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Sonette - in 12 Runden zu 14 Gedichten - 11 Philosophie
#1
Philosophie

Widmung
Dem Naturgeschichtsprofessor Nowak in
„Das goldene Buch der Weltliteratur“.


Du hast im goldnen Buche der Natur
Gelesen oft mit Fleiß und heißem Trachten;
Mit Recht: denn ihr Gesetz zu höchst nicht achten,
Hieß’ arg verfehlen der Erkenntnis Spur.

Und doch ist Gott nicht Außenschöpfung nur!
der Menschheit tausendjähr’ge Geistesschlachten,
ihr Denken, Hoffen, Ringen, Wünschen, Trachten
Sind göttlich auch, sind gleicherweis Natur.

Drum, willst du ganz der Schöpfung Bild gewinnen,
Mußt von des Äußern Forschung und Erfahrung
Du auch des Innern Stimmen dich besinnen.

Im goldnen Buch des Schrifttums mußt du blättern,
Dann wird dir zwiefach Gottes Offenbarung:
In Zügen der Natur, in Menschenlettern.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Philosophische Stationen

Als ich ein kleines Kind noch war an Jahren,
Da hab’ ich oft die Hände fromm gefaltet,
Zum Schöpfer betend, den ich selbst gestaltet,
Vor allen Übeln gnädig mich zu wahren.

Doch tiefer sinnend, hab’ ich bald erfahren,
daß keine Gottheit außerweltlich schaltet,
Daß blind gigantisch Unbewußtes waltet,
Und trotzig wurde künftig mein Gebahren.

Doch auch der letzte Wahn ist nun zerstoben,
Der klügste noch von all dem hohen Spotte,
Den je die Weisen über Gottheit lallten:

Zum Unnahbaren hab’ ich mich erhoben –
Und wieder muß ich fromm die Hände falten,
Ein neues Kind vor einem neuen Gotte.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
Die Philosophen

Einst hatt’ ich Spott nur für die Weisen, Denker,
Die stets das Weltall uns aufs neu’ gebären,
den eignen Balg den echten stets erklären,
Sich wechselseits und all’ der Wahrheit Henker.

Ich wußt’ ja längst, daß all die Weltversenker
Uns nimmermehr die letzte Weisheit lehren;
Doch nicht, wie tiefen Einblick sie gewähren
Ins Menschen-Ich, als dessen Deuter, Schenker.

Heut’ weiß ich: hebt auch keiner je den Riegel
Der Wahrheit, sind sie all’ doch ihres Lichtes
Weit mehr, denn andre Menschen, treue Spiegel.

Drum wieder ehr’ ich heut’ die Philosophen,
Zwar nicht als Deuter allen Weltgedichtes,
Doch seiner größten uns bekannten Strophen.



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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