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Sonetten vom Schliersee.
#1
Sonetten vom Schliersee.

1.
Abschied


Der Stadt entflieh' ich, und ins freie Leben
Reißt's mich mit Sturmes-Kraft hinaus, hinaus!
Da lebt sich's lustig unter Saus und Braus,
Ob Wölklein auch die heit're Stirn' umschweben!

Da beut der Garten mir holdsüßen Schmaus,
Und ihre Früchte reichen schlanke Reben,
Da läßt entsorget sich der Becher heben,
Den Müden stärkt der Schlaf im wald'gen Haus!

Lebt wohl, ihr meines Kerkers dumpfe Mauern!
Soll ich mein Leben denn in euch vertrauern,
Nicht dürfen, wenn mich lockt die traute Ferne?

Leb' wohl, o Ida, einzig Du die Meine,
Ach, Du kennst nicht die Thräne, die ich weine,
Die schmerzvoll ich vergieße, und doch gerne,


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
II.

In's Gebirg.


Genug hab ich gelebt im ebnen Lande,
Drum ins Gebirg'," auf lichte Felsen-Höhen,
Bo Balsambüfte reiner mich umwehen,
Und ich ins Weite schau” vom Felfenrande!

Da athme näher ich dem Sterngewande,
Kann schwindelfrei ins Weltgetümmel sehen;
Ob, mich umtanzend, Welten auch vergehen,
Ich stehe aufrecht auf der steilen Kante;

und schau, wie flüchtig unter meinen Füssen
Sich Wasser sammeln, und ins Thal ergießen,
Und wie die Hütten mehr und mehr erblassen!

Drum ins Gebirg'! Wo sich die Felsen heben,
Ersteht ein freies, lustentflammtes Leben;
Soll ich mich von der Ebne beugen lassen?


.
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#3
III. ⠀

Die vier Jahreszeiten am Schliersee.

Frühling.


Des Winters Hülle floß zu Wasser hin!
Im Leuchtenden Gewölk steigt Phöbus nieder,
Ein neuer Odem frischt die matten Glieder,
Der Lenz beginnt, und Wald und Flur wird grün!

Still wogt der See, im Hain erklingen Lieder,
  Vom gold'nen Schimmer rings die Hügel glüh'n,
    und Veilchen und die Schlüßelblumen blüh'n,
    Maiglöcklein läuten freundlich her und wieder!

Der Frühling kommt auf blumenvollen Wegen,
  Vom Purpurglanz und lichten Gold umfloffen,
  Ihm reicht die Erde Blütenkränz' entgegen.

Der Senne fährt zur Alp' auf Felskolossen,
Und treibt sein Vieh zu düftereichen Weiden;
Und Alles fühlt des jungen Lenzes Freuden!


Sommer.

Die matte Heerde sucht der Alpe Kühle,
Der Sommer drückt, in Glut getaucht, die Auen,
Drückt Blümchen, die am Silberbache blauen,
Und ach! umgibt den Hain mit tiefer Stille !

Den frommen Landmann trügt nicht sein Vertrauen,
  Den Schnitter lockt die Aehr' in voller Hülle,
    Der Bäume Stolz dehnt seiner Wipfel Fülle,
  Vom Golde süßer Früchte voll zu schauen!

Mit neuem Reiz durchirret Flur und Garten
    Jest Flora, ihre Kinderschaar zu warten,
    und lacht in Lilien, Rosen, lacht in Nelken!

Dein Glanz, o Sommer, reizet Aug' und Herzen,
Doch unwillkührlich klagt's in tiefern Schmerzen:
,, muß denn diese Pracht so schnell verwelken?" —


Herbst

Wilkommen mit der Früchte süßen Spenden,
Willkommen, Libers Freund, mit Rebengrün umlaubt;
Wir fleh'n den Göttertrank aus deinen Händen,
Geschmückt mit grünem Epheu Bruft und Haupt. -

Der ist ein Thor, der, o des Wahnsinns, glaubt,
Zu därben sei, zu geißen, bis wir enden!
Denn ach! Atropos strenge Scheere raubt
Bald, was wir unvergänglich wähnten.

Und schon verstummt sind frohe Schnitter-Lieder,
Der Senne kehrt von todter Alpe wieder,
Die Quelle rieselt dumpf in engen Räumen;

Und falbe Blätter fallen von den Bäumen,
Vom Nordwind angehaucht! Herbstnebel steigen,
Um alle Reize der Natur zu beugen! -


Winter

Die finstern. Schläfe rauh mit Sturm umwunden,
Wer naht ernsthaften Schrittes? Wer der Greis ?
Den Scheitel deckt der Jahre glänzend Weiß,
  Die Rechte hemmt des Tages lichte Stunden!

Er winkt! Und sieh' zu starrem Silber-Eis
Ist jest der Quelle Plätschern. festgebunden ;
Des Winters Hauch schlägt Wäldern tiefe Wunden,
Die Erde kleidet Schnee auf sein Geheiß

Der Hain ift todt! Und Philomelens Lieder
    Ertönen nicht! Kein Blümlein läßt sich sehen,
    Es will kein Zephyr Balsamdüfte wehen.

Sanft leuchtet Luna auf der Berge Höhen,
Doch strahlt kein See ihr bleiches Antlig wieder,
und düster blickt sie auf die Fluren nieder.

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#4
IV.

Das Josephsthal bei Schliersee.


O schönes Thal, wo süße Freuden thronen,
Mit Rosengluten holde Weste spielen,
Durchhallt vom Klapperton regsamer Mühlen,
Wo fette Weiden Hirt und Heerde lohnen, -

O Thal, dich schäß' ich mehr, als Fürsten: Kronen;
Denn lieblich ist's, im Schatten sich zu kühlen,
und deine Zauber, o Natur, zu fühlen,
Kann ich mit Ihr doch eine Hütt' bewohnen!

Gönnt mir, o Götter, lange diese Wonnen!
Laßt stets mir heiter lächeln eure Sonnen,
Und Trauerwolken nie sie ganz verhüllen.

Und einen Wunsch noch möget ihr erfüllen,
Ein spätes Grab im Inselhain, dem stillen,
Wenn einst im Lebensborn der Queйk verronnen.

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#5
V.

Phantasie Gemälde.


Hold wölben sich zur Laube junge Rosen,
Und silbern scherzet über Kies die Welle,
Dicht grünt der Matten kurzes Gras, und helle
Ertönt von wald'ger Höh' des Gießbachs Tosen!

Mit Florens Kindern zart Zephyre kosen,
Beichtflatternd wiegt am Bach' sich die Libelle,
und bunte Schmetterlinge flattern schnelle,
Der Käfer schwirrt am Sumpf, dem blumentosen.

Wie? Täusch' ich mich? Die Grazien entschweben
  Zum schwesterlichen Tanz', ein neues Leben
    Sie in der Liebe Einigkeit erstreben.

O daß wir deine Hand, Urbino, hätten,
  Zu malen, wie jezt lose Amoretten
    umschlingen Liebende mit Rosenketten!

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#6
VI.

Mein Lebewohl.


So lebt denn wohl, ihr zaub’rischen Gefilde !
Lebt wohl ihr Matten und ihr dunklen Haine
Leb' wohl, mein Thal, ihr Bergeshöh'n, wo reine
Luft mir so oft erglühte Wangen kühlte; ·

Ihr Höhlen, Felsen und bemoosten Steine,
  Wo oft ich einsam saß mit Ihrem Bilde,
    Die Nachtigall am Gießbachs Sturz so milde
  In Schlummer mich gewiegt bei Lunas Scheine;

Leb' wohl, du See mit deinen kühlen Wogen,
    Leb' wohl, du traute Insel, sanft umzogen
  Von Blumenleichen auf den klaren Wellen, -

Lebt wohl, ihr schönen Alpenkinder! Nimmer
  Seh' ich der Fluren Reiz im Perlenschimmer,
    Hör' nimmer rauschen über Kies die Quellen! -



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