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Thomas Campbell: Hohenlinden
#1
Gb-Schottland 
Thomas Campbell
1777 - 1844 Grossbritannien


Hohenlinden

On Linden, were the sun was low,
All bloodless lay the untrodden snow,
And dark as winter was the flow
Of Iser, rolling rapidly.

But Linden saw another sight
When the drum beat at dead of night,
Commanding fires of death to light
The darkness of her scenery.

By torch and trumpet fast arrayed,
Each horseman drew his battle blade,
and furious every charger neighed
To join the dreadful revelry.

There shook the hills with thunder riven,
Then rushed the steed to battle driven,
And louder than the bolts of heaven
Far flashed the red artillery.

But redder yet that light shall glow
On Linden's hills of stained snow.
And bloodier yet the torrent flow
Of Iser, rolling rapidly.

'Tis morn, but scarce yon level sun
Can pierce the war-clouds, rolling dun,
Where furious Frank and fiery Hun
Shout in their sulphurous canopy.

The combat deepens. On, ye brave,
Who rush to glory, or the grave!
Wave Munich! all thy banners wave,
And charge with all thy chivalry!

Few, few shall part where many meet!
The snow shall be their winding-sheet,
And every turf beneath their feet
Shall be a soldier's sepulchre.


Thomas Campbell

Hohenlinden
Ü: Josef Riga

Linden, beim letzten Sonnengruß,
Auf reinem Neuschnee steht der Fuß,
Und wintereisig geht der Fluß,
Die Isar, dunkel fließt sie breit.

Doch Linden musste andres seh'n:
Sah trommelnd eine Nacht vergeh'n,
Die Todesfeuer aufersteh'n,
Beleuchtend ihre Dunkelheit.

Trompeten sich und Fackeln regen,
Ein jeder Reiter greift zum Degen,
Das wilde Schlachtross schnaubt verwegen,
Als ging's zu einer Lustbarkeit.

Am Hügel laut der Donner kracht,
Worin das Pferd hinzieht zur Schlacht,
Und rascher als der Blitz es schafft,
Ist der Kanonen Schnelligkeit.

Und röter jetzt das Licht erglüht,
An Lindens Hügeln es entflieht,
Und blutig nun der Fluss hinzieht,
Die Isar, dunkel fließt sie breit.

Es tritt die Sonne in die Schranken,
Haufen von Kriegern in den Flanken,
Der Schrei der Ungarn und der Franken,
Der klingt im schwefligen Himmel weit.

Der Kampf wird härter, Seid jetzt brav,
Es geht zum Sieg oder ins Grab!
Auf, Bayern, fasst des Banners Stab!
Denkt an die alte Tapferkeit!

Von vielen soll'n nur wen'ge geh'n!
Die Spuren wird der Schnee verweh'n
Und jedes Feld, auf dem sie steh'n,
Liegt als Soldatengrab bereit.



Diese Schlachtbeschreibung des Treffens zwischen französischen Revolutionstruppen einerseits und den Armeen Österreichs und Bayerns (daher die Begriffe Franks und Huns (=Ungarn), nicht abwertend gemeint wie später im Weltkrieg!) am 3.12.1800 bei der kleinen obb. Gemeinde Hohenlinden ist noch völlig im Stil der pathetischen Ruhmesdichtung für Kriegshelden verfasst. (vgl. auch die Musik in England, wie etwa Händels Dettinger Tedeum, ebenfalls einer Schlacht gewidmet,) Es ist aber auch bereits ein leiser Zweifel und ein neuer Ton vernehmbar. Campbell schildert die Unausweichlichkeit des Opfergangs der Soldaten beider Seiten durch ein ganz simples aber auch raffiniertes literarisches Mittel. Alle Strophen haben eine monotone Reimung der ersten drei Zeilen. Dann folgt die vierte, die mit ihrem Klang in jeder weiteren 4. Zeile aufgegriffen wird; wie ein Echo, wie ein eiserner Ring des Schicksals legt sich der Zwang, der durch den "Reimzwang" geradezu symbolisiert wird, über die Szene. Es gibt für den Soldaten kein Entkommen, nur Sieg oder Grab, wobei das Grab schon überall wie gemacht daliegt: die Landschaft in ihrem weißen Leichentuch. Die Soldaten werden durch den Reim zweifach gebannt. einmal durch Monotonie der jeweile ersten drei Zeilen, dann durch den Reim, der sie immer wieder einholt!
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#2
Bei Linden stand die Sonne tief,
als unberührt der Neuschnee schlief,
die Strömung winterschwarz verlief,
die Isar, die rasch meerwärts rann.

Und Linden sah das Ringen,
wie nachts die Trommeln gingen,
Geschützfeuer bezwingen
die Nacht mit Feuerbann.

Bei Fackellicht und Hörnerruf
blitzt blank der Pallasch, stampft der Huf
und Roß und Reiter brennt im Ruf
Attacke, drauf und dran.

Die Hügel beben in dem Ringen,
die Sporn soll Rosse vorwärts zwingen
und gleißender als Blitze springen
die Mündungsfeuer alle an.

Doch brennernder ergleißt das Licht
im Schnee, der rot vom Schlachten spricht,
und beinah fasst die Toten nicht,
die Isar, die rasch meerwärts rann.

Die Sonne die sich morgens zeigt,
bricht kaum den Dunst, der aufwärts steigt,
vom Franken-Hunnen Widerstreit,
wo jeder brüllt, so laut er kann.

Die Schlacht wogt schwer, fasst allen Mut,
zum Sieg, zum Grab,vergießt das Blut,
die Fahne, Wittelsbach, hiss gut,
kämpft ritterlich heut, Mann für Mann.

Kaum einer ists, der heimwärts geht,
der Schnee wird, der sie weiß verweht,
ihr Leichentuch, und wer noch steht,
sieht Gräber nur, soweit er kann.
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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#3
Hallo Sneaky,

eindrucksvoll, aber in der 2. Strophe würde ich rhythmisch nachbessern, auch wenn es verführerisch ist, aus dem Rhythmus des Gedichts einmal "auszubrechen". Ich denke, gerade die Monotonie des Immergleichen gehört ganz wesentlich zur Aussage dieses
Krieges- und Antikriegsgedichts.

Die Isar fließt bekanntlich erst mal in die Donau. "Meerwärts" ist da ein wenig irreführend. So eilig hat es der kleine bayrische Fluß nicht. Die Begriffe "franks and huns" mit Franken und Hunnen wiederzugeben, ist in die Irre leitend. Für die modernen Franzosen, um die es hier geht, hat man um 1800 herum in Europa gerne auch mal Franken oder "die Neu-Franken" gesagt. Schließlich griff die französische Revolutionsregierung zur Legitimierung ihrer imperialen Ansprüche gerne auf Charlemagne und auch auf Rom zurück. der Begriff "huns" ist aber nur literarisch und nicht wörtlich zu nehmen; es kann sich dabei nur um die modernen Ungarn der österr.-bayr. Koalitionstruppen handeln. Bei der Bezeichnung Hunnen im Zusammenhang mit Franken muss man sonst automatisch an viel ältere Auseinandersetzungen wie die Schlacht auf dem Lechfeld denken (955 n.Chr.)

Gruß

Josef
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#4
Die einfachste Lösung wäre wohl:

Zitat:Und Linden sah das Ringen,
wie nachts die Trommeln gingen,
Geschütze feuern, zwingen
die Nacht mit Feuerbann.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
Hallo Zaunkönig,

oder auch
die Abschussblitze zwingen
der Nacht in ihren Bann.
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