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Zwölf Sonette für den verlassenen Bruderstamm
#1
Zwölf Sonette für den verlassenen Bruderstamm

I. Zueignung


Ein geist’ger Kämpe, frisch und wohlerfahren,
Durchtrennt die Welt Du, Freund der Ünterdrückten,
Wo edle Völker ihre Schwerter zückten,
Verjagten der Tyrannen wilde Schaaren

Und sich den blutbespritzten Lorbeer pflücken,
Da konnte man, o Freund, auch Dich gewahren:
Du griffst beim Schmettern heller Kriegsfanfaren
Nach edlen Geisteswaffen, ruhmgeschmückten.

Als Tirailleur des Geistes brichst Du Bahnen,
Und unerschrocken stehst Du in den Breschen
Der Forts und der Redouten und der Fleschen.

O, hoff’s mit mir, die deutsche Trikolore
Auch sie wird einst verlieren ihre Flore - -
Und Schleswig-Holstein kennt die deutschen Fahnen.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
II. Die deutsche Trikolore

Es ging durch’s Land ein heilig Morgengrauen
Von neuen, goldnen, nie geahnten Tagen,
Es klopfte männlich auch das Herz dem Zagen,
Selbst Memmen saht Ihr kühnlich um sich schauen.

Aus deutschem Bruderlande, deutschen Gauen
Einst zugehörig, galt’s den Feind zu jagen.
Hei, welch’ ein männlich tapfer Schwerterschlagen! –
Saht Ihr des Reiches Säulen sich erbauen? –

Das war als noch die deutschen Fahnen wehten,
Als schwarz-roth-gold die heilige Parole
In allen Dörfern und in allen Städten.

Vorbei, vorbei! – Die Tage sind verschwunden –
O armes, gramerfülltes Herz, o hole
Dir süßen Trost bei den vergangnen Stunden.

.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
III. Schleswigs Leue

Seht Ihr ihn dort gefesselt, Schleswigs Leuen,
Den stets so kühnen dort in Eisenbanden?
Hört ihr ihn knirschen ob der Schmach, den Schanden,
Den starken und den tapfern und getreuen?

Ihr saht ihn einst die alte Kraft erneuen
Als treu die Bruderstämme zu ihm standen, -
Ihr werdet roth, denn jene Tage schwanden,
Und doch wollt Ihr die Morgenröthe scheuen?

O Schmach, o tausendfält’ge Schmach ob Allen,
Die höhnisch ihr schwachen Schultern zucken
Wenn Sturmesglocken durch die Lüfte hallen.

Schmach Allen, die nicht murren und nicht mucken
Und die, wenn Männer ihre Fäuste balle,
Den Grimm, gleich schwachen Weibern, schnell verschlucken
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
IV. Eckernförde  a

S’war im April, die ersten Frühlingsboten
Sie kämpften noch mit Sturm und Wind und Wettern,
Und schwach nur tönte Nachtigallenschmettern,
Wenn sturmgemischte Regenwolken drohten.

Wie die Matrosen mürrisch aufwärts klettern!
Windstille ist’s. – Ein graues Feld der Todten
Dehnt sich das Meer. – Das Tau träg in den Schoten
Seht müßig Ihr die Schiffe, Meereslettern.

Sie möchten gern und können nicht vom Strande,
Wohl ahnen sie, daß Tod und daß Verderben
Bald drohen werden dort vom deutschen Lande,

Wo man zu rächen denkt die deutsche Schande. –
- Die Mannschaft träumt von einem bald’gen Sterben,
Von Blutesströmen, so die Wellen färben.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
V. Eckernförde  b

Horch auf, mein Herz, horch auf das Donnerkrachen,
Vom Lande tönt’s, wie ein Gewittergrollen.
„Christian der Achte“ und die „Gefion“ zollen
Auch ihren Dank der Strandbatt’rie, der schwachen.

Hört, stolze Dänen, höret auf zu lachen,
Vernahmt den Knall Ihr nicht, den schrecklich vollen?
Seht Ihr nicht dort die Todeskugel rollen
Und zischend nah’n, gleich einem Lindwurmrachen?

Ein Todesrachen ist’s! – Die Erde zittert,
Vor diesem Donner ächzen selbst die Meere.
Das stolze Dänenschiff, es ist zersplittert,

Es ist verschwunden; rings nur Trümmerheere.
Als grause Nachen treiben blut’ge Leichen –
- Und von der Gefion sinkt das Dänenzeichen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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