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Der Fluch der Sirene
#1
Der Fluch der Sirene

Bemüh’ dich nicht für dich alleine zu singen,
du ahnst nicht zu wem du dein Liebeslied trägst,
welchem Herz du den Rhythmus, den Lebenstakt schlägst;
doch derselbe Wind wird dir einst Nachrichten bringen.

Und während du noch die Bedeutungen wägst,
zagt die Stimme, erstickt jäh dein selbstlautes Klingen,
doch kannst seine Wirkung nie wieder bezwingen,
da du jeder Welle ihr Klangmuster prägst,

bis sie irgendwo auf jemand Fühlenden stößt.
Wen der Ton trifft, der hebt keine Stimme dagegen;
zerflossen sein Wille, dem du eingeflößt

den Gesang, und in Trance schwimmt er dir leicht entgegen.
Du betest, daß sich keine Silbe mehr löst,
aber stumm wirst du dennoch die Lippen bewegen.




http://sonett-archiv.com/forum/audio/Flu...Sirene.mp3

.
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#2
(29.01.2007, 11:42)ZaunköniG schrieb: Der Fluch der Sirene

Bemüh’ dich nicht für dich alleine zu singen,
du ahnst nicht zu wem du dein Liebeslied trägst,
welchem Herz du den Rhythmus , den Lebenstakt schlägst;
doch der selbe Wind wird dir einst Nachrichten bringen.

Und während du noch die Bedeutungen wägst,
zagt die Stimme, erstickt jäh dein selbstlautes Klingen,
doch kannst seine Wirkung nie wieder bezwingen,
da du jeder Welle ihr Klangmuster prägst,

bis sie irgendwo auf jemand Fühlenden stößt.
Wen der Ton trifft, der hebt keine Stimme dagegen;
zerflossen sein Wille, dem du eingeflößt

den Gesang, und in Trance schwimmt er dir leicht entgegen.
Du betest, daß sich keine Silbe mehr löst,
aber stumm wirst du dennoch die Lippen bewegen.

hui, das gefällt mir. ich assoziierte sofort Kafkas Schweigen der Sirenen und las es weg wie nüscht.

hallo ZkG

nach Rhythmus hast du die Leertaste einmal zu oft gedrückt.
der selbe / derselbe sähe ich lieber zusammen geschrieben (du sprichst es ja auch ohne Pause dazwischen aus).

ob "Bemühe dich nicht alleine zu singen," nicht besser klänge?

Zuckerbergs Facebook ist wieder viel zu nah und bei „Und während du noch die Bedeutungen“ hast du dich vom Micro abgewandt.

klanglich etwas unschön empfand ich das leicht kakophonische „doch … da du“ am Ende des zweiten Quartetts.
Vorschlag:
Und während du noch die Bedeutungen wägst,
zagt Stimme, erstickt sich dein selbstlautes Klingen -
du kannst deren Wirkung nie gänzlich bezwingen,
da Welle für Welle ein Klangmuster trägt,


alles andere gefällt mir sehr. auch wie du den Jambus brichst um der metrischen Harmonie den Garaus zu machen.

Gruß
Alcedo
Come build in the empty house of the stare
- Yeats -
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#3
Hallo Alcedo,

Mit der Rechtschreibkorrektur hast du recht, auch wenn sich mir gerade nicht erschließt, warum "derselbe" zusammen gehört, aber wie so oft in der Sprache, ist sie mehr von Konventionen, als von Regeln geleitet.

Metrisch war aber nie die Absicht den Jambus zu brechen.
Vielmehr sollte es durchgängig daktylisch, amphybrachisch betont werden, also mit regelmäßig zwei unbetonten Silben zwischen den Hebungen.

Bei der Eingangszeile überzeugt mich dein Vorschlag nicht. Rein akustisch, mag der besser klingen, aber die Bedeutung verschiebt sich doch etwas.
Wenn ich alleine singe, dann singt keiner mit. - Wenn ich für mich alleine singe, dann soll es auch niemand hören, und der Aspekt ist hier wesentlich.

Gruß
ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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