt die Siegessonne.

Amurath schwelgt’ in Varna’s Blut mit Wonne
Und schlug zur Dardanelle seine Bahnen.
Mit krummem Schwert die Byzanz zu umspannen,
Gelüstet’ und gelang nun seinem Sohne.

Des Römerreiches letzte Hemisphäre
Erlag des Siegerjünglings wilden Streichen,
Hochlüstern sich ein neu Gebiet zu schaffen.

Es stürzt des Christenkreuzes heil’ge Ehre,
Und herrschend stieg des Mondes furchtbar Zeichen
Empor am Feierabend ruh’nder Waffen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
2. Irene

Aus Hunderttausenden, die vom Kolosse
Des alten Reichs im Donnersturz erschlagen,
Wollt’ das Geschick ein Weib zu schöpfen wagen,
Das hunderttausend Leben werth entsprosse.

Irene hieß die seltne Blüthensprosse.
Herab aus Paradieses Frühlingstagen,
So däucht sie, hab’ ein Engel sie getragen,
So ganz der Himmelshuldinnen Genosse.

Der Rose Stolz muß tief vor ihr versinken,
Der Perle Schmelz, die Lilie selbst erbleichen,
Der Mond vergeh’n vor ihrer Locken Golde.

Mit ihrer Augen wundermildem Blinken
Mag aller Sterne Pracht sich nicht vergleichen.
Denn einzig herrscht im Reiz das höchste Holde!


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#3
3. Die Lieblichste

Von eines Gottes Kuß war sie durchdrungen,
Der ihrer Zauber Knospe von den Strahlen
Der jungen Morgenröte ließ umwallen,
Vom zarten Thauesperlenband umschlungen.

Wem ihres Anblicks Götterloos gelungen,
Dem mußt es durch der Seele Wogen schallen:
„Die Einzige von Millionen allen
Löscht gleich dem Lethe all Erinnerungen.“

Ein Siegen war ihr Kommen und Erscheinen.
Vor ihrer Milde, die auf linden Schwingen
In Aller Herzen taucht der Liebe Funken,

Zerrann der Haß in sanftversöhnend Weinen.
Solch süßer Pracht kann Keiner sich entringen,
Dem in des Busens Raum ihr Blick gesunken!


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#4
4. Finden

Mahumet stolz in des Triumphes Schimmer,
Umschaart von seinen Sklaven, seinen Bassen,
Wie von der Tiger raubergrimmten Massen,
Durchspürt der Meerstadt brandentriss’ne Trümmer.

Der Schutt verschloß der Sterbenden Gewimmer.
Der Tod versöhnt im schweigenden Umfassen
Sich mit den Leben, deren Schuld erlassen.
Doch blitze noch des Fürstenschwertes Flimmer.

Versehrend naht er einer Hainbosquete
In eines Gartens Goldorangenringe,
Irenen’s Hort im Leid und Mißgeschicke.

Des Siegers Donner brach die Blätterkette.
Er sieht die Griechin, bebt und wirft der Klinge
Erloschnen Blitz weit hinter sich zurücke!


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#5
5. Der Liebe Macht

Und um des Siegers Stolz war es geschehen.
Der mächt’ge Gott mit zartem Blumenflügel
Ergriff des rauhen Kriegsgespannes Zügel,
Und ließ des Friedens Lilienflagge wehen.

Mahumet’s Trotz entwich. Ein sanftes Flehen
Erbrach der Herrscherlippen ehern Siegel,
Und durch der Adleraugen Flammenspiegel
Fühlt er ihr Bild sich tief zu Herzen gehen.

Da faßt ihn stark der mildern Triebe Walten,
Und seine Bassen, die des Wunders staunen,
Beschickt er rasch mit dem Gebieterworte:

Laßt fröhlich sich die Friedensfahn’ entfalten,
Und durch den Klang der schmetternden Posaunen
Die Ruh’ verkünden von der hohen Pforte!


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#6
6. Irenens Lied

„Die Waffen ruh’n; es heilen alle Wunden,
Und lächelnd allen Herzen naht der Frieden.
Die Blumenbande, die das Schwert geschieden,
Hat holder nur der neue Lenz gewunden.

Ich fühl’ es ganz, die den Verlust empfunden,
Welch Glück dem seligen Besitz beschieden.
Wen stets des Schicksals rauher Zorn gemieden,
Hat nie der Freude Würdigung gefunden.

Dem Schrecken der Gefahr allein entspringen
Die Wonnen, die das trunkne Herz ergötzen
Und mit den Rosenarmen es umfassen.

Nur mit dem Tode mußt um sie du ringen,
An sie den Preis des ganzen Lebens setzen.
Der Liebende darf keine Opfer hassen!“


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#7
7. Stillleben

So lispelt an Mahumet’s Brust gegossen
Irene im sultanischen Divane,
Süß angeschmiegt dem jungen Muselmanne,
Der weit von sich sein Waffenkleid gestoßen.

Die Donner, die von seinem Mund geflossen,
Verhallten nun im weichen Liebeswahne.
So tauscht’ ein Gott das Kleid von einem Schwane,
So wob Alzides blonden Leines Sprossen.

Verschlungen in der Liebe gord’schen Knoten
Vergaß Mahmud des Ruhmes blut’ge Träume,
Und wiegt sich an Irenens Busenwellen.

Wohl rütteln an dem Thor des Wessirs Boten;
Doch dringt ihr Ruf nicht in des Harems Räume,
Wo im Genuß die üpp’gen Seelen schwellen.


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#8
8. Liebestaumel

Und glüh’nder zieh’n die Lippen, heißverschwistert,
Empor der Herzen reiche Liebesblüthen,
Die in dem Thau ergoß’ner Thränen glühten,
Je mehr sich drob der Bassen Chor verdüstert.

Und hätt’ der Tod das Mahnungswort geflüstert:
Den Kuß mit Lebensjahren zu vergüten;
Nur rascher hätt’ der Flammentriebe Wüthen
Auf dem entzündeten Altar geknistert.

Gewaltig wie im Kampf, so in der Liebe
Warb um des Augenblickes höchste Preise
Des Helden ungestümes Seelenfeuer,

Dem Brande gleich, der seine Wirbeltriebe
Verzehrend rasch schlingt um des Waldes Kreise,
Ob kurz die Brunst auch, wenn nur ungeheuer.


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#9
9. Mahnung

Der Aufruhr tobt, des Friedens Palmen splittern,
Der Bassen Zorn erregt ein furchtbar Grauen.
Ein Klingenwald rauscht in den bangen Auen,
Den eingeschlafnen Löwen zu erschüttern.

Irenens Blicke ruh’n auf ihm mit Zittern.
Wie durfte sie der Mähne Schutz vertrauen,
Wenn auf der Kampflust Riesenpulse thauen
Zur Lanzenschlacht mit Sturmesungewittern?

Wohl horcht er auf; doch webt der Traum die Schlingen
Des süßen Glückes, die ihn rings umsponnen,
Um ihn noch mit allmächtigen Gewalten.

Er kann dem Zauber nimmer sich entringen,
Die Götter werden sein im Grimme schonen,
Und unter ihm wogt tief der Menschen Walten!



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