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Die Mutter bei dem Tode ihres Kindes (3)
#1
Die Mutter bei dem Tode ihres Kindes.
(Nänie am Grabe Ihrer Königl. Hoheit,
Maximiliana Josepha, Prinzessin von Bayern.)


Mein Gott! mein Gott! o laß mich nicht verzagen!
Nimm ihn hinweg, den Kelch der bittern Leiden!
Beglückte Mutter war ich; zu beneiden
War noch mein Loos vor wenig kurzen Tagen, -

Und - wehe! - nun, - wie bin ich zu beklagen!
Ach, trostlos! daß mich selbst die Thränen meiden.
Mein Kind, mein theures Kind! du mußtest scheiden!
Herr, nimm die Qual; ich kann sie nicht mehr tragen!

Gib mir zurück sein Lächeln, Kosen, Scherzen;
Sie sind mein Lohn, ich kann ihn dir nicht borgen !
Ich trug's ja bang' einst unter diesem Herzen,

Bewacht' ihm treu des Lebens goldnen Morgen,
Ihm galten meine Lieb' und meine Schmerzen,
Ihm tausend Müh'n und tausend zarte Sorgen.


II.

Dein Wille soll geschehen, nicht der meine!
Befielst du mir, den herben Kelch zu trinken,
Sieh, Vater, mich gehorsam deinen Winken!
So sprach der Sohn, der heilige, der reine,

Als kalten Angstschweiß dort mit blut'gem Scheine
Die Erde sah von seiner Stirne blinken;
Dort, als er auf sein Antlitz mußte sinken,
Von Todesfurcht durchschauert die Gebeine.

Herr, gib mir Kraft, auch mich so zu ergeben;
    Laß meinen Muth im Kampfe nicht erschlaffen;
    Hilf der gebeugten Seele sich erheben;

Umgürte sie mit deines Glaubens Waffen!
  Ach, nicht allein vermag zu widerstreben
  Ein Mutterherz, das du so weich geschaffen!


III.

Erbarmer! Dank! Du hörtest auf mein Flehen;
Ausrufen kann mein Mund mit Hiob, dem frommen:
Du gabst mein Kind mir, du hasts mir's genommen ;
Es wird aus seinem Grab' einst auferstehen!

Ja, Herr, dein Wort wird in Erfüllung gehen;
    Es wird, es muß die große Stunde kommen!
  Wenn jenes Tages Morgenschein entglommen,
  Dann werd' ich, liebes Kind, dich wiedersehen,

Dich seh'n, wo diesen Erdenleib verklären
Mein Gott wird, dort in Edens ser❜gen Auen!
Nicht lange wird die Zeit der Trennung währen,

Kurz ist des Lebens Traum, den hier wir schauen.
Getroft, getrost! dann trocknet ihr auch, Zähren,
Die nie versiegend jetzt der Wang' entthauen.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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