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Totenklage um Kaiser Friedrich
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Totenklage um Kaiser Friedrich
I.
Dem ersten Schmerz, dem heilig ernsten tiefen,
Soll nicht der Trost, - sei’s auch der Liebsten, - nah’n;
Ihn trösten wollen, - zudringlicher Wahn!
Wart’ ab, bis milder erst die Thränen triefen!
Wem je versunken ist in Deine Tiefen,
O Grabesgruft, ein Liebstes, - stummer Schwan,
Des echten Schmerzes Sinnbild, folg’ dem Kahn
Des Charon, dem doch nimmer Einhalt riefen
Die Klagelaute, die vom Ufer geller,
Die Arme, die sich zum Gebet erheben, -
Auf finstrem Strome, dessen trübe Quellen
Viel Thränen sammeln, wie der Menschheit Leben
Sie weint, wenn Schicksalsnot die Parzen weben;
- Folg’ schweigend ihm auf des Cocytos Wellen!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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II.
Verachtung nur gebührt den Dichterlingen,
Die an der Bahre schon die Totenklagen
Kunstvoll gefühllos anzustimmen wagen,
Daß sträubend fast der Leyer Saiten springen.
Es fehlen solchem Sang des Schwanes Schwingen,
Der nach dem Heimgeleit, empor getragen
Vom Thränenstrom zum Wlkenflor, mit Zagen
Des Schmerzes Schweigen endlich löst in Singen,
In Singen, - nicht, daß drunten man ihn höre,
In Singen, weil ein Gott es ihm verlieh,
Verzweiflung in Entsagung auszutönen,
Die Sehnsucht zu verklären, daß sie nie
Das Bild verliert, daß sich umflort verlöre,
Müßte der Thränen sie sich nicht entwöhnen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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III.
Jetzt, da die Trauerglocken längst verklungen,
Nachdem vorbei der anbefohl’ne Brauch,
- Nicht mehr mit Crep am Arm sich jeder Gauch
Bekleidet, weil es Mode, halbgezwungen;
Nachdem verstummt der Leichenpred’ger Zungen,
Verzogen der Gefallsucht myrrhenrauch,
Da längst die frischen Blumenspenden auch
Verwelkt sind, die man um sein Grab geschlungen:
Jetzt erst erkennbar ist die wahre Trauer
Der Guten, die nach Wochen nicht bemißt
Den tiefen Schmerz von unbeschränkter Dauer,
Die Liebe, die des Toten nie vergißt,
Die in der Einsamkeit nicht einsam ist,
Ergriffen von der Geistesnähe Schauer.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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IV.
Gewandelt war ich durch der heimat Haine,
Gedankenschwer, und von den zukunftsloosen
Des Vaterlands bewegt, beim Hünensteine
Saß ich noch spät inmitten wilder Rosen,
Dort wo einst Wittekind, der Held, und seine
Gewalt’ge Heerschaar unter Waffentosen
Und Schildgedröhne pflegten auszulosen
Den Heerbann, bei des Neumonds mattem Scheine;
Und träumend ruht’ ich, auf der Eichen Rauschen
Und auf der Quelle Murmeln nur zu lauschen.
Da trat ein hohes Weib aus Waldesdunkel
Zu mir heran; es strahlt’ wie Sterngefunkel
Ein Stirnband, das die Schläfen ihr umkränzte,
Ein Saitenspiel in ihren Händen glänzte.
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V.
Vom Scheitel floß dicht goldiges Gesträhne
Des ungeflochtnen Haars zum Gürtel nieder,
Ein Panzerkettenhemd umschmiegt’ ihr Mieder;
Am Gürtel hing ein Schwert, - am Aug’ die Thräne.
- Die Muse Deutschlands war es, wie ich wähne.
Die Mutter alter freier Heldenlieder,
Die Walafrau, der Ohdin seine Pläne
Vertraut, um deren Ohren das Gefieder,
Das schwärzliche der Raben Ohdins, schwingt,
Wenn sie, wie damals auf dem Hünensteine
Um Mitternacht sich niedersetzt und singt.
Der ich ihr dort zu Füßen saß am Raine,
Den Nachklang biet’ ich hier Euch, der durch meine
Von ihrem Sang ergriff’ne Seele klingt:
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VI.
„Längst lagern schwarze Wolken, schwere Wetter
Am Horizonte meines Vaterlandes,
Vom Wasgan bis zum Haff des Ostseestrandes
Graust’s oft wie Sturmesahnung durch die Blätter.
Es naht die Zeit, von der die Runenletter
Geheimen Sinns prophetischen Verstandes
Der Menschheit droht, die Zeit des Weltkriegbrandes,
Da nur ein scharfes Schwert des Volkes Retter,
Des Volkes Retter sein soll vom Verderben,
Wenn mit der höllenkunst künstlichsten Waffen,
Die Lokirs List ersonnen und erschaffen,
Mit Mordmaschinen, die den Donn’rer höhnen,
Vor deren Knall die Bergesriesen stöhnen,
Um Tod und Sieg die Nationen werben.
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VII.
In diesem Krieg wird nur ein Volk bestehen,
Das nicht der Freiheit feig die Ehre bricht,
Und das, getreu der Wahrheit und dem Licht,
Der Morgensonn’ ins Auge wagt zu sehen.
Der Geist des Fortschritts und sein Sturmeswehen
Wird niederwerfen jeden kranken Wicht,
Dem durch die Glieder schlich der Knechtschaft Gicht,
Daß morsch er ward vom Wirbel zu den Zehen.
Die Siegespalm’ ist nicht bestimmt für Sklaven;
Die Freiheit ist es, die ihr Reich will gründen
Auf Heldenblut gesättigten Gefilden!
Als Rachegöttin naht sie, streng zu strafen
An jedem Volk Europas seine Sünden
Und Raum zu schaffen edleren Gebilden!
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VIII.
Nicht fürcht’ ich Euch, ihr feuerzüngelnden Drachen!
- Die Schlange fürcht’ ich, die im Finstern kriecht,
Die Krankheit fürcht’ ich, dran die Mannskraft siecht,
Wenn sich ins Fäustchen feige Memmen lachen,
Den unsichtbaren Hauch, der aus dem Rachen
Der Hölle sich auf Vampyrschwingen wiegt,
Der sich in edler Seelen Wohnung schmiegt,
Sollt’ auch ein Ekkehard ihr Thor bewachen.
Die Schlange fürcht’ ich, die Verrat zu stiften,
Von Anfang schwur, dem göttlichen Vollbringen,
Die in die Knospen schleicht als Todeswurm!
Des Edlen Seele kann sie nicht vergiften,
Doch konnte sie des Helden Leib bezwingen,
Der einst in Schlachten stand stark wie ein Turm!
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IX.
Die Schlange, die Laokoon zerrissen,
Entriß auch ihn uns, der vom heil’gen Grale
Ein Ritter, gottgeweihte Ideale
Im Herzen barg und seines Volks Gewissen.
Gewillt war er, das Banner hoch zu hissen
Auf höchster Zinne, das so lang im Thale
Wir bergen mußten; - doch, aus bitt’rer Schale
Mit Leid getränkt, nun starb er in den Kissen.
Um seines Streben letztes Ziel betrogen,
Den würdigsten des schönsten Lorbeerreisers
Sah’n unsern Friedrich wir gen Wallhall flieh’n.
- Ein Zeichen schien es fast, Du sei’st, gewogen,
Mein Volk, - zu leicht befunden worden eines Kaisers,
Der Dich zur Freiheit dachte zu erzieh’n!
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X.
Weh Dir mein Volk, wenn Deiner Jugend Träume
Selbst Jünglinge mit Flaum am Kinn verlachten!
- Mit greisenhaftem Unverstand verachten,
So scheint’s, sie heil’ge Hoffnungen als Schäume.
Entrüstet schütteln drob die Eichenbäume,
In deren Schatten wir Gelübde brachten
Den Jahrestagen alter Freiheitsschlachten,
Die alten Häupter, und die Sternenräume
Vernehmen ihr Gelüster, und wie Klagen
Durchhallt ein Echo lichte Himmelssitze,
Auf denen großer Ahnen Geister thronen;
- Aus Wolkenknäu’ln seh’ ich gespenst’ge Blitze
Noch lautlos schwefelgelbe Zacken schlagen
Nach jenen Zinnen, wo die Spötter wohnen.
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XI.
O Macht des Bösen! Wenn die Völker kranken,
Wird Freiheit siech, welk Schönheit, Wahrheit blind,
- Wie eine Raupe sich um Rosen spinnt,
Schlägt plumper Wahn in Fesseln den Gedanken!
O Schicksalsnacht, vor der die Säulen sanken
Der Tempel von Athen, Rom und Korinth,
Macht der Zerstörung, deren Sturmeswind
Dem Schiff des Staates rüttelt an den Planken!
Der Dejanira liehst Du dein Gewand,
Das giftige, um Herakles zu töten;
Du strecktest meuchlings nieder in den Sand
Achills und Siegfrieds Stärke, ihn zu röten
mit edlem Herzblut; - Du füllst uns mit Nöten
Und Kümmernis den Kelch jetzt bis zum Rand.
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