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Sonette - in 12 Runden zu 14 Gedichten - 06 Gesprengte Ketten
#1
Gesprengte Ketten

Das Unmögliche


Ich habe auch die Meinung stets vertreten,
Daß neben seinem Schaffen, Denken, Dichten
Der Künstler soll’ ein täglich Werk verrichten,
Ihm unerwünscht manchmal, stets unerbeten.

Ich weiß, im Grübeln, nie gestörten, steten,
Liegt für des Grübelns Frucht das Heil mit nichten;
Ich weiß, daß läßt’ge Stürme kleiner Pflichten
Stets heilsam in die Glut der Sehnsucht wehten.

Nur restlos aufgehn im gemeinen Wirken,
Das kann ich nicht, und fühl, mich drob nicht richtbar:
Denn mit mir selbst nur ist mein Drang vernichtbar.

Peitscht mich aus meines Denkens Lichtbezirken,
Ich werde Qualen, Martern, Tod ertragen,
Nur Eines nie: dem höhern Selbst entsagen!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
Im Krähwinkel

Wir sind nicht immer, was wir könnten sein,
Wir sind Geschöpfe äußrer Machtgewalten;
Es kann der Größte sich nicht groß erhalten,
Wirkt fort und fort nur Kleines auf ihn ein.

Was macht mir die Erkenntnis nicht für Pein,
Hier, wo ich mich vergebens möcht’ entfalten!
Ich will mich groß und muß mich klein gestalten,
Nur weil ringsher das Leben wurmhaft klein.

In Freiheit, in Theatern, großen Städten,
Wie wuchs ich auf, wie wußt’ ich aufzuleben,
Wie fielen ab des schnöden Alltags Ketten!

Und hier gelingt mir kaum das schlichte Streben,
Mein armes Ich im Werkeltag zu retten,
Geschweig’ auf Geistes reinen Höhn zu schweben!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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