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Hölmann, Christian: Als sie mit zu grabe gieng
#1
Christian Hölmann
1677 -1744


Als sie mit zu grabe gieng

Es gieng die Lesbia nechst hinter einer leiche /
Aus ihrem auge fiel ein strahl der traurigkeit /
Um ihre schultern lag ein weisses schleyer-kleid /
Nur auff den wangen sah' ich frische rosen-sträuche /

Ich dachte: diese tracht ist ja selbst nicht gleiche /
Es hat den ganzen leib die wehmut überschneit /
Wie daß die rosen denn hier auch nicht abgemeit /
Ist das nicht wieder der begräbnisse gebräuche?

Vielleicht wird's schon allhier so gewohnheit seyn /
Daß bey der leiche man auch kan geblüme führen /
So solte mich fast bald die seele selbst nicht reun /

Wenn ihren leich-proceß dein blum-werck wolte zieren /
Ich stürbe heute noch auff dir / als blosser erden /
Wenn deine blumen nur gefährten wolten werden.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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