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Jungbronnen (2)
#1
Jungbronnen

I.


Tief in dem dunkeln Wald, dem immergrünen,
Springt eine wunderbare, klare Quelle,
In Gras und Blumen ruht die Spiegelwelle,
Zum Bade labend alle, die erschienen.

Die Jugend steiget aus dem Bad, an Mienen
Und Antlitz wunderbar verschönt, zur Stelle,
Die Alten, krumm und lahm aus düst’rer Zelle,
Geh’n heim vom Bad verjüngt als kühne Hünen.

Ach, wer den Weg dahin erkunden könnte,
Im Zauberbronn zu frischen alte Glieder
Und Jugendkraft und Jugendlust zu finden!

Ein Sagentraum, dem Wahrheit nur vergönnte
Die schöne Göttin in dem Reich der Lieder,
Wo Sehnsucht und Erfüllung sich verbinden.


II.

Der Brunnen ist’s der Poesie, der klare,
Dem solche Kraft in heil’ger Welle lebt,
Daß Schönheit schöner noch sich ihm enthebt,
Und Häßliches als schön sich offenbare:

In seinem Rauschen klingt das Ewigwahre
Mit allem Reiz des Irdischen verwebt;
Wie hell sein Strahl zum Himmel aufwärts strebt,
Ruh’n tief im Grunde Räthsel, wunderbare.

Wer je in seinen Wellen untertauchte,
Verjüngt für ewig wird er auferstehen,
Unwandelbar in frischer Jugendschöne.

Ein neuer Adam, den der Geist durchhauchte,
Der über Wassern schwebt in Schöpferwehen,
Im Reich des Worts, der Formen, Farben, Töne.



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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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