Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Zwei Sonette nach Kügelgen’s Gemälden (2)
#1
Zwei Sonette nach Kügelgen’s Gemälden

I.

Belisar und der Knabe


Es kracht der Wald und heil’ge Fichten splittern,
Der Donner rollt durch schwer bedrängte Auen:
Da steht, furchtlos beim allgemeinen Grauen,
Der blinde Greis in tobenden Gewittern.

Nichts kann sein großes Heldenherz erschüttern,
Des Blitzes Glut vermag er nicht zu schauen,
Dem Wüten der Natur kann er vertrauen,
Vor Menschentücke muß der Held erzittern.

Der Knabe, der ihn führt, sinkt betend nieder,
Das junge Herz verzagt im Flammenwetter,
Er streckt die Arme jammernd himmelwärts.

Doch Belisar ermuntert schnell ihn wieder;
Er fürchtet nicht den Zorn gerechter Götter,
Und neuer Mut durchströmt des Knaben Herz.

 

II.

Saul und David


Ernst sitzt der Fürst, die Stirn in düst’ren Falten
Er kann der Qual des Herzens nicht entfliehen.
Es starrt der Blick und finst’re Bilder ziehen
Durch seine Brust in nächtlichen Gestalten.

Da tönt des Knaben Spiel mit süßem Walten,
Die Stimme schwebt in heil’gen Harmonien,
Es wogt das Lied und Himmelstöne glühen,
Die einklangsvoll der Seele tag entfalten.

Und plötzlich wacht der Fürst aus seinen Träumen,
Und ihn ergreifst ein längst entwöhntes Sehnen,
Ein Strahl der Liebe zuckt ihm durch das Herz. –

Die zarte Blüte sproßt aus zarten Keimen,
Getröstet von der Jugend frommen Tränen,
Löst in des Greises Seele sich der Schmerz.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste
Forenfarbe auswählen: