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Sonett-Panorama
#1
Und wieder eine Premiere im Forum,

Nach meinen Haiku-Sonett-Zwitter und Telesticheen nun also Konis Sonett-Panorama.

Das formale Grundprinzip an dieser Stelle nochmal zitiert:

Die jeweils letzten Silben der Verszeilen eines Sonetts, werden zu den Anfangssilben der Verszeilenm eines Folgesonetts.
Im Prinzip lässt sich so eine beliebig lange Folge aus Sonetten erzeugen oder auch ein geschlossener Kranz.
koni schrieb dazu von "beliebiger Länge", seine Entscheidung für 11 Sonette nach der Anzahl der Silben in einem klassischen 5-hebigen Jambus mit weiblichen Endungen klingt aber geradezu zwingend logisch.

Ich möchte diesen Tread eröffnen um die grundsätzlichen Möglichkeiten (und Unmöglichkeiten) der Form zu beleuchten. Inhaltliche Kritik oder Anregung gehört unter den Originaltext.

Die gewählte Kranzform schreit praktisch nach einer Art Meistersonett, wie wir es aus dem klassischen Sonettenkranz kennen. Das geht freilich nicht nachträglich hineinzubasteln, aber für etwaige Nacheiferer kann man mal überlegen wie es aussehen müßte.

Analog zum normalen Sonettenkranz müßte man wohl die erste Zeile des Meistersonetts aus den 11 Endsilben (oder Anfangssilben) der jeweils ersten Zeilen gebildet werden, analog dazu die zweite Zeile....

Handwerklich sicher eine größere Herausforderung als ein normaler Sonettenkranz, aber nachdem sogar Palindrom-Sonette geschrieben wurden, sollte man mit der Vokabel "Unmöglich" vorsichtig sein.

Wenn ich den Gedanken weiterspinne kommt ein wesentliches Problem in Zeile Zwölf, denn plötzlich habe ich keine Silben mehr zur Verfügung.
Daraus ergibt sich zweierlei. Erstens müsste natürlich der Kranz selbst aus 14 Sonetten bestehen um die Zeilen des Meistersonetts zu füllen, woraus aber zweitens folgt, dass die Verszeilen 14 Silben haben müssen, denn es sollen ja im Meistersonett alle Endsilben verwendet werden.

Vom klassischen 5-hebigen Jambus müsste man sich also verabschieden. Das ist Bedenkenswert, aber kombinatorisch kein grundsätzliches Hindernis.


So wäre die Endsilbe des Ersten Zeile des Meistersonetts gleich der letzten Silbe des 1.Sonetts, der Reim dazu, also die Endsilbe der vierten Zeile ent(spricht der Schlußzeile des 4.Sonetts. Das geschieht also analog zum normalen Sonettenkranz. Dafür dass hier nicht die ganzen Zeilen genutzt werden, entsteht hier die Schwierigkeit, dass die Silben an anderer Steller eingebaut werden müssen.

Wie oben erklärt müssten die Zeilen 14-silbig sein. Die Endsilben sind also die jeweils 14ten.
Die dreizehte Silbe der Anfangszeile des Meistersonetts beispielsweise taucht als Endsilbe der dreizehten Zeile im Sonett 1 wieder auf, die zwölfte als Endsilbe der Zwölften Zeile des 1. Sonetts. etc. ...
Der Kranzkorpus sollte so vergleichsweise leicht zu konstruieren sein. Für das Meistersonett bedeutet es allerdings, dass haufenweise Binnenreime benötigt werden, denn ein Sonett, nur aus Schlußsilben gebildet, erzwingt das Binnenreimschema abbaabbacdcdcd für jede einzelne Zeile!
untereinander müssen die Zeilen zwar nur am Ende reimen, aber die Einzelzeilen zu konstruieren dürfte für die meisten Dichter ein unüberwindliches Hindernis sein.

Vielleicht muß man aber auch nur wie bei Palindromen oder Schüttelreimen sein Denken erstmal in diese Richtung trainieren.

Ich selber belasse es zunächst bei der theoretischen Vorarbeit...


Viel Spaß beim Knobeln.

ZaunköniG.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
danke lieber ZaunköniG! Smile

ja, hat spaß gemacht; hat ein bisschen was von einem akrostichon-sonett beim schreiben. was für mich problematisch war: dass einfach die worte ausgingen mit unbetonter silbe am anfang. aber man kann sich mit den artikeln z.b. gut weiterhelfen.

alleinstehend funktionierts natürlich auch und verdeutlicht auch gleich das system:

ein gewinde
so soll mans tun, es ging noch immer weiter.
termiten fressen bauten, bauten wälder;
der mann in ihr bestellt nicht nur die felder;
der stellt auch nach; er ist ein angeheiter-
ter, der sich auch verliebt. die eine, die er
erfuhr, sei in ihm drin; er sei ihr opfer,
verblute aus ihm raus. „bist du der tropfer?
vertrockne uns doch feucht bis fröhlich!“, spie er;
er komme dann, sobald es besser ginge.
gefangene im bauch sind so verschieden:
den einen ziehts zum arsch und sie zum torso
(so wechselten die beiden seiten, mieden
den drang nach unten). falls sie sie empfinge,
gebärte er für sie (der kindchen frohr so).
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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#3
Hallo Koni,

Dieses Gewinde ist aber im Grunde wieder eine andere Form.

Als "monosonettes Panorama" wären die Anfangs- und Schlußzeilen nicht versetzt, oder?

LG ZaunköniG
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
(20.09.2013, 11:32)ZaunköniG schrieb: Hallo Koni,

Dieses Gewinde ist aber im Grunde wieder eine andere Form.

Als "monosonettes Panorama" wären die Anfangs- und Schlußzeilen nicht versetzt, oder?

LG ZaunköniG

ja, das stimmt.
wann immer ich eine möwe vor meinem fenster sehe weiß ich: ich bin am festland oder zumindest in festlandnähe.
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