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Sonette an Amanda
#1
Sonette an Amanda


1.

Gewährung des Wunsches


Zum Himmel streckt' ich flehend oft die Hände,
Das unbekannt Ersehnte zu erbitten;
Ihr Götter, rief ich, viel hab' ich gelitten,
Gebt, dass in Ruhe meine Sehnsucht ende.

Dass Zeus im Traum mir das Erflehte sende,
Glaubt' ich, als du, die Hohe, kamst geschritten,
Und als ich mit dem Zweifel lang gestritten,
Glaubt' ich noch, dass mich süsser Wahn verblende.

Doch Wahrheit war es, und vor ihren Strahlen
War meiner Zweifel düstre Nacht verschwunden,
Und Ruhe kühlte meine heissen Wangen.

Und ach! ein ängstlich quälendes Verlangen,
Hat ihrem sanften Schoosse sich entwunden,
Und mich erfüllt mit unbekannten Quaalen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
2.

Das höchste Schöne


Die Götter in der Seeligkeiten Fülle,
Unwandelbar auf ihren ew'gen Thronen,
Sie fühlen Ruh in ihrem Busen wohnen,
Und schaun auf uns herab in ernster Stille.

Des edlen Sterblichen allmächt'ger Wille
Schwingt sich hinauf zu des Olympos Zonen;
Der Götter Ruhe, nicht der Götter Kronen
Wünscht er, dass sie sein ew'ges Sehnen stille.

Du aber zeigst in Blick und in Geberde,
Verbunden schwesterlich, in That und Worte,
Der Gottheit Ruhe mit des Menschen Sehnen,

Denn ruhig heiter wallend auf der Erde,
Blickst du voll Sehnsucht nach des Himmels Pforte,
Und zeigst uns so das Bild des höchsten Schönen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
3.

Gefühl der Heimath


Oft glaubt' ich bey des Busens bangem Wallen,
Dass ich ein armer Fremdling sey hinieden,
Drum hatt' ich von der Welt mich abgeschieden,
Und sehnte mich, zum Vaterland zu wallen;

Da hört' ich deiner Stimme Silber schallen,
Da sah' ich deines Lächelns süssen Frieden,
Da liessest du den Strahlenblick dem Müden
Erhellend in der Seele Dunkel fallen.

Und als erwacht' ich froh aus bangen Träumen,
Blickt' ich umher, und sah die Fluren grünen,
Und lächelte sie an mit süssem Grauen.

Die Heimath fühlt' ich in der Erde Räumen,
Und rief, als wär' mir Gottes Glanz erschienen:
Hier ist es schön, hier lass uns Hütten bauen.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
4.

Der Abend


Es schlief der Abend auf den stillen Auen,
Doch glänzten hell der Sterne wache Blicke;
Dass Lunens Strahl des Haines Nacht durchzücke,
Liess Zephyr ihn durch rege Blätter schauen.

Da gieng ich neben dir in süssem Grauen,
Und mächtig zog michs nach dem Götterglücke
An deiner Brust - doch schaudert' ich zurücke,
Und konnte mich der Hoffnung nicht vertrauen.

Da traten wir hervor aus stillem Haine,
Im Mondenduft glänzt' uns das Thal entgegen,
Und Freudenthränen sah ich dich vergiessen.

Und wie ich so dich sah, du göttlich Reine,
Fühlt' ich von keinem Trieb mich mehr bewegen,
Und meine Brust in Melodie'n zerfliessen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
5.

Amors Launen


Mir ist so wohl, mir ist so weh, so bange!
O höre mich - doch nein, ich kann's nicht sagen,
Ich möchte jubeln, und erhebe Klagen,
Ich wünsche - doch wer sagt, was ich verlange?

Wie eilig flieht die Zeit - wie ewig lange
Währts, eh die Horen mich zum Ziele tragen.
Unendlich Land bestrahlet Phöbus Wagen,
Doch nirgends find' ich Raum dem ew'gen Drange.

Ich eile fort, da heisst das Herz mich weilen,
Ich weil', und Hoffnung treibt mich an zum Scheiden,
Ich lächl', und fühl' im Auge Thränen beben.

So kann ich Amors Händen nie enteilen,
Er ist ein Kind, und findet seine Freuden,
Den Launen seiner Kraft sich hinzugeben.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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