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Hundeiker, Max: Kitschsonett (2)
#1
Max Hundeiker
© beim Autor


Kitschsonett

I.


Manch einer meint, er müsse Verse machen,
der sicher nicht aus böser Absicht handelt,
doch jedes Ideal zu Kitsch verschandelt.
Der bringt die Leser noch vielleicht zum Lachen.

Doch der reizt mehr zum Grauen als zum Lachen,
der Reim und Rhythmus zu Gestammel wandelt,
der Unsinn schreibt und den als Kunst verhandelt,
um mit den Eitlen sein Geschäft zu machen.

Wenn Lyriker den Lesern unterstellen,
dass sie ihr Wortgeklingel nicht durchschauen,
so sollten  die sich doch viel eher schämen,

als Laiendichter, die in vielen Fällen
wohl allzu sehr auf ihr Gefühl vertrauen,
stets in Gefahr, sich selbst zu ernst zu nehmen.


II.

Der Kitsch ist für die meisten unentbehrlich.
Drum schreibt von ihm nicht immer so verächtlich!
Sein Wert für viele ist doch sehr beträchtlich.
Manch einer lebt davon auch gut, ganz ehrlich!

Denn während wahre Künstler wohl beschwerlich
Um Neues ringen und vielleicht noch nächtlich
Darüber grübeln, leben durchaus rechtlich
Mit nachgemachten Formen andre herrlich.

Da kann das Pathos manchmal überschießen
mit stets zu starken Wörtern, wie George,
und Monstersätzen, wie bei Thomas Mann.

Die Grenzen zwischen Kitsch und Kunst verfließen!
Nur selten macht sich solch ein Schreiber Sorge,
was er den Lesern wohl noch bieten kann.

 

Ältere Varianten in „Sprachlos“, AT: Münster 1991


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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