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Stolle, Gottlieb: Von Melindens munde
#1
Gottlieb Stolle
1673 - 1744


Von Melindens munde

Allzugeringe faust! unwürdiges papier!
Ich weiß Melindens mund nicht lebhafft abzuschildern:
Es schickt mein pinsel sich nicht zu dergleichen bildern,
Und ein nur blasses blat faßt keine solche zier.

Es starrt, o schönster mund! so mund als hand vor dir,
Denn meine poesie will allbereits verwildern;
Doch dein gelinder kuß kan alle härte mildern:
Und wen dein othem rührt, der tritt getrost herfür.

Wohlan! so sey es denn: Die farbe deiner lippen
Steigt höher, als die pracht von den corallen-klippen,
Und wer im tode liegt, den macht ihr feuer frisch.

Zwar andern schlägt die brust weit eine süßre wunde;
Allein ich bin vergnügt, hab ich auf deinem munde,
Du andre Helena! nur einen freyen tisch.

.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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